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Neuorientierung: Auf zu neuen Ufern!

26.01.2018
von Gerold Bruetsch-Prevot

Eine Neuorientierung im Beruf, freiwillig oder gezwungenermassen, ist immer eine Herausforderung – sie steckt aber auch voller Chancen.

Irgendwann ist genug, die Reizschwelle überschritten. Der Chef nervt, die Kollegen und Kolleginnen eigentlich auch, und überhaupt fehlt dem Job jegliche Herausforderung. Schluss mit der täglichen Langweile, auf zu neuen Taten! Konfuzius sagte: «Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.» Wie recht er hatte! Was für eine Lebensqualität, wenn der Beruf, die Tätigkeit, die man ausübt zur grossen Leidenschaft und zur grossen Freude wird. Nun, auch in Zukunft wird nicht alles rosa sein – aber eine Neuorientierung bringt sicher wieder neuen Schwung ins Leben.

Fast die Hälfte unzufrieden

Verschiede Studien zeigen, auch wenn sie nicht repräsentativ sind, dass es mit der Freude am Job nicht gerade gut bestellt ist. Man kann auch Freunde und Kolleginnen fragen, oder den Jammerern in der S-Bahn zuhören. Viele sind mit ihrer Arbeit unzufrieden, hätten im Nachhinein lieber einen anderen Berufsweg eingeschlagen und sind sich sicher, dass sie im falschen Beruf arbeiten. Spätestens dann muss die Flucht nach vorne ergriffen werden, sonst droht Leere oder sogar ein Burn-out. Eine Neuorientierung ist in jedem Alter möglich – und man muss ja nicht unbedingt auf den Seychellen eine Bar eröffnen.

Ein Ziel vor Augen

Der wichtigste Schritt von allen ist, ein Ziel vor Augen zu haben. Ohne kann man gar nicht festlegen, welche Schritte dazu führen könnten. Und man ist dabei nicht allein: Berufswechsel liegen im Trend. Wichtige Orientierungshilfen bei einem Aufbruch zu neuen Ufern bieten die Fachstellen zur Berufs- und Laufbahnberatung. In den letzten zehn Jahren haben die Beratungen der öffentlichen Berufs- und Informationszentren (BIZ) wieder zugenommen. Suchten früher hauptsächlich Jugendliche vor dem Schulabschluss die Berufsberatung auf, gelangen heute auch immer mehr Erwachsene an diese Fachstellen. Natürlich nicht alle freiwillig – viele haben auch ihre Stelle verloren oder müssen aus gesundheitlichen Gründen umsatteln öffentliche Beratungsstellen sind kantonal geregelt, die Konsultationen im Wohnbezirk gratis. Die Berufsberatung nützt nur, wenn man sich gut darauf vorbereitet, sich die Gründe für die Neuorientierung überlegt und was man dafür investieren will oder kann – zum Beispiel in Weiterbildung. Oder wie ein Wechsel mit der Familie vereinbar ist und welche Einkommensverluste das Budget verträgt.

Der wichtigste Schritt von allen ist, ein Ziel vor Augen zu haben.

Keine überhastete «Weiterbilderei»

Erst wenn man weiss, in welche Richtung es geht, sollt man sich auch mit der Weiterbildung befassen. Weiterbildung auf Vorrat macht keinen Sinn. Die richtige Frage dazu ist: Was wird für den nächsten Karriereschritt oder den erfolgreichen Umstieg benötigt? Eine höhere Fachausbildung? Ein eidgenössisches Diplom? Ein CAS (Certificate of Advanced Studies) oder wäre es Zeit für den MBA (Master of Business Administration)? Dabei muss die Weiterbildung nicht immer aus der eigenen Tasche bezahlt werden, je nach Vermögenslage kann ein Darlehen oder ein Stipendium beantragt werden. Die Auflagen dafür unterscheiden sich von Kanton zu Kanton: Die finanzielle Lage, das Vermögen, aber auch der Fehlbetrag zwischen Lebenshaltungs- und Ausbildungskosten können dabei bewertet werden. Die Ausbildung muss aber auf jeden Fall als sinnvoll angesehen werden und zu einem anerkannten Abschluss führen. Neu ist seit August des letzten Jahres, dass Absolvierende von vorbereitenden Kursen auf eidgenössische Berufsprüfungen und höhere Fachprüfungen eine einheitliche finanzielle Unterstützung erhalten. Unabhängig vom Wohnkanton werden die Teilnehmenden mit bis zu 50 Prozent der Kosten unterstützt.

Auch ab 50 nicht aussichtslos

Wer sich freiwillig neu orientieren, die Herausforderung wagt und damit neuen Schwung ins Berufsleben bringen will, geht die Sache natürlich anders an, als wenn man durch eine Kündigung dazu gezwungen wird. Und erst recht, wenn man über 50 Jahre alt ist – diesem vermeintlichen Damoklesschwert. Grundsätzlich ist die Vorgehensweise die gleiche – zuerst geht es aber in erster Linie darum, sich nicht entmutigen zu lassen. Es gilt, die positiven Zeichen aus dem Arbeitsmarkt wahrzunehmen: Schliesslich sind rund 75 Prozent aller Personen in der Schweiz zwischen 50 bis 65 Jahren immer noch erwerbstätig. Und auch die Arbeitslosenquote in diesem Alterssegment liegt unter dem Gesamtwert. Das Alter mag einer der Gründe sein, dass es etwas länger dauert, bis man wieder neu durchstarten kann. Gemäss Fachleuten fehlt es aber oft auch am Elan und an der fehlenden Aus- und Weiterbildung. Dazu kommen auch noch gesundheitliche Faktoren.

Einfach nur auf Stelleninserate zu antworten und abzuwarten genügt nicht – hier ist ein aktives Marketing gefragt.

Man kann davon ausgehen, dass die Kompetenzen der älteren Generation, wie Betriebstreue, Zuverlässigkeit, Kundenorientierung und Sicherheitsbewusstsein, durchaus gefragt sind. Nun liegt es an den Stellensuchenden, diese positiven Eigenschaften, diese Ich AG, auch zu verkaufen. Einfach nur auf Stelleninserate zu antworten und abzuwarten genügt nicht – hier ist ein aktives Marketing gefragt. Dazu gehören Netzwerken, gezielte Kontakte zu Firmen, um von verdeckten Stellen zu erfahren, die nicht ausgeschrieben werden, und aktive Informationsbeschaffung. Und natürlich die entsprechende Weiterbildung, um dem Jobprofil der Traumstelle möglichst nah zu kommen.

Text: Gerold Brütsch-Prévot

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