arzt, forscher o wissenschaftler,  auf einem tablet im internet nach informationen sucht, während er in einem labor, einer wissenschaftlichen einrichtung o einem krankenhaus arbeitet. experte, medizinisches fachpersonal o chirurg bei  suche im internet. symbolbild zukunft  schweizer gesheitsbranche
iStock/Sean Anthony Eddy
Digitalisierung Gesundheit

Die Gesundheitsbranche auf dem Weg zur Version 2.0

27.06.2025
von Adriana Clemente

Der strukturelle Fachkräftemangel, die steigende Prävalenz chronischer Erkrankungen, der Kostendruck in den Sozialsystemen sowie der Wunsch nach personalisierter, zugänglicher Versorgung treiben die Innovationsdynamik in der Gesundheitsbranche voran. Digitale Technologien gelten als Schlüssel zur Transformation – mit messbarem Impact auf Effizienz, Qualität und Skalierbarkeit.

Telemedizin und Remote-Patient-Monitoring

Telemedizin ist längst kein Nischensegment mehr. Allein in der Schweiz hat sich laut Health-Trend-Report 2024 der Anteil telemedizinischer Konsultationen innerhalb von fünf Jahren deutlich angestiegen. Weltweit prognostiziert McKinsey dem Telemedizinmarkt bis 2026 ein Volumen von über 161 Milliarden Euro.
Besonders dynamisch wächst der Bereich des Remote-Patient-Monitoring (RPM). Wearables und Sensorik ermöglichen kontinuierliches Vitaldaten-Monitoring ausserhalb klinischer Settings. Studien der Mayo Clinic zeigen, dass sich durch KI-gestütztes RPM Rehospitalisierungen um bis zu 40 Prozent senken lassen. Gleichzeitig sinken unnötige Notfallbesuche um 44 Prozent und sogenannte «No-Shows» in der ambulanten Versorgung reduzieren sich um 58 Prozent – laut einer Meta-Analyse von Deloitte eine potenzielle Kosteneinsparung von über 42 Milliarden US-Dollar jährlich weltweit.

Künstliche Intelligenz revolutioniert auch hier

Die Integration von KI in klinische Prozesse schreitet schnell voran. In der Radiologie unterstützen Deep-Learning-Modelle bereits heute zuverlässig bei der Tumordetektion. Eine aktuelle Studie aus Lancet Digital Health belegt, dass KI-Algorithmen in der Mammographie eine Sensitivität von 91 Prozent bei gleichzeitig geringerer Falsch-Positiv-Rate aufweisen als menschliche Fachärzt:innen.

Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist digital, personalisiert und dezentral.

Darüber hinaus transformiert generative KI die Dokumentation, Kodierung und Kommunikation im klinischen Alltag. Bis 2028 planen 85 Prozent der europäischen Spitäler den Einsatz generativer KI zur automatisierten Erstellung von Arztbriefen, Patientenaufklärung und intelligentem Fallmanagement. Laut einer Erhebung von Accenture sehen 92 Prozent der Führungskräfte im Gesundheitswesen die KI-gestützte Automatisierung als zentral zur Abfederung des Personalmangels.

Extended Reality: Virtuelles Lernen, behandeln und therapieren

Virtual und Augmented Reality (VR/AR) gewinnen in der medizinischen Aus- und Weiterbildung, aber auch in der Therapie an Relevanz. In chirurgischen Simulationen konnten mit VR-basierten Trainings die Komplikationsraten um 50 Prozent reduziert und die Lernzeit um 40 Prozent verkürzt werden (Journal of Surgical Education, 2023).

Auch in der Schmerz- und Angsttherapie zeigen immersive Anwendungen vielversprechende Ergebnisse. In der Schlaganfall-Rehabilitation verbesserte der Einsatz von VR-basierten Programmen die motorische Funktion der Patient:innen um bis zu 20 Prozent. Die US-Arzneimittelbehörde FDA klassifiziert erste VR- und AR-gestützte Anwendungen offiziell als Medizinprodukte.

Digital Therapeutics & Plattformökonomie: neue Versorgungsmodelle

Digitale Therapeutika (DTx) – evidenzbasierte Softwarelösungen zur Behandlung chronischer und psychischer Erkrankungen – gewinnen zunehmend an regulatorischer Anerkennung. In Deutschland sind derzeit über 20 digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) gestattet. Kombinationen aus DTx, Telemedizin und KI ermöglichen personalisierte Therapien mit hohem Engagement der Patient:innen.

Auch aus ökonomischer Perspektive verändern sich die Spielregeln: Digitale Plattformmodelle, wie sie Tech-Giganten und Start-ups entwickeln, schaffen neue Zugangspunkte zur Versorgung. Die Folge ist ein schrittweiser Umbau von der fragmentierten Versorgung hin zu einem interoperablen, datenbasierten Gesundheitssystem.

Die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist digital, personalisiert und dezentral. Die technologischen Innovationen erhöhen nachweislich die Effizienz, verbessern die Behandlungsqualität und ermöglichen neue Versorgungsformen – insbesondere ausserhalb klassischer Spitalstrukturen. Für Unternehmen im Gesundheitswesen bedeutet das: Jetzt ist die Zeit, in digitale Infrastruktur, Interoperabilität, Datenstrategie und Change-Management zu investieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Pharmastandort Schweiz: Wie wir unsere Spitzenposition sichern können
Nächster Artikel Effizienz neu gedacht: Betriebliches Gesundheitsmanagement