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Deutschland Die Frau Gesundheit

Unsichtbare Krankheiten sichtbar machen

13.06.2025
von Aaliyah Daidi

Hormone sind schon seit einiger Zeit ein zentrales Thema in der Gesundheitswelt, doch das war nicht immer so. Die Wissenschaft macht heute längst überfällige Fortschritte und die Bedeutung frauenspezifischer Forschung wächst kontinuierlich. Welchen Einfluss hat dies auf den Alltag der Frauen und welche Möglichkeiten werden dadurch geschaffen?

Eine lange Reise

Lange Zeit stand die Gesundheit der Frauen im Hintergrund, da der Fokus auf der Männergesundheit lag. In den letzten Jahren änderte sich das und die Frauenforschung bekam ihre lang ersehnte und berechtigte Aufmerksamkeit. Dank der wissenschaftlichen Fortschritte können Frauen bewusster ihren Alltag leben, besser auf ihren Körper achten und ärztliche Hilfe bekommen. Jedoch bleibt die Komplexität hormoneller Einflüsse eine Herausforderung für die Forschung. Viele hormonelle Erkrankungen wie Endometriose oder das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) sind bis heute noch nicht vollständig erforscht. Hormonelle Krankheiten können erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und das Erkrankungsrisiko haben.

Dank technologischer Entwicklungen, wachsender gesellschaftlicher Sensibilisierung und des politischen Drucks hat die Erforschung der Frauengesundheit heute einen ganz neuen Stellenwert. Der weibliche Zyklus, lange tabuisiert, wird nun als zentrales Element ganzheitlicher Gesundheit betrachtet. Dennoch bleibt die Komplexität hormoneller Erkrankungen ein Hindernis – weder ihre Ursachen noch ihre optimale Behandlung sind restlos geklärt.

Aktuelle Themen in der Frauenforschung

Auf Basis der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse können hormonelle Schwankungen während des Zyklus gezielt genutzt werden – ein Konzept, das auch unter »Cycle-Syncing« bekannt ist. 

Die vier Phasen des Zyklus – Menstruation, Follikelphase, Ovaluation und Lutealphase – beeinflussen Stimmung, Energie, Schlafverhalten und Leistungsfähigkeit. Anstatt diese natürlichen Schwankungen als störend zu empfinden, lernen immer mehr Frauen sie für sich zu nutzen. Viele berichten von weniger PMS-Beschwerden, einem verbesserten Hautbild, mehr Energie und einem insgesamt besseren Wohlbefinden. 

Cycle-Syncing ist dabei kein starres Regelwerk, sondern vielmehr eine Einladung zur achtsamen Körperbeobachtung. Jede Frau hat ihren individuellen Rhythmus – und genau hier beginnt die selbstbestimmte Hormongesundheit: durch Wissen, Selbstbeobachtung und persönliche Anpassung.

Lange Zeit stand die Gesundheit der Frauen im Hintergrund, da der Fokus auf der Männergesundheit lag.

PCOS und Endometriose

Zwei besonders belastende, dennoch oft spät diagnostizierte Erkrankungen sind das polyzystische Ovarialsyndrom und Endometriose. Beide Erkrankungen betreffen Frauen im gebärfähigen Alter – zwischen der Pubertät und den Wechseljahren – und sind chronischer Natur. 

PCOS ist durch hormonelle Disbalancen geprägt, insbesondere durch einen erhöhten Androgenspiegel. Diese »männlichen« Hormone führen teilweise zu unregelmäßigen Zyklen, Zystenbildung an den Eierstöcken, Haarausfall, Akne und Gewichtszunahme. PCOS beeinflusst nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern erhöht auch das Risiko für Typ-2-Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Ursachen sind jedoch komplex und umfassen genetische, metabolische und Umweltfaktoren. 

Endometriose hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass Gewebe ähnlich der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter wächst – etwa im Bauchraum, an den Eierstöcken oder der Blase. Diese Herde reagieren wie die normale Schleimhaut auf den Zyklus, was zu teils extremen und sehr schmerzhaften Menstruationen, chronischen Entzündungen und Unfruchtbarkeit führen kann. Viele Frauen durchlaufen einen jahrelangen Leidensweg, bevor sie eine Diagnose erhalten. 

Beide Erkrankungen zeigen eindrücklich, wie dringend mehr Forschung und spezifische Behandlungsansätze gebraucht werden. Denn eine frühzeitige Diagnose und individuelle Therapie könnten viel Lebensqualität erhalten oder zurückgeben.

Die Veränderung der Medizin

Warum beginnt diese Bewegung zur selbstbestimmten Hormongesundheit erst jetzt? Ein Teil der Antwort liegt im zunehmenden Gesundheitsbewusstsein vieler Frauen. Körperliche Selbstwahrnehmung, Biohacking, Achtsamkeit und eine kritische Haltung gegenüber Standardtherapien fördern den Wunsch nach eigenverantwortlichem Umgang mit der eigenen Gesundheit.

Zudem verändert sich auch die Rolle der Medizin: Patientinnen fordern aktive Mitsprache, individualisierte Therapie statt Einheitsbehandlung und bringen eigene Daten, beispielsweise aus Zyklus-Apps, in die ärztliche Konsultation ein. Social Media spielt hierbei eine zentrale Rolle: Das Bewusstsein für Frauengesundheit wächst enorm, Frauen helfen sich gegenseitig und tauschen wertvolle Informationen aus. Diese Entwicklung hat auch die wissenschaftliche Forschung angestoßen, wobei Frauen zunehmend Verantwortung übernehmen und sich für den Austausch und das Wissen rund um ihre Gesundheit einsetzen. Doch gleichzeitig besteht die Gefahr von Fehlinformationen, die sich rasch verbreiten können. Die Kombination aus technologischer Unterstützung, wachsendem Wissen und sozialem Wandel schafft die Grundlage für eine neue Generation hormonbewusster Frauen. 

Hormongesundheit im Alltag

Selbstbestimmte Hormongesundheit bedeutet nicht, alles allein lösen zu müssen. Vielmehr geht es um die aktive Rolle im eigenen Gesundheitsprozess: den eigenen Zyklus verstehen, Symptome ernst nehmen, Fragen stellen und Entscheidungen mitgestalten. 

Hilfreich können dabei sein:

  • Zyklustracking-Apps oder analoge Zyklustagebücher
  • Anpassung der Ernährung, Bewegung und des Schlafs an den Zyklus
  • Stressmanagement und hormonfreundliche Routinen 
  • Austausch in Netzwerken oder Frauengesundheitsgruppen
  • Fachärztliche Begleitung durch Endokrinolog:innen oder Gynäkolog:innen mit Schwerpunkt Hormongesundheit

Wichtig bleibt: Nicht jede hormonelle Herausforderung lässt sich mit Anpassungen des Lebensstils lösen. Bei starken Beschwerden oder chronischen Erkrankungen braucht es eine fundierte medizinische Diagnose und gegebenenfalls auch eine medikamentöse Therapie. Selbstbestimmung bedeutet daher nicht Selbstbehandlung, sondern Selbstbeteiligung.

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