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Mobilität

Auf dem Weg zur E-Mobilität – aber noch nicht auf der Zielgeraden

02.09.2021
von SMA

Der Verkehr muss nachhaltiger werden. Diese Grundprämisse stellt den Automobilsektor vor gewaltige Herausforderungen. Wo steht Deutschland heute in Sachen E-Mobilität? Und wie sieht das in anderen Ländern aus?

Die Zeit der Automobile mit Verbrennungsmotoren ist noch nicht vorbei. Doch sie neigt sich unweigerlich ihrem Ende zu. Dies zeigen auch Prognosen des Beratungsunternehmens Deloitte Deutschland: In ihrer aktuellen Studie »Elektromobilität in Deutschland: Marktentwicklung bis 2030 und Handlungsempfehlungen« halten die Autorinnen und Autoren fest, dass die Zulassungen für Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bis zum Jahr 2030 um bis zu drei Millionen Fahrzeuge zurückgehen dürften. Darum werden, zumindest langfristig, alternative Antriebe die Verbrennungsmotoren ablösen und ersetzen. In der Übergangszeit seien Technologien wie Hybridantriebe essenziell, um bestehende Wertschöpfungsketten auszuschöpfen und zugleich die CO2-Vorgaben einzuhalten. 

Ist Deutschland damit in Sachen »nachhaltiger Individualverkehr« auf Kurs? Nicht wirklich, denn die Studie zeigt weiter auf, dass die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel von zehn Millionen zugelassenen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben bis 2030 wohl nicht erreichen wird. Prognosen, basierend auf dem Wissensstand von 2020 und unter Berücksichtigung der angepassten Corona-Fördermaßnahmen, gehen von 6,35 Millionen Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in diesem Zeitraum aus. Damit reichten nach derzeitigem Wissensstand die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Förderungen nicht aus, um die ursprüngliche Zielsetzung zu erreichen. Auch wenn sie langfristig gesehen den Absatz alternativ angetriebener Fahrzeuge beschleunigen.

Die E-Wende kommt erst 2032

Wie sieht die Entwicklung demnach konkret aus in den kommenden Jahren? Gemäß Studie werde sich hierzulande bis 2030 zwar eine »deutliche Verschiebung von Verbrennern hin zu alternativen Antrieben ergeben«. Nur: Während der nächsten zehn Jahre dürften Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren die Zulassungen nach wie vor zu rund zwei Dritteln dominieren. Der Wendepunkt, sprich der Moment, in dem die Hälfte der Zulassungen auf E-Autos entfällt, sehen die Studien-Autorinnen und -Autoren erst 2032 erreicht. Durch das voraussichtliche Auslaufen der bisherigen Fördermaßnahmen entstehe »bei den alternativen Antrieben ab 2023 außerdem eine leichte Absatzdelle«. Das Fazit: Die insgesamt positive Transformation des Individualverkehrs müsse mit Nachdruck vorangetrieben und gefördert werden. Dies einerseits, um die Klimabelastung schnellstmöglich zu reduzieren. Und andererseits, um die weniger lukrative Übergangszeit für die Automobilindustrie zu verkürzen. 

Der europäische Norden macht’s vor

In anderen Ländern scheint man diesbezüglich deutlich weiter zu sein. Gemäß ACEA (European Automobile Manufacturers’ Association) betrug der Anteil der Steckerfahrzeuge (inklusive Hybridantriebe) an eingelösten Neuwagen in Deutschland 14 Prozent. Spitzenreiter Norwegen kam im selben Jahr auf 75 Prozent. Während im skandinavischen Fjordland also drei Viertel aller Neuwagen elektrisch betrieben werden, trifft dies hierzulande nur auf jeden siebten zu. Damit findet sich Deutschland im europäischen Mittelfeld wieder, zusammen mit Ländern wie der Schweiz und Portugal (beide ebenfalls mit 14 Prozent) aber noch vor Frankreich und Großbritannien (beide elf Prozent). 

Generell genießt die Elektromobilität gerade in Skandinavien einen enorm hohen Stellenwert, im europäischen Ranking folgen auf Norwegen Island sowie Schweden. Woran liegt das? Dieser Frage ging kürzlich auch das Handelsblatt nach und gelangte zum Schluss, dass der Grund für die hohe Akzeptanz von Steckerfahrzeugen in Norwegen auf eine Kombination aus finanziellen Vorteilen sowie Straßenverkehr-Privilegien zurückzuführen ist. Um den Verkauf von Verbrennern bis 2025 auf null herunterzufahren, erlässt Norwegen den Käuferinnen und Käufern von E-Autos die 25-prozentige Mehrwertsteuer. Auch die Zulassungsgebühr fällt weg. Gleichzeitig dürften Besitzer:innen von Stromern in einigen Städten die Busspuren benutzen und können in manchen Gemeinden kostenlos parken. Außerdem müssen E-Autofahrer:innen maximal die Hälfte der vor allem in den größeren Städten fälligen Mautgebühren entrichten.

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