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Editorial Schweiz

Genuss mit Herkunft

10.07.2025
von SMA
Roger Wehrli,Direktor von Chocosuisse

Roger Wehrli
Direktor von Chocosuisse

Was macht ein Produkt zu einem Schweizer Original? Oft ist es mehr als der Ort, an dem es hergestellt wurde. Es geht um Qualität, um Verlässlichkeit, um einen bestimmten Anspruch. Schweizer Schokolade steht genau dafür. Sie gehört zu den bekanntesten Produkten unseres Landes – im Inland wie im Ausland. Aber sie ist auch das Produkt einer Branche, die sich tagtäglich in einem internationalen Umfeld behaupten muss.

Die Schweiz hat sich in der Schokoladenwelt einen besonderen Platz erarbeitet. Nicht durch möglichst grosse Mengen zu möglichst kleinen Preisen, sondern durch Qualität, Know-how und Sorgfalt – in der Auswahl der Rohstoffe und deren Beschaffung, in der Herstellung und in der Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Diese Werte sind für Schweizer Produkte kein Zufall, sondern das Ergebnis einer langen Tradition – und sie stehen unter Schutz.

Die Bezeichnung «Schweizer Schokolade» ist weit mehr als ein beliebiges Etikett. Chocosuisse verfügt über Marken für Schokolade wie «Swiss», «Suisse» oder «Switzerland» in diversen Ländern, um Missbrauch vorzubeugen. Zusätzlich schützen lauterkeitsrechtliche Bestimmungen vor irreführenden Herkunftsangaben. Denn wo «Schweiz» draufsteht, muss auch Schweiz drin sein.

Die Bezeichnung «Schweizer Schoko­lade» ist weit mehr als ein beliebiges Etikett.

Gleichzeitig ist Swissness kein Ruhekissen. Steigende Anforderungen aus Handel und Politik stellen die Unternehmen kontinuierlich vor Herausforderungen: neue Nachhaltigkeitsvorgaben, strengere Informationspflichten, anspruchsvolle Zertifizierungsprozesse – und nicht zuletzt handelspolitische Unsicherheiten wie Zölle in wichtigen Exportmärkten. Für international tätige Unternehmen, insbesondere KMU, ist das mit erheblichem Aufwand verbunden.

Die Schweizer Schokoladenhersteller begegnen diesen Herausforderungen mit unternehmerischer Energie – und investieren in Rückverfolgbarkeit, Lebensmittelsicherheit sowie nachhaltige und stabile Handelsbeziehungen. Chocosuisse war Mitgründerin der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao, wo Akteure der Kakao- und Schokoladenindustrie, der öffentlichen Hand, Nichtregierungsorganisationen und Forschungsinstitute gemeinsam an Verbesserungen in den Ursprungsländern arbeiten.

Denn die Situation auf den Kakaomärkten ist angespannt: Die Preise haben ein historisches Hoch erreicht – mit spürbaren Folgen für die Schweiz. So ist der Preis von rund 8900 USD pro Tonne heute im Vergleich zu Januar 2023 mehr als dreimal höher, mit temporären Spitzenwerten bei rund 12 000 USD pro Tonne. Die Ursachen sind vielschichtig: Ernteausfälle in Westafrika durch Krankheiten und Extremwetter, das hohe Alter vieler Kakaobäume sowie fehlende Anreize für Neuanpflanzungen. Oft erscheinen andere Kulturen kurzfristig lukrativer. Die globale Nachfrage nach Kakao bleibt jedoch hoch – das führt zu einer Verknappung. Besonders betroffen sind Schweizer Schokoladenhersteller, die auf nachhaltige, zertifizierte Rohstoffe setzen.

Der Standort Schweiz steht für eine hohe technologische Fertigungstiefe, für Ausbildung und Innovationskraft – und für Produkte, die weltweit als hochwertig wahrgenommen werden und überzeugen. Die Zahlen sprechen für sich: Über 70 Prozent der hier produzierten Schokolade geht in den Export. Zugleich schätzen Schweizerinnen und Schweizer ihre einheimischen Produkte weiterhin sehr – auch wenn der Marktanteil ausländischer Schokolade im Inland zugenommen hat. Der Wettbewerb ist real, auch im eigenen Land.

Hier spielt nämlich auch ein struktureller Nachteil eine Rolle: Schweizer Produzenten zahlen für Milch und Zucker deutlich mehr als ihre Konkurrenz im EU-Raum – eine Folge der Schweizer Agrarpolitik. Während der Weltmarktpreis für Kakao für alle gilt, sind diese Zusatzkosten spezifisch für den Standort Schweiz und benachteiligen Schweizer Hersteller im internationalen Wettbewerb. Gerade deshalb braucht es Rahmenbedingungen, die Schweizer Qualität ermöglichen – nicht erschweren.

Text Roger Wehrli, Direktor von Chocosuisse

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