eleni rittmann
Jugend Interview

Eleni Rittmann: «Ich will kein perfektes Vorbild sein, sondern ein ehrliches»

05.09.2025
von Sarah Steiner

Eleni Rittmann ist mehr als nur Fussballerin: Sie hat Soziale Arbeit studiert, unterrichtete bis vor den Sommerferien eine zweite Klasse und startet jetzt voll durch. Mit einem Profivertrag im Ausland wird ihre Leidenschaft endlich zum Beruf. Während sie auf dem Platz für sportlichen Erfolg kämpft, setzt sie sich auf Social Media für mehr Sichtbarkeit im Frauenfussball ein.

Eleni, wie hast du Schule und Fuss­ball unter einen Hut gebracht?

Ich habe den Ausgleich gebraucht. Der Unterricht forderte meinen Kopf, das Training meinen Körper. Zwei völlig verschiedene Welten. Genau das tat mir gut. Still zu sitzen, liegt mir nicht.

Eleni Rittmann

Du wechselst nun nach Frankreich zu Thonon Évian Grand Genève FC. Was bedeutet dieser Schritt für dich?

Alles. Ich spiele Fussball, seit ich vier Jahre alt bin. Nun darf ich mich ganz darauf konzentrieren. Das war lange mein Traum. Jetzt wird er wahr und dafür bin ich unendlich dankbar.

Gab es auf dem Weg dahin Rückschläge?

Oh ja. Bis 22 war ich eigentlich immer verletzungsfrei. Dann habe ich mir den Fuss schwer verletzt, musste dreimal in zwei Monaten operiert werden. Meine Welt brach zusammen. Ich hatte bis dahin alles dem Sport unterstellt. Und dann wusste ich nicht, ob ich je wieder Fussball spielen könnte. Mit dem Fussball war auch ein Stück meiner Identität weg. Wer bin ich ohne ihn?

Wie bist du da rausgekommen?

Ich suchte Hilfe bei einem Mentaltrainer. So fand ich zurück zu mir. Doch dann verletzte ich mich erneut – nach nur zwei Spielen. Heute glaube ich, ich war mental noch nicht bereit. Diese Zeit hat mich stärker gemacht. Nicht nur als Sportlerin, sondern als Mensch.

Was braucht es, um im Profisport zu bestehen?

Eben genau diese mentale Stärke. Und zwar eine richtig grosse Portion davon. Im Frauenfussball wirst du ständig kritisiert. Das ist frustrierend. Aber es macht dich auch stärker.

Warum hast du Soziale Arbeit studiert?

Weil ich etwas Sinnvolles tun wollte. Ich setze mich für Menschen ein, die weniger Chancen haben. Genau wie ich mich im Fussball für Gleichberechtigung einsetze. Ich hatte ein sicheres Umfeld. Das möchte ich weitergeben.

Hast du Pläne für später?

Im Moment möchte ich einfach den Moment leben. Ich darf Fussball zu meinem Beruf machen. Aber ich weiss auch, wie wichtig eine Ausbildung ist, vor allem im Frauenfussball. Man verdient nicht genug, um ausgesorgt zu haben. Deshalb bin ich froh, dass ich ein zweites Standbein habe.

Was bedeutet dir Social Media?

Anfangs dachte ich, es gehe um Followerzahlen. Heute weiss ich: Es geht um Inhalte, um Verantwortung. Ich will nicht nur hübsche Bilder posten, sondern Themen sichtbar machen. Auch die schwierigen. Stärke bedeutet auch, Schwäche zu zeigen. Ich will kein perfektes Vorbild sein, sondern ein ehrliches.

Was rätst du jungen Menschen?

Folgt euren Träumen, aber vergesst die Ausbildung nicht. Und: Man braucht Ausdauer, wenn man Studium und Spitzensport kombinieren will.


Mehr von Eleni Rittmann gibts hier: «Es wird nicht immer alles einfach sein, das ist ganz normal»

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