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Wieso ein Hauskauf gut überlegt sein sollte

10.10.2018
von SMA

In Zeiten rekordtiefer Hypothekarzinsen liebäugeln viele mit dem Kauf eines Hauses. Hohe Immobilienpreise und starke Ortsgebundenheit relativieren den Traum vom Eigenheim jedoch wieder schnell.

Wer etwas Geld auf der Seite hat und einigermassen verdient, rechnet ab und zu durch, ob sich der Kauf einer Wohnung oder ein Hauskauf lohnen würde oder tragbar wäre. Viele träumen von den eigenen vier Wänden – gemäss Umfragen hat jeder dritte Einwohner der Schweiz vor, in den nächsten zehn Jahren ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt dafür. Trotz des leichten Zinsanstiegs in den vergangenen Monaten sind die Hypothekarzinsen immer noch auf historisch tiefem Niveau. Libor-Hypotheken, die an den Dreimonat- Geldmarktzins gebunden sind, gibt es bereits ab 0,6 Prozent. So ist die Überlegung tatsächlich naheliegend, Wohneigentum zu kaufen, statt monatlich einen Mietzins zu überweisen.

Lebenssituation ist entscheidend

Manchmal lesen sich Schlagzeilen wie «Schweizer bleiben ein Volk von Mietern» als wäre diese Tatsache ein Makel. Dabei ist die Wohnsituation Teil des Lebensstils und von der Lebensphase abhängig, in der man sich gerade befindet. Warum soll ein junges Paar eine Wohnung kaufen, wenn noch nicht feststeht, wohin die berufliche Reise führt? So zeigt die hohe Umzugsquote, dass die Schweizerinnen und Schweizer oft den Wohnort wechseln – so sind von August 2016 bis Juli 2017 knapp 400 000 Haushalte innerhalb der Schweiz umgezogen, wie eine Analyse der bei der Schweizerischen Post eingegangenen Nachsendeaufträge bestätigt. Im Vergleich zum Jahr 2014 stiegen die Wohnungswechsel um sechs Prozent.

Wer mietet, bleibt flexibel und kann beispielsweise bei einem Stellenwechsel schnell den Wohnort wechseln. Der Hauskauf oder Wohnungskauf fällt dann eher in eine spätere Phase des Lebenszyklus. Denn wer kauft, wird immobil, wie es das lateinische Herkunftswort «im-mobilis», das für unbeweglich steht, zeigt. Mit der Familiengründung steigt auch das Bedürfnis nach Wohneigentum und damit auch die Bereitschaft, sesshafter zu werden – erst recht, wenn die Kinder eingeschult werden.

Mit der Familiengründung steigt auch das Bedürfnis nach Wohneigentum und damit auch die Bereitschaft, sesshafter zu werden – erst recht, wenn die Kinder eingeschult werden.

Richtig rechnen

Bei diesen tiefen Zinsen muss man doch kaufen, hört man oft. Aber obwohl die Hypothekarzinsen verlockend tief sind, lohnt es sich, genau zu rechnen. Denn mit den fallenden Zinsen sind in den vergangenen Jahren auch die Immobilienpreise gestiegen. In den Städten Zürich, Basel oder Lausanne sind die Preise für Eigentumswohnungen in zehn Jahren 50 Prozent und mehr gestiegen. Landesweit sind Immobilien seit 2010 um einen Fünftel teurer geworden. Die Kaufpreise sind schneller gestiegen als die Mieten. So gesehen ist der Hauskauf nicht zwingend besser als Mieten. Berücksichtigt werden muss auch, dass die investierten Eigenmittel nicht gewinnbringend angelegt werden können. Und auch nicht zu unterschätzen sind die Nebenkosten sowie die steuerlichen Nachteile, die Immobilienbesitzern im Tiefzinsumfeld blühen können. Ob der Kauf oder die Miete im konkreten Fall finanziell vorteilhafter ist, hängt natürlich von der Höhe der Miete beziehungsweise vom Kaufpreis ab.

Flexibilität ist heutzutage auch im Berufsleben eine wichtige Voraussetzung – und ein Mietvertrag ist viel schneller gekündigt als eine Immobilie verkauft und die Hypotheken aufgelöst.

Mehr Mobilität, weniger Verantwortung

Flexibilität ist heutzutage auch im Berufsleben eine wichtige Voraussetzung – und ein Mietvertrag ist viel schneller gekündigt als eine Immobilie verkauft und die Hypotheken aufgelöst. So ist für viele, die eine Karriere planen, Miete das richtige, selbst wenn Einkommen und Vermögen ausreichen würden, um zu bauen oder zu kaufen. Ausserdem ist kein Kapital nötig, die Unterhaltskosten trägt der Vermieter und es muss kein Eigenmietwert versteuert werden. Und die Flexibilität ist auch dann von Vorteil, wenn sich die Lebenssituation unerwartet ändert, etwa aufgrund einer Geburt, einer Scheidung, dem Wegzug der Kinder, einem Todesfall oder einer Kündigung.

So ist die Entscheidung, des Wohnungs- oder Hauskaufs nicht nur eine Entscheidung des Geldes, sondern auch von anderen Faktoren abhängig. Tatsache ist, dass die Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor ein Volk von Mietern sind. Nur 40 Prozent der Haushalte leben in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus. In Deutschland sind die Mieter in der Minderheit; in Frankreich, England oder auch den USA liegt die Quote weit über der Hälfte. Das Mieterland Schweiz scheint – zumindest vorläufig – auch eines zu bleiben

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