Interview von SMA

Sven Epiney: «Das war wirklich ein ‹Magic Moment›, der Gänsehaut bereitete»

Der Fernsehmoderator spricht über den ESC, die Schweiz und sein persönliches Glück.

Sven Epiney ist seit Jahren die prägende Stimme des Eurovision Song Contests (ESC) in der Deutschschweiz. Für uns blickt er im Interview auf unvergessliche ESC-Momente zurück – vom Sieg Nemos bis zum Heimspiel in Basel – und teilt auch persönliche Gedanken über die «Faszination Schweiz». Zudem verrät er, was «Top of Switzerland» für ihn wirklich bedeutet.

Sven Epiney, Sie sind seit vielen Jahren das Gesicht und die Stimme des ESC für die Deutschschweiz. Was macht die Faszination dieses Wettbewerbs für Sie persönlich aus, auch nach all den Jahren?

Da gibt es verschiedene Aspekte. Zum einen ist es der Gedanke und Grund, warum der ESC überhaupt ins Leben gerufen wurde. Der Wettbewerb entstand bei uns in der Schweiz, um in den 50er-Jahren nach dem Weltkrieg Europa über die Landesgrenzen hinweg wieder näher zusammenzubringen. Dies mit einem unbeschwerten musikalischen Concours. Ein Gedanke, der immer noch aktuell ist. Auf der anderen Seite ist der ESC eine der grössten Unterhaltungsshows der Welt und bietet damit auch für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler die Möglichkeit, sich einem Millionenpublikum zu zeigen. Für uns Zuschauerinnen und Zuschauer ist es die Möglichkeit, zu Hause vor den Bildschirmen mitzufiebern, zu voten und die Daumen zu drücken. Ähnlich wie bei einer Sportveranstaltung geht es also um viele Emotionen – und genau das macht es auch aus.

Sven Epiney

Bild: © SRF/Ueli Christoffel

Der ESC 2025 fand in Basel statt – ein Heimspiel! Sie kommentierten nicht nur, sondern moderierten auch die Pre-Show. Wie war das für Sie, dieses Grossereignis in der Heimat so aktiv mitzugestalten?

Es war ein grossartiges Erlebnis. Die Schweiz und Basel haben gezeigt, dass wir auch ESC können. Da hat so vieles gepasst. Die Show und Bühne waren grossartig, die Stimmung toll und auch das Wetter hat während der ganzen ESC-Woche voll mitgespielt. Am meisten beeindruckt hat mich die Stimmung im ausverkauften Fussballstadion «Joggeli». Es war einfach unglaublich, zusammen mit 36 000 Zuschauerinnen und Zuschauern bei der Pre-Show und anschliessend dem grössten Public Viewing diesen ESC zu erleben. Die Stimmung war einzigartig und positiv, und als wir alle zusammen «Waterloo» gesungen haben, war das wirklich ein «Magic Moment», der Gänsehaut bereitete.

Der Sieg von Nemo in Malmö 2024 war ein historischer Moment für die Schweiz. Sie waren live dabei und haben diesen Augenblick für das Schweizer Fernsehen kommentiert. Wie haben Sie diese Sekunden des Triumphs erlebt – und was ging Ihnen durch den Kopf, als der Sieg feststand?

Ich werde diesen Augenblick niemals vergessen. Zuerst schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Ist das jetzt wirklich passiert, dass nach über 30 Jahren die Schweiz den Song Contest wieder einmal gewinnen konnte? Dann ein Schrei vor Freude kombiniert mit einem Feuerwerk an verschiedenen Gefühlen. Freude und Stolz, zusammen mit einem ungläubigen Kopfschütteln darüber, ob das jetzt wirklich gerade passiert ist. Spätestens als es kurz darauf an meine Kommentatorenkabine klopfte und mich die Security auf dem schnellsten Weg auf die Bühne gebracht hatte, damit ich dort das erste Interview mit Nemo machen durfte, war mir klar: Das ist jetzt wirklich alles gerade geschehen.

Dieses Magazin trägt den Titel «Top of Switzerland». Was bedeutet für Sie persönlich «Top of Switzerland»? Gibt es bestimmte Aspekte, Werte oder Orte, die für Sie herausragen?

Die Schweiz ist für mich Heimat. Am besten merke ich es, wenn ich aus den Ferien wieder zurück nach Hause komme. Obwohl ich gerne neue Länder entdecke, ist es immer ein wunderbares Gefühl, in die Schweiz zurückzukehren. Die Schweiz ist ein wunderschönes Land, die Natur begeistert mich, aber auch die Menschen mit ihren Schweizer Tugenden. Ich schätze die Höflichkeit, die Pünktlichkeit, Sauberkeit und Sicherheit.

Die Schweiz ist bekannt für ihre Vielfalt auf kleinem Raum – kulturell, sprachlich und landschaftlich. Was schätzen Sie an dieser Diversität am meisten?

Es ist doch genau diese Mischung, die uns so einzigartig macht. Die vier Landessprachen, verschiedene Mentalitäten und Kulturen und das alles auf relativ engem Raum. Es geht nur miteinander.

Nebst der landschaftlichen Schönheit – welche Schweizer Traditionen, Innovationen oder vielleicht auch Persönlichkeiten beeindrucken Sie oder machen Sie stolz, Schweizer zu sein?

Ich könnte jetzt so vieles aufzählen: Was gibt es Schöneres, als nach einem Tag auf der Piste in den Bergen mit Freunden ein Käsefondue zuzubereiten, dazu läuft Ländlermusik und dabei tolle Gespräche zu führen? Auf der anderen Seite ein Theaterbesuch in einem kleinen Theater in Zürich oder ein Konzertbesuch im grossen Stadion. Und natürlich auch die ausgeprägte Jass-Kultur in der Schweiz, die ich als Moderator vom «Samschtig-Jass» miterleben darf. Es gibt viele Persönlichkeiten, die die Schweiz positiv in die Welt hinaustragen. Doch am meisten inspirieren mich die kleinen Begegnungen im Alltag – ein herzliches Lachen im Tram, das jemand einem schenkt oder ein freundliches «Grüezi» in der Bäckerei am Morgen. Gerade diese kurzen, schönen Momente machen die Schweiz zu einem noch lebenswerteren Ort.

«Top of» bleibt man nur, wenn man auch konstruktive Kritik annimmt. Wo sehen Sie in der Schweiz Verbesserungspotenzial?

Vielleicht würde uns manchmal ein bisschen mehr Lockerheit gut stehen. Im Bewusstsein, dass unsere schönen Tugenden und Werte genau das sind, was uns ja ausmacht. Dennoch würde uns in manchen Situationen eine Prise mehr Leichtigkeit doch auch gut stehen, oder?

Abschliessend: Welchen Wunsch hegen Sie für Ihre eigene Zukunft und auf welche Projekte/Ideen von Ihnen darf man sich freuen?

Ich freue mich auf viele weitere Projekte im Radio und Fernsehen, aber persönlich freue ich mich jetzt zuerst einmal auf unsere anstehende Hochzeit diesen Sommer (lacht).

Zur Person

Sven Epiney, Jahrgang 1972, ist den meisten Schweizerinnen und Schweizern als Fernseh- und Radiomoderator sowie als Musiker bekannt. Seine Medienkarriere begann früh: Im Alter von gerade einmal zwölf Jahren moderierte er die Kindersendung «Lollipop» beim Berner Radio Förderband. 1993 wurde er vom Schweizer Fernsehen zu einem erfolgreichen Casting für das «TAF» Tagesfernsehen eingeladen und stiess so zum Moderatorenteam. Seither moderierte er zahlreiche Sendungen (darunter etwa «Die Grosse Entscheidungsshow», die alljährlich den Schweizer Vertreter beim Eurovision Song Contest bestimmt, die Kochsendung «al dente» oder die Quizshow «5 gegen 5»). Ein persönliches Highlight steht für den Medienprofi diesen Sommer an: Epiney und sein Partner Michael Graber heiraten diesen Sommer nach fast sechs Jahren Verlobung – ursprünglich war die Trauung 2021 geplant, wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Der Antrag war damals – natürlich – im TV erfolgt.


Headerbild © SRF/Gian Vaitl

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10.07.2025
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