Es ist wieder so weit: Überall fehlen Menschen wegen einer Erkältung am Arbeitsplatz und irgendwann erwischt es einen selbst. Nasensprays können helfen, Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen zu bekämpfen, bergen aber auch die Gefahr einer ungesunden Abhängigkeit.
Nasensprays werden bei verschiedenen Symptomen eingesetzt, wobei auf unterschiedliche Sprays zurückgegriffen werden kann. Der häufigste Anwendungsfall ist bei der Rhinitis, also die Entzündung der Nasenschleimhaut. Diese Entzündung äussert sich aktuell als viraler Schnupfen. Der zweithäufigste Fall ist eine allergische Reaktion, bei der Nasensprays unterstützend wirken können. Darüber hinaus können Nasensprays auch bei chronisch verstopfter Nase und Kopfschmerzen im Stirnbereich helfen. Diese chronisch verstopfte Nase geht auch mit wiederkehrenden Nasennebenhöhlenentzündungen und einem verminderten Geruchssinn einher. Bei trockener Nase können Salzwassersprays mit pflegenden Zusätzen wie Dexpanthenol und Nasensalben helfen.
Volle Wirkung nur bei richtiger Anwendung
Dr. med. Jörg Klask, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, erklärt, wie ein Nasenspray angewendet werden muss: «Die Hand führt den Sprühstrahl im Nasenloch leicht nach aussen, so als ziele man auf den inneren Augenwinkel. Nach dem Sprühen darf man die Nase nicht zu stark nach oben ziehen, sonst läuft alles in den Rachen und wirkt nicht an der entscheidenden Stelle». Wie oft die Anwendung sinnvoll ist, hängt vom verwendeten Spray ab.
Unterschiede zwischen kortisonhaltigen und abschwellenden Nasensprays
Abschwellende Nasensprays benötigen in der Regel kein ärztliches Rezept und sind in jeder Apotheke erhältlich. Diese leichte Verfügbarkeit des Arzneimittels trägt dazu bei, dass eine grosse Nachfrage bei Nasensprays herrscht. Kortisonhaltige Nasensprays hingegen sind in den meisten Fällen verschreibungspflichtig. Bei abschwellenden Nasensprays verweist Dr. Klask auf die gängige Anwendungsformel: «Diese sollten nach etwa sieben bis zehn Tagen abgesetzt werden. Sonst kann ein Gewöhnungseffekt eintreten.» Kortisonsprays hingegen entfalten ihre Wirkung erst nach mehreren Wochen. Da sie keine abschwellende Funktion haben, besteht keine Gefahr, dass die Nasenschleimhaut von dem Medikament abhängig wird. Pflegende Nasensprays können auch längerfristig angewendet werden.
Gewöhnungseffekt bei abschwellenden Nasensprays
Abschwellende Sprays wirken durchblutungsmindernd, wodurch die Schleimhaut dünner wird und mehr Luft durchlässt. «Bei wiederholter Anwendung kommt es zu einem Reboundeffekt: Die Nasenschleimhaut schwillt noch stärker an und man benutzt der Nasenspray plötzlich nicht mehr dreimal, sondern fünfmal am Tag.» So entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf, aus dem man nur schwer wieder herauskommt. Ohne Spray bekommt man irgendwann keine Luft mehr durch die Nase.
Dr. Klask erklärt, dass die Sucht nach Nasenspray schwerwiegende Folgen haben kann. «Wenn die Schleimhäute zu lange mit abschwellenden Nasensprays behandelt werden, können sie ihre Funktion verlieren. Die Zahl der Flimmerhärchen und die Schleimproduktion nehmen ab. Dadurch geht die Selbstreinigungsfunktion verloren und die Schleimhäute trocknen aus.» In der Folge können sich Verkrustungen bilden und in manchen Fällen zu einer Besiedlung mit pathologischen Bakterien und Pilzen in der Nase führen. Im Extremfall kann die Schleimhaut absterben und eine sogenannte Stinknase entstehen.
Aber kann man diesen Gewöhnungseffekt wirklich als Sucht bezeichnen? «Von Sucht spricht man, wenn eine körperliche oder psychische Abhängigkeit besteht und der Mensch den Zustand ohne Anwendung oder Einnahme einer Substanz nicht ertragen kann. Und das ist bei der Abhängigkeit von Nasensprays der Fall.» Die Sucht nach Nasenspray ist aber vor allem eine psychische Abhängigkeit. Der Körper leidet nicht unter schweren Entzugserscheinungen, sondern die Nasenschleimhaut schwillt einfach nicht ab, sodass die Betroffenen das Gefühl haben zu ersticken. Erstickungsgefahr bestehe aber nicht, betont Dr. Klask: «Abhängige können einfach durch den Mund atmen, um genügend Luft zu bekommen.»
Kalter Entzug oder langsame Entwöhnung?
Für den Entzug gibt es verschiedene Strategien. Zum einen kann man einen kalten Entzug versuchen, indem man den Nasenspray einfach weglässt. «Ein kalter Entzug ist hart, aber wenn man ein paar Tage durchhält, können sich die Schleimhäute wieder erholen.» Es gibt auch die «Ein-Loch-Strategie»: Dabei sprüht man das Medikament nur in ein Nasenloch und lässt das andere unbehandelt. So bleibt das mit Spray behandelte Nasenloch wie gewohnt frei zum Atmen und die Schleimhaut auf der anderen Seite kann sich erholen. Wenn die unbehandelte Seite dann frei bleibt, kann man den Spray ganz weglassen und der anderen Seite die Gelegenheit geben, sich ebenfalls zu erholen.
Von Sucht spricht man, wenn eine körperliche oder psychische Abhängigkeit besteht und der Mensch den Zustand ohne Anwendung oder Einnahme einer Substanz nicht ertragen kann.
Eine andere Methode ist die Umstellung auf kortisonhaltige Nasensprays. Dabei kann man dann versuchen, den abschwellenden Nasenspray sukzessive zu reduzieren, bis man ihn nicht mehr braucht. Es ist auch möglich, den Gebrauch langsam zu reduzieren oder weniger konzentrierte Sprays zu verwenden, wie es bei Kindernasensprays der Fall ist. Wenn alle diese Möglichkeiten nicht ausreichen, kann je nach Anatomie ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
Abhängigkeit von Nasensprays ist keine Seltenheit
Auf die Frage, wie oft solche Menschen zu ihm in die Praxis kommen, antwortet Dr. Klask: «Es kommen immer mal wieder Menschen vorbei, die an einer Abhängigkeit von Nasensprays leiden. Pro Woche habe ich sicher ein bis zwei Personen in der Praxis.» Während die Anwendung von kortisonhaltigen, befeuchtenden und pflegenden Nasensprays eher längerfristig möglich ist, ist bei den abschwellenden Nasensprays Vorsicht geboten. Wird der Richtwert von sieben bis zehn Tagen eingehalten, ist der abschwellende Nasenspray ein hilfreiches Medikament. Wird dieser Richtwert jedoch nicht eingehalten, besteht die Gefahr einer Abhängigkeit bis hin zu einer ernsthaften Schädigung der Nasenschleimhaut, was zu vielen unangenehmen Problemen führen kann.
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