nahaufnahme von chirurgischen roboterarmen in einem operationssaal.
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Digitalisierung Gesundheit

Robotik im OP gegen Personalnot

27.06.2025
von Thomas Soltau

Roboter im Operationssaal entlasten Pflege und Ärzt:innen. Routinetätigkeiten übernimmt die Maschine, Menschen kümmern sich rein um die Patient:innen.

Swiss-made OP-Roboter gewinnen immer mehr an Boden. Kein Wunder, denn Schweizer Kliniken klagen über Personalknappheit: Bis 2030 fehlen laut einem nationalen Versorgungsbericht 20 000 Pflegefachkräfte. Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage nach Eingriffen. Robotertechnik wirkt noch wie ein lahmer Pokerspieler, der die Karten mischt: Die Hightech-Helfer bereiten überwiegend vor, sortieren und geben aus, doch am Tisch bleibt der Profi Mensch gefragt. Es geht aber auch anders: Am Luzerner Kantonsspital (Luks) nahm Velys am 17. Juli 2024 Platz zwischen Skalpell und Sauger. Der Roboter setzt Bohrer und Säge millimetergenau ein. Ergebnis: Zehn Prozent kürzere Operationsdauer, lobte PD Dr. Jens Decking. Rücken und Nerven des Teams danken es ihm.

Robotik ist kein Allheilmittel gegen Fachkräftemangel, doch ein verlässlicher Partner: Technik nimmt Routinen ab, schenkt Zeit für komplexe Fälle und macht Spitäler attraktiver.

Schneller und stressfrei dank Roboter

Seit April 2024 steht im Luks das Da-Vinci-SP-System bereit, das mit nur einem minimalen Zugangsrohr statt vier separater Schnitte operiert. So entsteht weniger Gewebetrauma und das OP-Team arbeitet übersichtlicher. «Wir erreichen das Ziel in zwei statt in sechs Stunden», erklärt Prof. Dr. med. Gunesh Rajan. Patient:innen benötigen weniger Schmerzmittel und erholen sich einen halben Tag schneller. In Basel führt das Universitäre Bauchzentrum Clarunis seit Juli 2023 Hemihepatektomien mit Roboterunterstützung durch. Prof. Dr. med. Beat Müller berichtet von millimetergenauer Steuerung. Wie ein Uhrmacher operiert der Roboter: kleine Schnitte, schnelle Genesung.

Optimierter Workflow

Im Universitäts Spital Zürich wiederum startete im Januar 2025 das Mako-System für Hüftprothesen. Die Echtzeit-3D-Planung senke postoperative Komplikationen um rund 15 Prozent, erklärt Dr. Monica Keller. Auch hinter den Kulissen beschleunigt Technik den Ablauf: Eine Lean-Six-Sigma-Analyse in bariatrischen und thorakalen Operationssälen zeigte, dass sich die Zeit für Vorbereitungs- und Nachbereitungsphasen um 15,6 Prozent verkürzen lässt. Mehr Effizienz im Workflow schafft zusätzliche Kapazitäten und senkt den Druck auf das Personal.

Geringeres Infektionsrisiko

Roboter arbeiten in geschlossenen Systemen, die das Eindringen von Keimen erschweren. Eine ISAPS-Studie fand heraus, dass so das Infektionsrisiko um bis zu 20 Prozent sinkt. Geschlossene Arbeitswege und automatische Sterilfilter können den Kontakt mit Bakterien also erheblich reduzieren. Ein Effekt, der die Abläufe mit Patient:innen zusätzlich erleichtert.

Eines dürfte klar sein: Roboter assistieren und können Menschen nicht ersetzen. Sie halten Klemmen oder justieren Kameras. So navigiert das Team sicher durch Routine und Notfälle. Schulungen an den Hightech-Systemen fördern den Zusammenhalt und locken technisch versierten Nachwuchs. Robotik ist kein Allheilmittel gegen Fachkräftemangel, doch ein verlässlicher Partner: Technik nimmt Routinen ab, schenkt Zeit für komplexe Fälle und macht Spitäler attraktiver. Am OP-Tisch zeigt sich deutlich: Gemeinsam sind Mensch und Maschine unschlagbar.

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