Mit 50+ beginnt eine Zeit, in der Erfahrung auf Freiheit trifft und das Leben seine eigene Tiefe bekommt. Es ist das Jahrzehnt, in dem vieles klarer wird – und manches wieder offen. Wer diesen Abschnitt betritt, hat eine Menge erlebt, getragen und aufgebaut. Aber auch genug Zeit und Freiheit, um Neues zu wagen. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege, berufliche Ziele sind erreicht oder neu definiert und plötzlich liegt sie da – eine neue Weite. Kein leeres Feld, sondern eine Einladung: das eigene Leben noch einmal bewusst zu gestalten.
Viele entdecken mit fünfzig, dass der Blick sich verändert. Es geht weniger um Geschwindigkeit, mehr um Tiefe. Nicht um das, was man noch «schaffen» muss, sondern um das, was man erleben möchte. Und darum, Dinge zu tun, die nicht für andere, sondern für sich selbst Bedeutung haben.
Vielleicht beginnt es mit einer Sprache, die man schon lange bewundert. Italienisch in Florenz, wo jedes Wort nach Sonne klingt. Oder Französisch in Nizza, zwischen Lavendelduft und dem Rauschen des Mittelmeers. Vielleicht ist es ein Wochenende allein in einer kleinen Hütte im Engadin, mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel, einem Buch, das endlich Zeit bekommt, und Stille, die sich nach Frieden anfühlt.
Mit 50+ hat man die Freiheit und Zeit, Orte zu entdecken, die man schon immer sehen wollte. Für viele ist es der ideale Moment, um sich lang gehegte Reiseträume zu erfüllen – das zeigt sich auch am Alter vieler Teilnehmer:innen auf meinen Expeditionen, etwa in die Antarktis oder in den Amazonas. – Thomas Bucheli
Auch das Reisen verändert sich. Es geht nicht mehr um ferne Länder, die man abhakt, sondern um Erlebnisse, die bleiben. Eine Wanderung über die grünen Hügel Irlands. Ein Spaziergang durch die engen Gassen von Porto, wo die Häuser bunt leuchten und das Leben langsam fliesst. Ein Nachmittag in einem Strassencafé in Paris, an dem man nichts tut, ausser zu beobachten.
Und ja – manchmal darf es auch grösser sein. Ein Roadtrip in Neuseeland, bei dem jeder Tag nach Freiheit riecht. Eine Ballonfahrt über die Toskana. Eine Zugfahrt durch Norwegen, wo Fjorde und Seen vor dem Fenster vorbeiziehen. Oder ein Abend auf einem Markt in Marrakesch, voller Gerüche, Stimmen und Farben, die lange bleiben, wenn man schon wieder zu Hause ist.
Aber die Bucketlist ab 50 besteht nicht nur aus Reisen. Sie ist eine Sammlung von Momenten. Von kleinen Mutproben und neuen Anfängen. Vielleicht ein Tanzkurs, weil Musik noch immer bewegt. Oder ein Sprung ins kalte Wasser, irgendwo im schönen Bodensee, nur weil man Lust darauf hat. Vielleicht ist es der Mut, einen neuen Weg einzuschlagen – ein Ehrenamt, ein kreatives Projekt, ein kleiner Laden, von dem man immer geträumt hat.
Mit den Jahren wächst die Gelassenheit. Man muss niemandem mehr etwas beweisen. Man weiss, welche Menschen guttun und welche Wege sich lohnen. Freundschaften werden tiefer, Gespräche ehrlicher. Und manchmal genügt ein einziger Anruf, um jemanden zurück ins eigene Leben zu holen.
Durch meinen Job habe ich schon viele Orte gesehen, aber Vietnam würde ich auch gerne mal bereisen! – Röbi Koller
Auch der Körper bekommt eine neue Bedeutung, nicht mehr als Massstab, sondern als Zuhause. Bewegung wird zur Freude, nicht zur Pflicht. Yoga am Strand von Sylt, Schwimmen im See bei Sonnenaufgang, eine Velotour durch die Weinberge der Pfalz. Das sind keine Fitnessübungen, sondern Lebensfreuden. Und am Abend ein Glas Wein in der Hand, irgendwo auf einer Terrasse in der Provence – mehr braucht es oft nicht.
Wer lacht, bleibt lebendig. Wer neugierig bleibt, bleibt jung. Vielleicht ist das das Geheimnis dieser Jahre, dass Erwachsenwerden irgendwann anfängt, Spass zu machen.
Dieser neue Lebensabschnitt zeigt, dass das Leben vor allem jetzt bunt sein kann. Es darf laut sein, bei einem Konzert im Park oder auf einem Sommerfestival am Bodensee. Es darf aber auch still sein, auf einem Spaziergang durch den Wald, in einer kleinen Kapelle in Südtirol oder bei Kerzenlicht auf dem Balkon. Beides gehört dazu. Wichtig ist nur, Raum zu schaffen für Begegnungen, für die Natur, für Freundinnen und Freunde.
Die zweite Hälfte des Lebens ist keine Zugabe. Sie ist ein Geschenk. Vielleicht sogar das schönste Kapitel. Bewusster. Freier. Wahrhaftiger.
Und wer jetzt beginnt, seine eigene Bucketlist zu schreiben, merkt schnell: Es geht nicht darum, wie viel man erlebt, sondern wie intensiv. Ob auf einem Markt in Apulien, auf einem Wanderweg in den Dolomiten, am Ufer der Seine oder einfach im eigenen Garten. Das Leben wartet!
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