detailed shot of a robotic arm with a fine metal grip at the tip, in black and white, made for high-precision tasks
iStock/Ignatiev
Digitalisierung Editorial Industrie

Ein Brückenbau zwischen Innovation und Partnerschaft

26.03.2025
von SMA
 Dr. Adam Gontarz,Mitglied der Geschäftsleitung Swissmem

Dr. Adam Gontarz
Mitglied der Geschäftsleitung Swissmem

Die Schweizer Tech-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie sowie verwandte Technologiebranchen) befindet sich in einem stetigen Wandel. Die Fähigkeit zur Innovation ist entscheidend, wenn sie künftig erfolgreich bleiben will. Technologische Innovationen – insbesondere in den Bereichen Quantentechnologie, Digitalisierung und Robotik – werden die Industrielandschaft tiefgreifend verändern. Diese Transformation ist für Unternehmen der Tech-Branche von entscheidender Bedeutung. Die Folgen sind gute Rahmenbedingungen und die Sicherstellung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Um dies zu erreichen, ist die Kombination aus technischen Partnern, Dienstleistern und Hochschulen essenziell.

Die globale Technologiebranche ist von Natur aus ein dynamisches Feld, das ständig von Innovationen und Veränderungen neu geprägt wird. Gleichzeitig ist sie durch regulatorische und ökonomische Unsicherheiten herausgefordert, die das Wachstum und die Entwicklung dieser Branche beeinflussen.

Ein zentraler Trend in der Technologiebranche ist die rasche Expansion der künstlichen Intelligenz (KI). Diese Entwicklung geht mit einem steigenden Bedarf an ökonomisch sinnvollem Einsatz einher. Besonders die neuesten regulatorischen Entwicklungen der EU üben hierbei einen starken Einfluss aus. Obwohl viele theoretische Ansätze sinnvoll erscheinen, erweisen sie sich in der Praxis oft als schwierig oder nur mit erheblichen Aufwänden realisierbar. AI Act, Data Act und der CRA sind Regulierungsinitiativen, die nicht vollumfassend definiert und auch unterschiedlich interpretierbar sind. Es ist ebenfalls zu beobachten, dass in Branchen wie Medtech, Pharma und auch im B2C-Segment der Einsatz von KI risikofreudiger erfolgt, während die Tech-Industrie generell eher risikoavers agiert. Diese Zurückhaltung ist teilweise durch Faktoren wie geringere Margen, hohe Kapitalausgaben (CapEx) und lange Nutzungsdauer von Produktionsanlagen bedingt. Unternehmen wie OpenAI und Google, die fortschrittliche KI-Modelle entwickeln, finden häufiger Anwendung in den risikofreudigeren Branchen als in der Fertigungsindustrie. Dennoch existieren vielfältige Anwendungsfälle von der Automatisierung in der Produktion bis zur Optimierung von Logistik und E-Commerce. Allerdings treiben diese Technologien nicht nur Effizienz und Produktivität voran, sondern schaffen auch Herausforderungen in Bezug auf Lizenzkosten, Daten-Governance, Cybersicherheit sowie ethische und arbeitsmarktpolitische Fragen.

Die Schweiz ist exportorientiert und die wichtigsten Märkte der Technologieindustrie – die Europäische Union, Asien und die USA – weisen jeweils spezifische Bedürfnisse und Herausforderungen auf. In der EU ist der Markt stark durch regulatorische Vorgaben geprägt, mit einem besonderen Augenmerk auf Automatisierung und Nachhaltigkeit. In den asiatischen Märkten hingegen stehen Kosten und Qualität im Vordergrund, neben bedeutenden Anwendungen in den Bereichen Rüstung, Automobilindustrie und Halbleiterfertigung. Die Trends in den USA sind deutlich durch technologische Innovationen bestimmt, mit einem verstärkten Fokus auf Effizienzsteigerung durch den Einsatz von Fertigungszellen, Robotik – einschliesslich humanoider Roboter – und Softwarelösungen. Auch hier sind die Sektoren Rüstung, Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und Halbleitertechnik von grosser Bedeutung. Global sehen wir aktuell die folgenden technologischen Schwerpunkte in unserer Branche:

  1. KI in der Produktion: Anwendungsfälle, wie KI branchenübergreifend erfolgreich implementiert werden kann.
  2. Automatisierung und Robotik: Integration von kollaborativen Robotern (Co-bots) und vollautonomen Systemen in Produktionsumgebungen, insbesondere deren Rollen und Effizienz.
  3. Sicherheit in Betriebstechnologie (OT) und Informationstechnologie (IT): Strategien und Lösungen zum Schutz von OT- und IT-Systemen, insbesondere im Kontext zunehmender Vernetzung.
  4. Konnektivität, Datenerfassung, Speicherung und Analytik: Technologien und Methoden zur Verbesserung der Konnektivität, Datenerhebung und analytischen Prozessen, die Rohdaten in handlungsrelevante Einsichten umwandeln.
  5. Mensch-Maschine-Interaktion: Innovativer Unterstützungsgeräte wie Augmented Reality für Sehhilfen und Exoskelette, die menschliche Fähigkeiten in interaktiven Umgebungen verstärken.
  6. Biologisierung in der Fertigung: Integration biologischer Prinzipien in Fertigungsprozesse – ein aufkommendes Spitzenfeld in der industriellen Produktion.
  7. Anwendung von Quantentechnologie in der Physik: Quantentechnologie mit ihren einzigartigen Eigenschaften in Bereichen wie Sensoren, Computing und Kommunikation.

Technologische Entwicklungen, regulatorische Anpassungen und globale Marktverschiebungen sind derzeit die zentralen Herausforderungen unserer Branche. Ihnen zu begegnen, erfordert eine kluge und aktive Vorgehensweise. Das Fach- und Branchenwissen ist für Organisationen sowie Unternehmen entscheidend und kann auf Besuchen von Technologie- und Leitmessen, wissenschaftlichen Konferenzen sowie dem Austausch in internationalen Gremien und mit Firmen konstant aufgefrischt werden. So sind auch wir von Swissmem stets auf dem neuesten Stand der Entwicklungen. Das befähigt uns, gezielt die Bedürfnisse der Mitgliedfirmen zu adressieren. Das Ziel ist, dass die Tech-Industrie weiterhin der Motor für Innovation und Wachstum bleibt.

Die vier Säulen – Digitalisierung, Technologie, Innovation und Politik – bilden das Fundament. Im technischen Bereich bietet der Verband Hilfestellungen und Expert:innenwissen. Bei regulatorischen Fragestellungen und der Normierung stehen «Good Practice»-Beispiele zur Verfügung. Bei der Innovation agiert Swissmem hingegen als Brückenbauer zwischen verschiedensten Akteuren, denn Innovation ist nicht als Einzelmassnahme zu verstehen. Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen, unterschiedlichen Industriezweigen, Regulierungsgremien und Technologiemessen haben entscheidende Bedeutung, um die Innovationskraft der Firmen zu stärken und technische Herausforderungen anzugehen. Innovation ist somit ein breit gefächertes Konzept, das Raum für Entwicklung und kreative Lösungen bieten muss. Und nicht zuletzt ist die politische Ebene entscheidend, damit der Zugang zur Innovationsförderung und zu den internationalen Märkten erleichtert wird. Ziel ist, dass Unternehmen langfristig auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig bleiben.

Text Dr. Adam Gontarz, Mitglied der Geschäftsleitung Swissmem

«Next Industries»: Ein Netzwerk, das innovative Digitalisierungslösungen fördert

Die Initiative «Next Industries» bietet eine praxis- und lösungsorientierte Plattform für den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Bereich der Digitalisierung. Aktuell sind Cybersecurity und künstliche Intelligenz (KI) zentrale Themen. «Next Industries» ist auch ein Netzwerk, das innovative Lösungen fördert. Auf diesem Weg unterstützt Swissmem ihre über 1400 Mitgliedsfirmen in der digitalen Transformation.

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