Natürliche Geburt: Warum die Umgebung entscheidend ist
Die Umgebung, in der eine Geburt stattfindet, beeinflusst massgeblich den Verlauf und das gesamte Geburtserlebnis. Eine interventionsarme Geburt ist oft mit weniger Komplikationen verbunden, setzt aber eine gezielte Gestaltung der Geburtsbedingungen voraus. Warum gibt es dennoch so viele medizinische Eingriffe und wie kann ein optimaler Rahmen geschaffen werden, der den natürlichen Geburtsprozess unterstützt?
Die Geburt ist ein zutiefst natürlicher Prozess, der in einer Umgebung stattfinden sollte, in der Sicherheit, Ruhe und Vertrauen an erster Stelle stehen. Eine interventionsarme Geburt bedeutet, möglichst wenige medizinische Eingriffe vorzunehmen – nicht, dass die Sicherheit dadurch gefährdet wird, sondern dass der natürliche Geburtsprozess respektiert und der Körper der Frau in den Mittelpunkt gerückt wird. Dr. med. Tina Bernardi, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und Belegärztin, betont: «Die Stärkung des Vertrauens in den eigenen Körper sowie in den natürlichen Geburtsprozess ist der erste Schritt zu einer gelungenen Geburt.» Damit liegt der Schlüssel zu einer interventionsarmen Geburt in der Fähigkeit der Schwangeren, sich selbst zu vertrauen und ihre natürlichen Ressourcen zu aktivieren. Aber auch die Geburtshelfer müssen in diese Fähigkeiten und in den natürlichen Geburtsprozess vertrauen können.
Hohe Interventionsrate trotz natürlicher Alternativen
In der modernen Geburtshilfe sind medizinische Interventionen häufig geworden. So liegt in der Schweiz die Kaiserschnittrate bei rund 32 Prozent – ein Wert, der deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 10 bis 15 Prozent liegt. Neben dem Kaiserschnitt werden auch Wehenmittel und Saugglocken routinemässig eingesetzt. Oftmals sind es standardisierte Abläufe, starre Hierarchien und der grosse Zeitdruck, die dazu führen, dass der natürliche Prozess zu früh unterbrochen wird. Der natürliche Geburtsprozess benötigt häufig mehr Zeit als die vorgesehenen medizinischen Zeitfenster erlauben, weshalb manchmal Eingriffe zu früh oder unnötig vorgenommen werden. «In stressbelasteten Situationen und bei Unsicherheiten greifen wir zu Interventionen, um Komplikationen zu vermeiden – doch ein entspannter Rahmen kann diesen Druck signifikant mindern und solche Situationen gar nicht erst entstehen lassen», erklärt Bernardi.
Die Bedeutung einer optimalen Geburtsumgebung
Studien belegen, dass eine angenehme und geschützte Umgebung den Geburtsverlauf nachhaltig positiv beeinflusst. Frauen, die sich sicher und wohl fühlen, benötigen deutlich seltener invasive Massnahmen. Besonders wichtig ist dabei der Faktor Zeit: Eine bewusste Reduktion des Zeitdrucks und die Möglichkeit, den natürlichen Rhythmus zuzulassen, können den Eingriffsbedarf deutlich senken. Eine individuelle Eins-zu-eins-Betreuung durch Hebammen, die jeder Gebärenden Geborgenheit und Sicherheit vermittelt und ihr somit den nötigen Raum und die Zeit gibt, den Prozess der Geburt in ihrem eigenen Tempo zu erleben, ist hierbei von entscheidender Bedeutung.
Einige Spitäler setzen bewusst auf eine geborgene, interventionsarme Geburtshilfe. Dabei arbeiten Hebammen und erfahrene Fachärzte Hand in Hand: Während die Hebammen die Gebärende kontinuierlich betreuen und für eine unterstützende Atmosphäre sorgen, greifen die Ärzte nur bei medizinischen Notwendigkeiten ein. Bernardi sagt: «Die Geburt ist ein physiologischer Prozess, der Zeit und Vertrauen erfordert. Indem wir den natürlichen Ablauf respektieren, können wir operative Eingriffe wirklich nur dann einsetzen, wenn es medizinisch unumgänglich ist, und diese auch meist in Ruhe mit der Gebärenden besprechen.»
Sind doch Interventionen nötig, steht in der Klinik Im Park ein Team aus Narkose- und Kinderärzten jederzeit zur Verfügung, um so auch im Notfall, bei Kaiserschnitten und Geburtskomplikationen maximale Sicherheit zu gewährleisten. Diese Kombination aus sanfter Geburtshilfe, offener Kommunikation und der Möglichkeit einer modernen medizinischen Versorgung bietet das Beste aus beiden Welten.
Der natürliche Geburtsprozess benötigt häufig mehr Zeit als die vorgesehenen medizinischen Zeitfenster erlauben, weshalb manchmal Eingriffe zu früh oder unnötig vorgenommen werden.
Vorbereitung und Begleitung
Neben der Gestaltung des physischen Rahmens spielt auch die Vorbereitung werdender Eltern eine wesentliche Rolle. Geburtsvorbereitungskurse, Atemtechniken und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Geburtsmethoden stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Viele Frauen haben individuelle Vorstellungen – sei es die Wunschposition während der Geburt, der Einsatz alternativer Schmerzmittel oder die Integration von Entspannungsübungen wie Aromatherapie und Massagen. Einrichtungen mit einem interventionsarmen Konzept berücksichtigen diese Wünsche und schaffen ein Umfeld, das von Empathie, Offenheit und Vertrauen geprägt ist. Auch alternative Methoden wie Homöopathie und Akupunktur finden zunehmend Anwendung neben klassischen Verfahren wie der Periduralanästhesie.
Abgerundet wird das Konzept einer natürlichen Geburt durch die Einbeziehung von Partnern oder vertrauten Begleitpersonen. Die emotionale Unterstützung während der Geburt – zum Beispiel durch die Begleitung einer Doula – hat sich als positiver Einflussfaktor erwiesen. Diese nicht medizinischen Betreuer:innen schaffen eine Atmosphäre des Wohlbefindens, die es der Gebärenden ermöglicht, sich voll und ganz auf den natürlichen Prozess einzulassen und sind in vielen Geburtsabteilungen inzwischen gern gesehene Gäste.
Die natürliche Geburt ist kein veraltetes Konzept und sie steht auch nicht im Widerspruch zur modernen Medizin. Sie ist eine bewusste Entscheidung, die durch eine passende Umgebung und gute Vorbereitung unterstützt werden kann. Das bestätigt auch Bernardi und sagt: «Werdende Eltern sollten sich frühzeitig informieren und ihre Wünsche mit den betreuenden Fachpersonen und dem Spital besprechen, um eine Geburt zu erleben, die sowohl sicher als auch natürlich verläuft».
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