industrialisierung arbeiter in einer fabrikhalle
Industrie Innovation

Durch Industrialisierung zu menschenleeren Fabrikräumen

31.10.2018
von Sara Culum

Was die Maschine heute macht, machte früher der Mensch. Wir leben in einer Welt, aus der die Industrie und das Internet nicht mehr wegzudenken sind. Doch wie kam es dazu, dass wir heute jedes Produkt als selbstverständlich ansehen?

Fabriken, Fliessband und unzumutbare Arbeitsbedingungen – dies prägte die industrielle Revolution. Die Industrialisierung ist ein allgemein bekanntes Thema, das viele noch aus dem Geschichtsunterricht kennen. Was wir jedoch oftmals vergessen: Unseren heutigen Wohlstand verdanken wir der industriellen Revolution und den Menschen, die sie damals vorantrieben.

Obwohl sie vor mehr als drei Jahrhunderten begann, ist sie noch nicht vorüber. Dank der Digitalisierung erleben wir ständig Fortschritte und befinden uns somit in der Industrie 4.0. Der Wandel lässt sich heutzutage zur Vereinfachung in vier verschiedene Epochen unterteilen.

Von der Dampfmaschine…

Die industrielle Revolution beginnt Ende des 18. Jahrhunderts in England. Zum ersten Mal gibt es in der Geschichte der Menschheit eine maschinelle Massenproduktion von Gütern und Dienstleistungen. Zu Beginn treibt noch die menschliche Kraft die ersten Maschinen wie den Webstuhl an, bis die Primärenergie Wasserkraft diese ablöst. Als Motor der sogenannten Industrie 1.0 gilt die Dampfmaschine, welche die Industrialisierung vorantreibt.

Die ersten Erfolge feiert sie unter anderem mit der Eisenbahn, der Schwerindustrie, der Dampfschifffahrt und dem Kohleabbau. Besonders positiv: Die Menschen erkennen früh, dass die Industrialisierung zahlreiche neue Arbeitsplätze in den Fabriken schafft. «Ihnen war in jeder Epoche bewusst, dass neue Erfindungen zu Veränderungen führen würden.

Sie konnten sich allerdings nicht vorstellen, inwiefern sich dadurch die Gesellschaft verändern würde», meint Carol Nater Cartier, Leiterin des Historischen Museums Baden, welches sich schwerpunktmässig mit dem Thema Industriekultur beschäftigt. Dabei macht es für die Besucher den Alltag der Arbeiterschaft im Zeitalter der Industrialisierung am Beispiel der Region Baden sichtbar.

…über das Fliessband…

Mit dem Einsatz der Elektrizität folgt Ende des 19. Jahrhunderts die zweite industrielle Revolution. Den Meilenstein der Industrie 2.0 bildet das Fliessband, welches Henry Ford im Jahre 1913 erstmals in der Autoproduktion einsetzt. Es folgen weitere Veränderungen in der Arbeitswelt. Die Fliessbandproduktion lässt sich nun in einzelne Arbeitsschritte unterteilen und weiter automatisieren.

Somit produzieren die Fabrikmitarbeiter in Rekordzeit, unterstützt von den Maschinen. Auch die Büroangestellten profitieren von der Weiterentwicklung. Telefonate und Telegramme vereinfachen die Kommunikation und beschleunigen zudem die Arbeitsprozesse. Zeitgleich beginnt während der zweiten Etappe der Industrialisierung die Globalisierung. Dank der Betriebsaufnahme des Luftverkehrs ist nun auch der internationale Transport vereinfacht.

Den Meilenstein der Industrie 2.0 bildet das Fliessband, welches Henry Ford im Jahre 1913 erstmals in der Autoproduktion einsetzt.

… bis zur Elektronik

In den 1940er Jahren erleben erste grosse Rechenmaschinen den Einzug in Grossfirmen. Erst 30 Jahre später folgt jedoch der Einsatz von Personal-Computern in Büros oder privaten Haushalten. Sein Gebrauch für geschäftliche und private Zwecke schafft einen neuen Industriezweig und gibt den Startschuss für die dritte industrielle Revolution.

Diese fokussiert sich auf die weitere Automatisierung der Arbeitsschritte durch die Elektronik und Informationstechnik. Währenddessen beginnt die Maschine zunehmend die menschliche Arbeitskraft zu ersetzen.

Und es geht noch weiter

Die letzte Etappe der Industrialisierung beginnt Ende des 20. Jahrhunderts und hält bis heute an. Aufgrund des fortschreitenden Einzugs der Digitalisierung und Weiterentwicklung früher analoger Techniken bezeichnet man sie auch als digitale Revolution. Sie hat enorme Auswirkungen auf die Produktions-und Arbeitswelt und birgt dank der digitalen Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette ein grosses wirtschaftliches Potenzial für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Es folgt eine Steigerung der Produktivität und eine Verschmelzung von Informations- und Fertigungstechnik.

Die Industrie 4.0 ermöglicht eine direktere Reaktion auf die rapiden Entwicklungen des Absatzmarktes und erkennt Trends, Geschmäcker und Bedürfnisse schneller. Zeit und Ressourcen lassen sich durch die Verwendung des Internets ebenfalls einsparen.

Die Herstellung auf Lager ist somit kein Muss mehr, da man nach dem tatsächlichen Bedarf und in kleinen Mengen wirtschaftlich produzieren kann. Unternehmen können fortlaufend eine grössere Bandbreite an Modellen und Produktausführungen realisieren.

Mithilfe der digitalen Vernetzung ist es nun auch möglich, die Maschinen aufeinander abzustimmen. Diese sind im Stande auch Aufgaben zu übernehmen, welche vor wenigen Jahren noch Menschen durchführten. Per App lässt sich die Bürotemperatur regulieren und die Regale werden automatisch aufgefüllt, sobald sie leer sind.

Und auch eine Industrie 5.0 ist gemäss Carol Nater Cartier keine Utopie: «Die Vergangenheit zeigt uns, dass der Mensch immer mehr wissen will und sich die Wissenschaft stetig weiterentwickelt. Wir können also sicher mit einer Industrie 5.0 rechnen». Was sie bringt, kann jedoch auch die Historikerin nicht prophezeien.

Text Sara Culum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Der «Global Player» mit den Wurzeln in der Schweiz
Nächster Artikel Industrie 4.0 – Die Revolution unserer Zeit