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Ernährung Gesundheit

Vitaminmangel – helfen Nahrungsergänzungsmittel?

04.07.2020
von Fatima Di Pane

Fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung nimmt Nahrungsergänzungsmittel zu sich. Doch machen diese tatsächlich gesund? Ein Gesundheitsberater klärt auf.

Um langfristig fit und gesund zu bleiben, ist es zentral, auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung zu achten. So kann sichergestellt werden, dass der Körper alle Vitamin- und Mineralstoffe erhält. Vielfach wird zur Unterstützung der Ernährung auf Nahrungsergänzungsmittel ausgewichen: Wenn ein Mangel festgestellt wird, folgt oft der Griff zum Präparat. Doch wie sinnvoll ist dies? Und wie entstehen diese Mängel überhaupt?

Der ärztlich geprüfte Gesundheitsberater Felix Lösch hat tagtäglich mit Ernährung zu tun. Laut ihm sind die häufigsten Vitamin- und Mineralstoffmängel in der westlichen Gesellschaft Vitamin D, Vitamin B12 und Eisen.

Durchschnittsernährung lässt zu wünschen übrig

«Wer Lebensmittel hoher biologischer Qualität und Wertigkeit verzehrt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel», sagt Felix Lösch. Umfragen des Bundes haben ergeben, dass 47 Prozent der Schweizer Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, doch nur 13 Prozent der Bevölkerung befolgt die Empfehlung, mindestens fünf Portionen Früchte und Gemüse täglich zu essen. Dafür verzehrt der durchschnittliche Schweizer fast ein Kilogramm Fleisch pro Woche. Auch der Verzehr von süssen und salzigen Leckereien ist zu hoch. Die Vermutung liegt nahe, dass die Beliebtheit von Nahrungsergänzungsmitteln vom Bedürfnis her kommt, die eigene suboptimale Ernährung auszugleichen.

Lebensweise umstellen

Hilft der tägliche Griff zur Multivitamintablette dabei, die eigene Gesundheit im Griff zu halten? Felix Lösch verneint dies: «Ergebnisse wissenschaftlicher Studien weisen übereinstimmend nach, dass Nahrungsergänzungsmittel für die Primärprävention ohne Nutzen sind.»

Folglich ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zwecks Vorsorge gänzlich ungeeignet.

Aber was ist, wenn der Vitaminmangel ärztlich nachgewiesen wurde? «Es ist sinnvoller, die Ursache der Mangelerscheinung zu beheben und die Lebensweise sowie die Ernährung umzustellen, statt mit Nahrungsergänzungsmitteln bloss Symptome zu behandeln», legt Lösch dar.

In wenigen Fällen sinnvoll

«Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln stellt keine Massnahme zur persönlichen Gesundheitsvorsorge dar», erklärt Lösch. Denn nur in spezifischen Situationen ist die Einnahme sinnvoll. «Bei konsumierenden, auszehrenden Krankheiten wie Krebs, in der Schwangerschaft und Stillzeit oder bei durch Verletzungen oder Operationen längerfristig immobilen Zuständen kann eine Supplementierung sinnvoll sein», sagt Lösch, «in individuell und sorgsam diagnostizierten Einzelfällen kann es bei spürbaren Mangelerscheinungen vernünftig sein, in Verbindung mit auffälligem Blutparameter, vorübergehend die Symptome durch die gezielte Einnahme von Präparaten zu beheben und den Blutspiegel zu normalisieren.»

Sorgfältige Diagnose nötig

In Absprache mit einer Fachperson können Vitaminsupplemente also durchaus positive Effekte haben. Aber vom Dosieren und Einnehmen auf eigene Faust sollte abgesehen werden: «Nahrungsergänzungsmittel sind nicht harmlos. Sie sollten nicht als willkürliches Supplement der Gesamternährung genutzt, sondern wie bei jedem anderen Medikament nur nach genauer und individuell gestellter Diagnose unter Einbezug der möglichen Risiken eingesetzt werden», macht Lösch klar. Wer also das Gefühl hat, dass in der eigenen Ernährung Mängel bestehen, wendet sich am besten an eine Fachperson aus der Medizin oder Ernährungsberatung.

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht harmlos. Felix Lösch

Ernährung als Vorsorge

Das Wichtigste ist jedoch, dass Mängel erst gar nicht auftreten. Dazu ist eine ausgewogene Ernährung zentral. «Ich empfehle eine vitalstoffreiche Vollwerternährung mit hohem Rohkostanteil, frei von Industriezuckerarten, frei von Backwaren aus Auszugsmehl sowie ohne industriell hergestellte Fette», sagt Lösch, «auf den Punkt gebracht bedeutet dies, unsere Nahrung so natürlich wie möglich zu geniessen.»

Viel Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte stehen also auf dem Speiseplan. Am besten versorgt man sich an lokalen Gemüsemärkten. Mit einer Online-Suche sind nahe gelegene landwirtschaftliche Betriebe zudem schnell ausfindig gemacht. Auf industriell verarbeitete Lebensmittel sollte grösstenteils verzichtet werden. Sie schaden dem menschlichen Körper mehr, als sie nützen und enthalten meist Zucker.

Die häufigsten Mängel


Vitamin D

Vitamin D, vielmehr ein Hormon, sorgt für die Knochenbildung. Die Bildung von Vitamin D wird durch die Sonne angeregt. Symptome eines Mangels beinhalten andauernde Erschöpfung, Haarausfall und Muskelschmerzen. Vitamin-D-Quellen sind unter anderem Pilze, Eier und Fisch. Auch sollte man sich täglich mindestens zehn Minuten im Freien aufhalten.

Vitamin B12
B12 sorgt unter anderem für die Blutbildung und die Bildung von Körperzellen. Ein Mangel kann sich unter anderem durch Sensibilitätsstörungen bis hin zu Lähmungen, einer brennenden Zunge sowie kribbelnden Gliedmassen äussern. B12 findet man in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut und in tierischen Lebensmitteln.

Eisen
Eine gesunde Zellbildung und Zellatmung werden durch Eisen möglich gemacht. Symptome eines Eisenmangels beinhalten Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Infektanfälligkeit. Eisenquellen sind unter anderem Austern, Sojabohnen, Linsen und Spinat.

Gesund am Arbeitsplatz – so geht’s

  • Verzichten Sie auf den Zuckerkick während des Nachmittagstiefs. Naschen Sie gesunde Früchte und greifen Sie auf grünen oder schwarzen Tee zurück.
  • Wer den ganzen Tag im Büro sitzt, muss auf die Bewegung achten. Stündlich einmal aufzustehen, ist dabei das Minimum. Eine weitere Idee ist es, die Mittagspause für einen Spaziergang im Freien zu nutzen. So klappt’s auch mit dem Vitamin D.
  • Um den Stresspegel tief zu halten, sind Pausen essenziell. Dazu gehören mehrmals tägliche Dehnpausen, aber auch regelmässige Ferien, um sich gedanklich von der Arbeit abzugrenzen und eine neue Perspektive zu erhalten.

Wie kann man sein Immunsystem stärken? Die Antwort gibt es hier.

Text Fatima di Pane

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