mba dank mba  studium dem leben anpassen
Diversität Karriere Studium Bildung

Dank MBA das Studium dem Leben anpassen

16.04.2018
von Gerold Bruetsch-Prevot

Der Anteil an MBA-Absolventinnen ist gegenüber den Männern immer noch sehr klein. Es gibt mehrere Gründe dafür – aber auch Möglichkeiten, diese Quote zu verbessern.

Bei der Matur überflügeln die Frauen die Männer. Dies konnte man gerade in den Medien lesen, nachdem das Bundesamt für Statistik neue Zahlen veröffentlicht hatte. 43,6 Prozent der Frauen haben demnach 2016 eine Matur gemacht – entweder am Gymnasium oder an einer Berufs- oder Fachschule. Damit haben sie die Männer deutlich hinter sich gelassen: Nur gerade 33,1 Prozent schlossen mit einer Matur ab. 1995 lagen die Geschlechter mit einem Anteil von je 17,6 Prozent noch gleichauf, wie Zahlen des Bundesamts zeigen. An den Gymnasien haben die Schülerinnen die Schüler inzwischen in sämtlichen Kantonen überholt. Es gibt keinen einzigen mehr, in dem die Maturitätsquote der Männer höher wäre als jene der Frauen. Am deutlichsten ist der Unterschied im Kanton Schwyz, wo jede fünfte Frau eine Matur macht, aber nicht einmal jeder zehnte Mann.

Gründe sind vielfältig

Nun könnte man nach Antworten suchen, warum das so ist. Dabei werden von der einen Seite die emanzipatorische Erziehung und die Frauenförderung ins Feld geführt, die nun endlich fruchte. Was aber dadurch wieder in Frage gestellt wird, dass in der Berufswelt nicht die Frauen, sondern nach wie vor die Männer dominieren. Andere bemängeln den Schulstoff, der Frauen klar bevorteile, weil die sprachlichen Fähigkeiten zu hoch gewichtet würden. Männer seien eher stärker in mathematischen Fächern – das halte viele Knaben davon ab, das Gymnasium zu absolvieren.

An den Gymnasien haben die Schülerinnen die Schüler inzwischen in sämtlichen Kantonen überholt.

Nun ist es natürlich spannend, wie sich diese Anteilmässigkeiten von Frauen und Männern im Lauf der weiteren Ausbildung und des Studiums verändert. Beim Eintritt ins Bachelorstudium sind Frauen an den Fachhochschulen leicht schwächer vertreten als die Männer (2015: 48 Prozent). An den universitären Hochschulen leicht stärker (52 Prozent) und an den Pädagogischen Hochschulen bilden sie mit 80 Prozent die grosse Mehrheit. Diese Anteile sind in den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben.

Bei der Wahl der Studienfächer geht die Trennung von Frauen und Männern noch deutlicher hervor. Über alle drei Hochschultypen betrachtet, sind Frauen in den Technischen Wissenschaften und den Exakten Wissenschaften viel schwächer vertreten als Männer. An den universitären Hochschulen stellen sie ausserdem auch in den Wirtschaftswissenschaften nur einen verhältnismässig geringen Anteil der neuen Bachelorstudierenden (36 Prozent, 2015). Zwar haben die Frauen in den letzten zehn Jahren in diesen Bereichen insgesamt ein wenig an Präsenz gewonnen, doch ist das Ungleichgewicht nach wie vor markant.

Die bekannten Männerdomänen

Interessant ist auch, einen Blick in die bis heute männerdominierten Fachrichtungen zu werfen. An den Universitäten und auch an den Fachhochschulen  ist der Frauenanteil klein bis sehr klein, wenn es beispielsweise um Informatik, Bauingenieurwesen oder Ma- schinentechnik geht. Daneben gibt es natürlich auch die Frauendomänen. Diese sind vor allem in den erziehungswissenschaftlichen, gesundheitswissenschaftlichen, psychologischen und sprachwissenschaftlichen Studiengängen zu finden. Nicht selten sind hier mehr als 80 Prozent der neuen Bachelorstudierenden Frauen.

Über alle drei Hochschultypen betrachtet, sind Frauen in den Technischen Wissenschaften und den Exakten Wissenschaften viel schwächer vertreten als Männer.

MBA für eine Karriere Voraussetzung

Will man der beruflichen Karriere so richtig Schub geben, kommt man um die Herausforderung eines Master-Studiums in Business Administration nicht mehr herum. Jeder MBA, gleich welcher Richtung, ist eine Horizonterweiterung. Die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen beweisen damit Durchsetzungswillen, Fleiss, Organisationstalent, Belastbarkeit und auch Offenheit für neue Themen. In vielen Unternehmen ist er auch eine Voraussetzung, um weiterzukommen. Doch ein Blick in das Ranking der Executive MBA-Studiengänge der Financial Times, das auch sechs Anbieter in der Schweiz aufführt, zeigt: Diese Programme finden praktisch unter Ausschluss der Frauen statt. Grob gerechnet ist nur jede fünfte der Studierenden weiblich.

Woran liegt das? Frauen sind oft in einem Dilemma. Auf der einen Seite sollten sie möglichst ohne Unterbruch mit einem 100-Prozent-Pensum an ihrer beruflichen Laufbahn arbeiten. Gleichzeitig  sollten sie in die Weiterbildung investieren und das Ganze auch noch mit der Familienplanung in Einklang bringen. Oft lauert mit dem ersten Kind auch die «Mutterschaftsfalle». Meist sind es die Mütter und nach wir nicht die Väter, die sich nach der Geburt erst einmal um das Kind kümmern wollen und deshalb eine Auszeit nehmen oder Teilzeit arbeiten. Jede länger dieses Phase dauert, umso schwieriger wird der Wiedereinstieg auf gleicher Stufe.

Eine Lösung wäre dafür, dass Frauen den Unterbruch ihrer Berufstätigkeit durch die Mutterschaft dazu nutzen, einen MBA zu absolvieren. Mithilfe dieser Weiterbildung sind sie beim Wiedereinstieg gerüstet für den nächsten Karriereschritt. Allerdings stellt sich dabei auch die Frage der Finanzierung. Auch die Entlastung in dieser Phase durch Krippen, Tagesmütter oder Kindermädchen erhöhen den finanziellen Aufwand zusätzlich.

Schulen und Arbeitgeber in der Pflicht

Man darf sich nichts vormachen: Die Wirtschaftswelt wird noch lange eine Männerdomäne bleiben. Die Frauen müssen auf verschiedenen Ebenen unterstützt und gefördert werden. So müssen sich auch MBA-Anbieter überlegen, welche Angebote sie Frauen machen können, damit diese das Studium ihrem Leben anpassen können. Das heisst in der richtigen Geschwindigkeit, mit Unterrichtseinheiten an Wochenenden, virtuellem Lernen, Videos und Webinaren, Plattformen und Netzwerken für den Austausch und die Motivation. Aber auch die Arbeitgeber sollten vermehrt wieder in die Ausbildung ihrer Mitarbeitenden investieren – wenn nicht finanziell dann doch wenigstens so, dass die nötige Zeit dafür zur Verfügung gestellt wird.

Text: Gerold Brütsch-Prévot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Nicole Burth: «Diversität ist auch Inklusion»
Nächster Artikel Erfolgreich im Berufsleben dank Business-Look