Immer mehr Kinder leiden an Kurzsichtigkeit (Myopie) und das nicht nur im schulpflichtigen, sondern bereits ab dem Grundschulalter. Die Sorge: Wenn die Fehlsichtigkeit früh beginnt, kann sie sich über Jahre verstärken und im Erwachsenenalter gravierende Folgen nach sich ziehen.
Was ist Kurzsichtigkeit?
Bei Myopie werden entfernte Objekte unscharf wahrgenommen, weil das Lichtbild vor der Netzhaut fokussiert wird – meist ausgelöst durch ein überlanges Längenwachstum des Augapfels. Bei Kindern, deren Augen noch im Wachstum sind, besteht ein hohes Potenzial für weiteres Fortschreiten.
Ursachen und Risikofaktoren
Genetische Veranlagung
Kinder mit kurzsichtigen Eltern haben ein deutlich erhöhtes Myopie-Risiko. In Studien wird regelmässig ein Zusammenhang zwischen elterlicher Myopie und früher Kindheitsmyopie gefunden.
Umwelt und Lebensstil
Bei Kindern, die wenig Zeit im Freien verbringen, steigt das Risiko für Myopie. Studien zeigen, dass vermehrter Aufenthalt im Freien vor Myopie schützt – vermutlich durch die höhere Lichtintensität und die Stimulation des Kortex.
Auch exzessive Nahbarkeit – Lesen, Naharbeit, Bildschirmnutzung – gilt als Risikofaktor. Eine aktuelle Metaanalyse fand, dass jede zusätzliche Stunde täglicher Bildschirmzeit mit einem um etwa 21 Prozent erhöhten Risiko für Myopie einhergeht.
Aufklärung, Früherkennung und gezielte Gegenmassnahmen sind entscheidend, um Kinderaugen langfristig zu schützen.
Darüber hinaus ergibt eine systematische Übersichtsarbeit, dass sowohl mehr «near work» als auch weniger Outdoor-Zeit signifikant mit der Entstehung einer Myopie in Verbindung stehen.
Warum frühe Myopie besonders problematisch ist
Setzt die Myopie bereits in jungen Jahren ein, bleibt mehr Zeit für eine weiter fortschreitende Verschlechterung. Ein frühzeitiger Beginn ist ein starker Prädiktor dafür, dass sich eine hohe Kurzsichtigkeit ausbildet.
Spätere gesundheitliche Folgen
Durch das chronische Dehnen von Netzhaut, Aderhaut und anderen Strukturen entstehen mehrere Risiken:
- Netzhautablösung: Gedehnte Netzhautstrukturen sind anfälliger für Risse und Ablösungen.
- Makula-/Chorioiderkrankungen: Atrophische und traktive Veränderungen in der Makula können zu Sehminderung führen.
- Choroidale Neovaskularisation: Wachstum neuer Blutgefässe unter der Netzhaut in fortgeschrittenen Fällen.
- Glaukom (Grüner Star): Myopie erhöht das Risiko für Augeninnendruckprobleme und Sehnervschädigung.
- Katarakt (Grauer Star): Ein höheres Myopielevel, ist auch mit früherer Linsentrübung assoziiert.
Die Komplikationen treten meist erst im Erwachsenenalter auf – doch das Risiko steigt mit der Dauer und dem Ausmass der Myopie.
Prävention und Therapien
Um eine starke Myopie zu vermeiden, sind Massnahmen schon im frühen Kindesalter wichtig:
- Regelmässige Augenuntersuchungen: besonders bei familiärer Vorbelastung
- Mehr Zeit im Freien: Klinische Studien zeigen, dass bereits zwei Stunden pro Tag Aussenaufenthalt die Myopieentwicklung verringern.
- Begrenzung der Bildschirmzeit und bewusster Umgang mit Naharbeit: Ein bewusster Umgang mit der Bildschirmzeit ist wichtig, um die Augen zu schützen.
- Myopiekontrollmassnahmen: spezielle Kontaktlinsen oder Brillengläser mit Myopiekontrolle – mit dem Ziel, das Fortschreiten zu verlangsamen
Kurzsichtigkeit bei Kindern ist weit mehr als ein kosmetisches oder schulisches Problem: In der Folge kann sie zu schwerwiegenden Augenerkrankungen führen. Je früher die Fehlsichtigkeit einsetzt und je schneller sie zunimmt, desto höher ist das Risiko für irreversible Schäden im späteren Leben. Deshalb sind Aufklärung, Früherkennung und gezielte Gegenmassnahmen entscheidend, um Kinderaugen langfristig zu schützen.
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