Hochwertige Produkte. Einzigartiges Design. Enorme Performance. Es sind diese Assoziationen, welche die meisten Menschen mit der Marke Porsche in Verbindung bringen. Nachhaltigkeit oder gar Umweltfreundlichkeit werden weit seltener genannt. Zu Unrecht, wie sich zeigt.
Interview mit Detlev von Platen, Mitglied des Vorstandes von Porsche
Detlev von Platen, die Marke Porsche steht für hochwertige Sportwagen, Leistung und Fahrspass. Aspekte, die in der aktuellen Mobilitätsdiskussion immer mehr in den Hintergrund zu treten scheinen.
Zunächst finde ich persönlich die Diskussion um eine nachhaltige Mobilität sehr wichtig. Wir müssen alles dafür tun, um den Klimawandel zu stoppen und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft zu minimieren. Auch Porsche als Sportwagenhersteller trägt eine Verantwortung, der wir uns stellen. Zugleich muss die Diskussion sachlich geführt werden; Maßnahmen gegen den Klimawandel bedingen keinen Verzicht. Aus meiner Sicht muss beispielsweise Elektromobilität keinerlei Einbuße bei Fahrspass, Emotion und automobiler Leidenschaft bedeuten. Das ist auch ein Grund, warum wir diese Technologie sehr früh gepusht haben und der Meinung sind, dass sie sogar sehr gut zu Porsche passt.
Inwiefern?
Es war immer Teil der DNA von Porsche, nicht unbedingt das stärkste, sondern das effizienteste Konzept zu entwickeln. Das gilt für den 911 genauso wie für alle anderen Modelle – auch in Bezug auf die Performance von elektrischen Fahrzeugen. Ein anderer Beleg sind unsere Erfolge mit Hybrid-Fahrzeugen im Motorsport. Wir haben uns schon sehr früh für den Weg der Elektromobilität entschieden und Mitte des vergangenen Jahrzehnts mit der Entwicklung des Taycan begonnen. Damals war Porsche bereits der erste Hersteller mit drei Plug-in-Hybridmodellen in verschiedenen Premiumsegmenten. Heute liefern wir in Europa rund 40 Prozent unserer Autos mit Elektromotor aus – als reines Elektrofahrzeug oder Plug-in-Hybrid. Unsere Mission ist also klar: Wir wollen elektrisch in die Zukunft fahren und eine technologische Vorreiterrolle übernehmen.
Woher kommt dieser Fokus auf E-Fahrzeuge?
Unsere Kunden verlangen immer häufiger nach dieser neuen Technologie. Gleichzeitig wollen wir unserem eigenen Anspruch als Pionier der nachhaltigen Mobilität gerecht werden. Deswegen haben wir uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt: In 2030 werden mehr als 80 Prozent unserer Neufahrzeuge einen E-Motor haben, entweder als reines Elektro-Modell oder Plug-in-Hybrid. In 2025 wird dieser Anteil bereits 50 Prozent betragen.
Was genau haben Sie im Bereich der eFuels vor?
Synthetische Kraftstoffe sehen wir als sinnvolle Ergänzung zur E-Mobilität. Sie sind ein zusätzlicher Baustein auf dem Weg zur Dekarbonisierung. Die Vorteile liegen in der einfachen Anwendung: eFuels sind in Verbrennern und Plug-in-Hybriden einsetzbar und nutzen das vorhandene Tankstellennetz. Durch ihren Einsatz können wir einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gemeinsam mit Siemens Energy sowie einer Reihe von internationalen Unternehmen treiben wir daher in Chile ein Pilotprojekt voran, aus dem die weltweit erste integrierte und kommerzielle Großanlage zur Herstellung von eFuels hervorgehen soll.
Wie wird sich dieses Pilotprojekt weiterentwickeln?
In der Großanlage in Chile sollen schon im kommenden Jahr etwa 130 000 Liter eFuels erzeugt werden. In zwei Schritten soll die Kapazität schließlich bis 2024 auf rund 55 Millionen Liter und bis 2026 auf rund 550 Millionen Liter eFuels pro Jahr gesteigert werden. Porsche ist Hauptabnehmer des grünen Kraftstoffs.
Sie bezeichnen die eFuels als Schritt in Richtung Dekarbonisierung. Wie geht die Reise für Porsche langfristig weiter?
Porsche möchte 2030 als Automobilhersteller bilanziell CO2-neutral sein. Ein niedriger CO2-Footprint, Closed-Loop-Recycling und Nachhaltigkeit stehen insofern zunehmend im Vordergrund. Um diese Ziele zu erreichen, treiben wir verschiedene Innovationen voran: So forscht etwa die Cellforce Group, ein Joint Venture von Porsche und Customcells, zusammen mit dem Unternehmen Basf an Hochleistungsbatteriezellen der nächsten Generation.
Was zeichnet die heutigen reinelektrischen Porsche Taycan sowie den neuen Porsche Taycan Cross Turismo aus?
Zunächst einmal ist der Taycan ein echter Porsche. Er trägt die Seele unserer Sportwagen in sich. Jeder, der in einem Taycan saß, bestätigt das. Optik, Haptik, Beschleunigung, Kurvenverhalten – hier lässt der Taycan keine Wünsche offen. Zugleich repräsentiert das Fahrzeug den Einstieg in eine neue Ära von Porsche und hat in den vergangen zwei Jahren den Auftritt der Marke ein Stück weit verändert. In der Kommunikation müssen wir Elektromobilität ganzheitlich denken und über das gesamte Ökosystem rund um das Fahrzeug aufklären. Der unterschiedliche Wissensstand der Kunden erfordert personalisierte Maßnahmen, um auf individuelle Themen gezielter eingehen zu können.
Apropos Wissenstand. Ein Punkt, der oft gegen die E-Mobilität ins Feld geführt wird, ist die Reichweitenproblematik.
Um diese Bedenken zu zerstreuen, kommt es neben den weiteren technischen Innovationen bei den Batterien vor allem auf ein flächendeckendes Ladenetzwerk an. Dafür setzen wir uns ein. Unseren Kunden ermöglicht der Porsche Charging Service den Zugriff auf weltweite Ladepunkte verschiedener Anbieter. Aktuell sind in Europa fast 200 000 Ladepunkte in mehr als 20 Ländern angebunden. Darunter sind knapp 6500 Ladepunkte mit mehr als 50 kW DC-Ladeleistung. Ein weiteres Highlight ist das exklusive Porsche Destination Charging. Hier können Kunden an besonders beliebten Anlaufstellen ihre Porsche Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle kostenlos aufladen. Das Programm stellt mittlerweile mehr als 2000 AC-Ladepunkte in mehr als 50 Ländern bereit. Dazu gehören zum Beispiel ausgewählte Hotels, Restaurants, Einkaufszentren oder Sportclubs. Der weitere Ausbau läuft. Zusätzlich bauen wir gemeinsam mit unserem Partner Ionity die Schnellladeinfrastruktur in ganz Europa aus. Und auch das Schnellladen im Handel bei unseren Porsche Zentren wird nach und nach weltweit möglich.
Nicht nur die Mobilität an sich verändert sich, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen diese »konsumieren«.
Das ist richtig. Gerade in der jüngeren Generation im urbanen Umfeld gibt es durchaus Menschen, die nicht mehr zwangsläufig ein eigenes Fahrzeug besitzen wollen. Mit «Porsche Drive» bieten wir verschiedene Möglichkeiten der flexiblen Fahrzeugnutzung – von der Premium-Vermietung bis zum Abonnement. Ein hiesiges Beispiel ist »Porsche Drive Abo«, wo wir unsere Modelle für sechs Monate und länger zur Miete anbieten. Im Portfolio ist auch der Taycan. Elektromobilität lässt sich hier also erleben, ohne sich langfristig binden zu müssen.
Apropos jüngere Menschen: kommen diese denn noch in ein klassisches Autohaus, um sich einen Porsche zu kaufen?
Ich glaube fest daran, dass der »Human Touch«, also die persönliche Begegnung mit Menschen, für unsere Kunden eine wichtige Rolle spielt. Erst recht im digitalen Zeitalter, wo der Wunsch nach echten Begegnungen sogar wächst – und zwar unabhängig vom Alter. Deswegen setzen wir neben dem Ausbau des Online-Fahrzeugvertriebs auch weiterhin stark auf den stationären Handel. Wir entwickeln unsere Porsche Zentren weiter und machen sie zu flexiblen Markenerlebniswelten und attraktiven Treffpunkten für die Porsche-Community. Gleichzeitig schaffen wir neue, urbane Formate in Innenstädten. Offen und einladend. Das Markenerlebnis steht hier im Vordergrund, zugleich geht es um eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität. So können die Menschen auf ihren Innenstadttouren bei einer Tasse Kaffee ganz entspannt und unverbindlich in Kontakt mit unserer Marke kommen.
Werden denn die urbanen Zielgruppen in den kommenden Jahren insgesamt wichtiger?
Urbanisierung ist mit Blick auf die Mobilität aus unserer Sicht ein wesentlicher Trend. Im Jahr 2050 wird rund zwei Drittel der Menschheit in Städten leben, aktuell sind es 55 Prozent. Wir brauchen deshalb sogenannte »Smart City«-Konzepte – also Ideen für intelligente und nachhaltige Verkehrs-Ökosysteme. Elektromobilität spielt dabei eine entscheidende Rolle. Porsche ist aber mehr als seine Fahrzeuge. Porsche ist ein Versprechen für ein besonderes und einzigartiges Marken- und Produkterlebnis. Darüber hinaus glaube ich an die Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte. Dazu gehört die dreidimensionale Mobilität, die eine ganz neue Dimension qualitativer Zeit schaffen könnte. Sozusagen die Vision eines «Porsche für die Luft». Auch damit beschäftigen wir uns intensiv.
Bilder Zvg (Porsche)
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