Kulturschock oder Horizonterweiterung? Wenn Reisende aus ihren Ferien zurückkommen, erzählen sie häufig von beidem. Kein Wunder! Jede Destination steckt voller Überraschungen.
Wer verreist, muss sich auf Unbekanntes einstellen. Die Menschen sprechen eine andere Sprache, das Klima ist ungewohnt und das Lebensmittelangebot neu. Was zu Hause als höflich oder unwirsch angesehen wird, muss am Reiseziel nicht mehr gelten – denn keine Kultur ist wie die andere.
Warmes Lächeln in Thailand
«Das Land des Lächelns». So lautet der Spitzname von Thailand. Dieser wird seit den Sechziger-Jahren verwendet, um für Reisen in das südostasiatische Land zu werben. Doch was steckt dahinter? Tatsächlich neigen Thailänder:innen zu einer gelassenen Lebensweise – ihr Leben ist von Leichtigkeit und Spass geprägt. Ein herzerwärmendes Lächeln, das den Thais über die Lippen huscht, ist dort definitiv keine Seltenheit.
Neben dem tropischen Klima, den kilometerlangen weissen Sandstränden und dem köstlichen Streetfood ist die entspannte Art das Tüpfelchen auf dem i. Mit ihrer offenen Art lassen Einheimische die Touris sofort wie zu Hause fühlen. Fasziniert und überwältigt von der Freundlichkeit und Wärme der Thais gegenüber Ausländer:innen, wollen viele Reisende gar nicht mehr weg.
Doch die thailändische Kultur hat nicht nur ein freundliches Lächeln zu bieten. Die auf der ganzen Welt populäre, traditionelle Thai-Küche wird in unzähligen Restaurants zu meist fairen Preisen angeboten. In den imposanten Tempeln können Interessierte mehr über den buddhistischen und hinduistischen Glauben erfahren. Wer mit einem tiefen Budget reist, der ist mit seinem Rucksack in unzähligen Backpacker-Hostels willkommen. So können junge Leute auch mit wenig Geld kulinarische Highlights erleben, in die eindrückliche Natur Thailands eintauchen und den entspannten Blick auf das Leben aufsaugen.
The American Dream
Wer in die USA reist, erlebt nicht selten einen Kulturschock. «Hi, how are you» ist meistens keine ernst gemeinte Frage. Und auch Komplimente wie «I love your dress» sollten Besucher:innen Amerikas nicht allzu ernst nehmen. Denn für US-Amerikaner:innen bedeuten diese Aussagen im Grunde genommen nicht mehr als Höflichkeit. Dennoch wird die offene Art der Amis von Menschen aus etwas reservierteren Kulturen umso mehr geschätzt.
Im Umgang mit Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit sind die USA hingegen konservativer. Wer beim Trinken von Alkohol auf öffentlichem Boden erwischt wird, muss mit einer happigen Strafe rechnen. So steckt das Bierchen auf dem Nachhauseweg in einer braunen Papiertüte. Bei Kontrollen kann die Polizei fragen, was sich darin befindet. In die Tüte hineinschauen darf sie allerdings nicht – auch wenn eigentlich klar ist, dass sich darin eine Flasche mit alkoholischem Inhalt befindet.
Die USA präsentieren sich als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wer nichts aus seinem Leben macht, ist selbst schuld. So sind der Leistungsdruck und die Essenz des Erfolgs bereits in jungen Jahren ein grosses Thema. Auch Misserfolge sind kein Grund aufzugeben – so predigt es der American Dream. Keep moving! Und vor allem: Keep smiling!
Frankreichs «Savoir vivre»
Die Bewohner:innen Frankreichs werden von ihren Nachbar:innen häufig als ziemlich arrogant abgestempelt. Für ihre Zuvorkommenheit sind Franzosen und Französinnen nicht gerade bekannt. Untereinander scheint diese von Ausländer:innen wahrgenommene Unhöflichkeit zu verfliegen. Wer sein Gegenüber begrüsst, egal ob Mann oder Frau, verteilt zwei Küsschen auf die Wangen.
Frankreich gilt für viele Menschen als das europäische Land des Genusses. Kochen und Essen soll den Einheimischen besonders wichtig sein. Schliesslich leben sie im Land von Käse, Rotwein, Schnecken und Froschschenkeln. Gleichzeitig schreibt man den französischen Frauen stets zu, sehr auf ihre Linie bedacht zu sein. Sie verkörpern eine gewisse Eleganz und stehen offenbar auf Haute Couture.
Zudem soll Romantik eine grosse Rolle spielen im Leben einer Französin oder eines Franzosen. Sie stehen auf Literatur, Cafés und «philo». Endlose Debatten darüber, wie sie die Welt verändern können, sind angeblich nichts Seltenes. Wenn sie etwas beherrschen, ist es die Kunst, das Leben zu geniessen, sagt man – das «Savoir vivre».
Böse Blicke in Japan
Eng, enger, Japan. In Tokio leben laut dem Statistischem Bundesamt Deutschland über 37 Millionen Menschen. Somit ist Japans Hauptstadt derzeit die Stadt mit den meisten Einwohner:innen auf der ganzen Welt. Dies ist insbesondere während der Stosszeiten spürbar. Dann quetschen sich Pendler:innen in Tokios brechend volle U-Bahn und drängen sich durch die überfüllten Strassen.
Wer eine japanische Familie zu Hause besucht, sollte sich unbedingt daran erinnern, die Strassenschuhe vor dem Betreten der Wohnung auszuziehen. Alles andere gilt als höchst unhygienisch. Für Gäste steht eigentlich immer ein Paar Hausschuhe an der Wohnungstür bereit. Das einzige Problem: Diese Hausschuhe sind häufig einige Nummern zu klein für die grossfüssigen «Gaijin», wie Japaner:innen Ausländer:innen bezeichnen.
Auch für das stille Örtchen stellen die Gastgeber:innen ein Paar Hausschuhe zur Verfügung. Achtung! Wenn ein Gast mit diesen zurück ins Wohnzimmer schlürft, erntet er garantiert einige böse Blicke.
Zuerst muss allerdings einmal der Weg zum eingeladenen Haushalt gefunden werden. Da in Japan Strassen oft keine Namen haben und Häuser nicht geografisch nummeriert sind, wie zum Beispiel in der Schweiz, haben sogar Einheimische Mühe, das Zuhause ihrer Freund:innen aufzufinden. Daher bilden Restaurants auf ihren Visitenkarten häufig einen kleinen Stadtplan ab – so soll Gästen der Weg zum Ziel erleichtert werden.
Egal wo Weltoffene hinreisen, die Konfrontation mit ungewöhnlichen Gewohnheiten fremder Kulturen ist gewiss. Doch ohne diesen herausfordernden Aspekt wäre das Reisen auch nur halb so spannend.
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