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Mit dem Wissen des Meeres zum Spezialitätenkaffee

25.08.2018
von SMA

Sie leben die Traditionen ihrer Ahnen und setzen auf Fairtrade. Damit schaffen die Kleinbauern der Kooperative Anei einen Spezialitätenkaffee und bekämpfen gleichzeitig den Hunger im Norden Kolumbiens.

Das Wissen und die Weisheit des Meeres tragen die Angehörigen vom Volk der Arhuacos mit sich, und zwar als Puder aus Meermuscheln in einem trockenen Kürbis. Mit einem Stab führen sie das Puder zu ihrem Mund, was sie beim positiven Denken unterstützt. Und es hilft ihnen dabei, einen ausgezeichneten Kaffee anzubauen.

Die Arhuacos leben in den Berghängen der Sierra Nevada im Norden Kolumbiens. Sie pflegen die Traditionen und die Kultur ihrer Vorfahren. Sie kleiden sich in weisse Gewänder mit weissen Hüten, den sogenannten Tutusomas. Und dennoch präsentieren sich die Arhuacos als eine aufgeschlossene indigene Gemeinschaft. So studieren immer wieder junge Männer und Frauen der Arhuacos an der Universität und kehren beispielsweise als Agronomen oder Betriebswirte in ihre Dörfer zurück, um ihre Gemeinschaft am erworbenen Wissen teilhaben zu lassen.

«Eine bessere Welt ist möglich»

«Es ist möglich, eine bessere Welt zu schaffen», sagt Aurora Izquierdo. Sie war die erste Frau der Arhuacos, die an einer Universität studiert hat, und gehörte 1996 zu den Gründungsmitgliedern der Kaffee-Kleinbauernorganisation Anei. Damals lebten die Menschen der Sierra Nevada in grosser Armut. Immer wieder starben Kinder an Hunger.

Deshalb setzte sich Anei bei der Gründung zwei Ziele: die Gemeinschaft zu stärken und den Kleinbauern ein höheres Einkommen zu ermöglichen. Heute bauen die 700 Mitglieder ihren Kaffee nach Bio- und Fairtrade- Bedingungen an. Viele von ihnen sind Angehörige indigener Gruppen. Sie verfolgen eine nachhaltige und faire Produktion, welche im Einklang mit der Natur steht. Und sie sind daran, ihre Lebensbedingungen und die ihrer Gemeinschaft zu verbessern.

Anfangs waren die Bauernfamilien stark abhängig von Zwischenhändlern, mit denen sie ihre Ernte gegen Konsumgüter tauschten. Der erzielte Erlös lag jeweils deutlich unter dem Wert ihrer Ernte. Dank Fairtrade erhalten die Mitglieder von Anei inzwischen einen Mindestpreis von 1.40 Dollar pro Pfund Kaffee, 20 Cent mehr als der aktuelle Marktpreis. Und: Die Kooperative unterstützt die Bauernfamilien bei der Vermarktung ihrer Ernte. Dadurch steigern diese ihren Absatz und erzielen ein noch besseres Einkommen.

Fairtrade gibt uns Kleinbauern die verloren gegangene Wertschätzung für unsere Arbeit zurück. Juan Sebastian Paez, Kleinbauer im Norden Kolumbiens

Der Weg zu Spezialitätenkaffees

Zusätzlich zum Mindestpreis erhält die Kooperative eine Fairtrade-Prämie für Projekte, die der ganzen Gemeinschaft zugutekommen. Anei setzt da auf die kontinuierliche Verbesserung der Kaffeequalität. Mit einem Teil der Prämie hat die Kooperative eine Trocknungsanlage gebaut und einem Mitglied die Ausbildung zum Q-Grader finanziert. Dieses kann nun Kaffee sensorisch bewerten sowie Fehler am Rohkaffee erkennen. Somit kann er die besten Kaffees der Region identifizieren, damit Anei diese als Spezialitätenkaffees vermarkten kann.

Dieses Jahr wird Anei zudem mit Unterstützung der Schweizer Kaffeekette Caffè Spettacolo eine Biodüngeranlage in Betrieb nehmen. Diese soll dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und so die Produktivität der Kaffeefelder aber auch der Gemüsegarten zu erhöhen, in denen die Mitglieder von Anei Mais, Bohnen und anderen Nahrungsmitteln anbauen.

«Im fairen Handel haben wir Werte erkannt, die auch uns sehr wichtig sind», erklärt Juan Sebastian Paez. Zu diesen Werten gehören: Respekt gegenüber anderen Menschen, gemeinsames Bewältigen von Herausforderungen und der sorgsame Umgang mit der Natur. «Fairtrade gibt uns Kleinbauern die verloren gegangene Wertschätzung für unsere Arbeit zurück», fasst es Paez zusammen.

Text: SMA
Smart
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Fairtrade Max Havelaar

Kleines Zeichen, grosse Wirkung: Wer Produkte mit dem Label von Fairtrade Max Havelaar kauft, ermöglicht Kleinbauernfamilien und Angestellten in Entwicklungsländern ein besseres Einkommen und gute Arbeitsbedingungen.
Diese erhalten einen stabilen Preis und zusätzlich eine Fairtrade-Prämie sowie Beratung vor Ort.
Einen Teil des Verkaufserlöses investieren sie in Projekte, die der ganzen Gemeinschaft zugutekommen – wie beispielsweise der Bau von Brunnen, Schulen und Spitälern.
Gegründet wurde Fairtrade Max Havelaar 1992 von den Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid. Von Bananen aus Peru über Kaffee aus Äthiopien bis hin zu Reis aus Indien – heute gibt es in der Schweiz 2800 Produkte mit dem Label von Fairtrade Max Havelaar zu kaufen. Für alle diese Produkte gelten die strengen Fairtrade-Standards bezüglich Anbau, Arbeiterrechten, Verarbeitung und Handel.

www.maxhavelaar.ch

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