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Deutschland Nachhaltigkeit Bau & Immobilien Energie

Nachhaltiges Bauen und Betreiben als Chance für ein besseres Leben

23.09.2025
von Rüdiger Schmidt-Sodingen

Laut dem Umweltbundesamt verursacht der Betrieb von Gebäuden in Deutschland »etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen«. Für Hausbesitzer:innen und die gesamte Immobilienbranche ist das eine Herausforderung – und zugleich eine Chance.

Denn die Energiesparpotenziale von Häusern, in denen wir leben und arbeiten, sind enorm – und können unseren Blick für die Möglichkeiten vor und hinter den Mauern schärfen. Die gute Nachricht ist: Nachhaltigkeit und Behausungen gehörten eigentlich schon immer zusammen. Wer in einem Haus oder einer Wohnung wohnt, weiß, wie wichtig Instandhaltungen sind, schätzt Sicherheit und Veränderungsmöglichkeiten, freut sich an der Natur im Garten oder auf dem Balkon.

Wir wissen heute über Häuser mehr denn je – auch über deren Verbrauch, das Recycling von Materialien, eine gute Dämmung, natürliche Klimaanlagen, autarke Energieversorgung und technische Optimierung. Die Digitalisierung hat keinen Wert, wenn sie in der virtuellen Welt stecken bleibt, sie muss in der Realität wirken, um unser Leben und unsere Räume, in denen wir einen Großteil unserer Leben verbringen, zu verbessern.

Demografischer Wandel und Bestand

Wenn wir von Energieverbrauch sprechen, geht es eben nicht nur um Strom und Wärme, sondern auch um die Umgebung, die unsere Häuser brauchen oder verwenden können, um ein Mitwirken mit der Sonne, mit Luft und Regen, um neue Lösungen wie Schwammdächer, Photovoltaik-Anlagen, begrünte Wände als Klimaanlagen. Nie zuvor konnte man die Hülle eines Hauses effizienter und umweltfreundlicher nutzen als heute.

Wenn wir von Energieverbrauch sprechen, geht es eben nicht nur um Strom und Wärme, sondern auch um die Umgebung.

Der demografische Wandel sorgt dafür, dass auch die Art der Hausaufteilung anders werden muss. Immer mehr Menschen wünschen sich variabel nutzbare Räume und neue Formen des Zusammenlebens. Häuser können Kommunikationstreffs sein, die für konkrete Lösungen stehen. Gleichzeitig werden in den nächsten Jahren zahllose Häuser der Boomer-Generation vererbt – und stellen die neuen Eigentümer:innen vor Herausforderungen bei der richtigen Sanierung.

Bestand bedeutet: Die Mauern stehen schon – und die graue Energie, die beim Errichten eines Neubaus verbraucht wird, ist Vergangenheit. Somit können sich Bestandsbauten auf Erhalt und Umbau im Sinne der Nachhaltigkeit konzentrieren – was mehr denn je eine Investition in die Zukunft darstellt. Nachhaltiges Bauen und Weiterbetreiben hat mit einer bewussten Materialwahl, einem Denken und Planen in Lebenszyklen, einem verbesserten Nutzerkomfort und auch einem eventuellen Rückbau zu tun.

Wohin steuern die Städte?

Auch wenn die EU-Taxonomie und ESG-Berichtspflichten von vielen als lästige Pflicht angesehen werden, darf man feststellen: Nie zuvor hat es für Unternehmen, Investor:innen und Bauherrschaften mehr Förderprogramme und nützliche Informationen zu einem guten Bauen, das sämtliche Aspekte von Gebäuden und deren Betrieb erfasst, gegeben. Zahllose Initiativen, Vereine und Gesellschaften zeigen transparente und überprüfbare Nachhaltigkeitskriterien im Bausektor auf – und stehen als Bau- und Bestandsberater praktisch rund um die Uhr zur Verfügung.

Auch die Städte als Ansammlung bestehender Bauten auf engstem Raum stehen dabei vor großen Herausforderungen. Was wird aus den leer stehenden Büros oder Ladenlokalen? Wie kann es gelingen, die Menschen zurück in die Stadt zu holen, um die Vorteile der Stadt wieder erlebbar zu machen? Haben die Neubausiedlungen vor den Toren der Stadt, mit den Staukolonnen am Morgen und Abend, fertig?

Die Diskussion um neue Hochhäuser und Parkanlagen zeigt, dass vieles möglich ist. Wer mit offenen Augen durch die Innenstädte geht, sieht, wie sehr sich beispielsweise die Bahnhofsviertel, die jahrelang als »Problemviertel« galten, positiv verändern können – und mit besseren (Um-)Bauten auch die Menschen und deren Verhalten und Miteinander beeinflussen.

Um diese Nachhaltigkeit, also ein Miteinander sämtlicher Lebens- und Wohnkonzepte, zu erreichen, bedarf es keiner einseitigen Lösungen von gestern. So, wie wir mittlerweile in unseren Wohnungen sitzen, um Videocalls zu machen, Freunde zu empfangen, Menschen zu versorgen oder einfach nur abzuschalten, müssen wir auch sämtliche Aspekte des Bauens und Betreibens zusammendenken. Das sind wir nicht nur unserer Umwelt oder den Enkeln schuldig, sondern auch der Idee des Hauses, die wir mit modernen Mitteln, mit besseren Messmethoden und Materialien, weiterentwickeln sollten. Auch Häuser sind Lebewesen. Und ihre Emanzipation vom gebückten zum aufrechten Gang hat gerade erst begonnen.

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