Die Geburt eines Kindes ist etwas Wunderschönes. Leider gehören auch Schmerzen bei einer Geburt dazu. Das Vorkommen und die Wahrnehmung dieser Schmerzen sind dabei so individuell wie die Entbindung selbst. Ein Überblick über die Geburtsschmerzen, die Vorbereitung darauf und die verschiedenen Arten der Schmerzlinderung.
Das Konzept der Geburtsschmerzen wird in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich wahrgenommen. Damit werden ihnen auch diverse Bedeutungen beigemessen. Die Gesellschaft im Westen sieht in den Schmerzen vor allem etwas Negatives. Dadurch entstehen in werdenden Müttern oft Ängste vor Geburtsschmerzen. Aber nicht nur die gesellschaftliche Auffassung der Schmerzen als negativ schüren diese Ängste. Hinzu kommt, dass auf Schwangere etwas Unbekanntes zukommt, das schwierig einzuschätzen ist. Viele Frauen haben auch negative Erfahrungen gemacht. Susanne Schmid, freischaffende Hebamme in Bern, betreut Frauen und Männer während der Kinderwunschzeit und der Schwangerschaft bis zur Wochenbettzeit und hat Erfahrung im Umgang mit Schmerzlinderung vor und unter der Geburt.
Den Prozess der Geburt kennen
Im Grunde gibt es nicht den Geburtsschmerz. Im Gegenteil: Die Intensität und Art der Wehen und Schmerzen können sich von Person zu Person sehr unterscheiden. Wie der Geburtsschmerz erlebt wird, hängt auch davon ab, ob und wie sich eine Frau entspannen kann. Zum Beispiel ist die Atmung während der Wehen entscheidend. Denn fokussiertes Atmen kann die Schmerzen erleichtern. Natürlich haben auch die Betreuung und das direkte Umfeld einen Einfluss auf die Wahrnehmung der Schmerzen. Im Allgemeinen ist es so, dass «der Geburtsverlauf beeinflusst wird durch die Grundhaltung gegenüber dem Prozess Geburt und auch dem Geburtsschmerz», erläutert Susanne Schmid. Dies wird auch von dem Fakt untermauert, dass weniger Schmerzen wahrgenommen werden, wenn die Gebärende über ausreichend Wissen über den Geburtsvorgang verfügt.
Diverse Möglichkeiten der Schmerzlinderung
Bei der Wahl der Schmerzlinderungsart muss man verschiedene Parteien berücksichtigen. Auf der einen Seite stehen natürlich die Bedürfnisse der Frau und ihrer Familie im Vordergrund. Schliesslich drückt sich deren Lebensweise auch in der Art des Gebärens aus. Auf der anderen Seite muss auch die Einstellung gegenüber des Geburtprozesses und -schmerzes des Geburtsteams miteinbezogen werden. Grundsätzlich gibt es aber bei einer natürlichen Geburt mehrere komplementärmedizinische und medizinische Verfahren, die in Frage kommen können.
Bei der Wahl der Schmerzlinderungsart muss man verschiedene Parteien berücksichtigen.
In der Komplementärmedizin gibt es zum Beispiel homöopathische und aromatherapeutische Ansätze. Aber auch Massagen, Akupunktur, Akupressur und warme Bäder können Linderung verschaffen. Zudem kann man auch mit Hypnose eine Geburt mit weniger Schmerzen erreichen. Die medizinischen Möglichkeiten reichen dabei von Spasmolytika wie Buscopan über Lachgas und Opioide bis zu Peridural- und Spinalanästhesien. Erwähnenswert ist hier auch die PCA-Pumpe, mit der die Patientinnen selbst die Zugabe von Schmerzmitteln steuern. Man muss sich aber nicht für die eine oder andere Sparte entscheiden: Einzelne oder mehrere Verfahren können je nach Umständen kombiniert werden.
Frühe und kompetente Beratung lohnt sich
Für Susanne Schmid ist klar: «Es ist wichtig, dass sich eine Frau oder die werdenden Eltern so früh wie möglich mit dem Thema Geburt auseinandersetzen.» Die frühe und intensive Beschäftigung mit dem Thema fördert die mentale Stärke einer Frau, welche von grossem Vorteil während der Geburt ist. Bei der Hypnose zum Beispiel ist es sinnvoll, in der Schwangerschaft so früh wie möglich damit zu beginnen. Die Atemtechniken, die Visualisierung und die Leitsätze regelmässig zu üben, ermöglicht eine Konditionierung, die schliesslich bei der Geburt zum Tragen kommt.
Sich informieren ist das A und O
Um sich für eine Art der Schmerzlinderung zu entscheiden, muss man sich der diversen Varianten erst bewusst sein. Dafür empfiehlt sich die Beratung durch eine Hebamme, eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen. Genauso wie über verschiedene Verfahren der Schmerzlinderung, kann man sich bei diesen Experten auch über diverse Betreuungsmodelle informieren. Die Schwangerschaftskontrolle kann bei einer Hebamme oder eben auch in der Gynäkologie erfolgen. Susanne Schmid meint zu den Betreuungsmodellen, dass «viele Frauen immer mehr die Möglichkeit nutzen, ihre Schwangerschaftskontrolle im Wechsel zu machen». Egal welches Betreuungsmodell man wählt, man kann darauf zählen, dass man individuell und kompetent zu Beschwerden und Sorgen rund um die Schwangerschaft und die Geburt beraten wird. Erwähnenswert ist zudem, dass bei Schwangerschaften mit geringem Risiko von Komplikationen, eine Geburt ausserhalb eines Spitals in Begleitung einer Hebamme genauso sicher ist wie arztbegleitete Entbindungen. So wurde die offizielle Empfehlung in England bereits im Jahr 2014 dahingehend geändert.
Auch der Partner kann Teil der Schmerzlinderung sein
Dass der Partner eine wichtige Bezugsperson für die Frau ist, scheint klar zu sein. Ebenso wollen die Partner die Frau während der Geburt unterstützen und ihr helfen. Allerdings ist es nicht auf Anhieb einfach zu verstehen, wie diese Unterstützung und Hilfe konkret aussehen kann. Um das herauszufinden, ist eine ehrliche Diskussion über Wünsche und Bedürfnisse beider Elternteile notwendig. Während einer Geburt braucht eine Frau Ruhe, um fokussiert bleiben zu können. Susanne Schmid beobachte dabei immer wieder, «dass wenn ein Mann in seiner Mitte ist, er auch Ruhe vermitteln kann». Der Partner ist imstande, aktiv daran teilzuhaben, eine stressfreie Atmosphäre zu schaffen, sodass die Frau vollumfänglich befähigt wird, sich auf die Geburt einzulassen.
Ein ruhiges und geborgenes Umfeld kann zumindest die Wahrnehmung der Schmerzen lindern. Zudem kann die Begleitung auch die fokussierte Atmung unterstützen, indem der Partner die Hand auf die Körperstellen legt, wo die Frau hinatmen sollte. Auf diese Weisen arbeitet die Begleitung konkret an der Geburtsschmerzlinderung mit.
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