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Wie der Fachkräftemangel in der Schweiz unter Kontrolle gebracht werden kann

13.04.2019
von SMA

Die Statistiken sprechen klar für einen Fachkräftemangel in der Schweiz in gewissen Berufen. Um dem entgegenzutreten, muss das Fachkräftepotenzial besser erschlossen und die langfristige Mitarbeiterentwicklung gewährleistet werden. Dazu ist es essenziell, dass der Arbeitsmarkt flexibel bleibt.

Wenn wichtige Stellen nicht mehr ausreichend besetzt werden können, dann ist das ein Problem für die Wirtschaft. Und genau dieses Problem herrscht laut des Fachkräftemangelindex der Adecco Gruppe Schweiz. Vor allem bei den Ingenieursberufen, im Treuhandwesen, den Technikberufen oder der Humanmedizin. Dort kann man das Angebot an Arbeitsplätzen längerfristig nicht mit dem an qualifizierten Arbeitskräften decken.

Ein solcher Mangel kann viele Ursachen haben. Zum einen besteht die Sorge, dass es zu wenige Junge gibt, welche die vom Arbeitsmarkt zurücktretenden Alten kompensieren könnten. Zum anderen spielt auch die Digitalisierung und die damit einhergehenden Jobverluste eine grosse Rolle. Des Weiteren haben gesellschaftliche Faktoren wie Karrieremöglichkeiten, Lohnhöhe oder Weiterbildungsangebote Einfluss auf die Attraktivität und somit die Nachfrage eines Arbeitsplatzes.

Eingriffe der Politik sind häufig gut gemeint, schränken aber die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt oftmals ein.

Fachkräftemangel in der Schweiz: Mythos oder Realität?

Doch ein Fachkräftemangel kann auch als politisches Instrument missbraucht werden. So warf etwa die ARD-Dokumentation «Der Arbeitsmarktreport – das Märchen vom Fachkräftemangel» von Ulrike Bremer dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) vor, einen Mangel zu behaupten, wo keiner ist, um ein Überangebot an Ingenieuren zu erzeugen. Dadurch habe man versucht, gezielt Lohndumping zu betreiben. Darüber hinaus bezeichnete der Pressesprecher der VDI, Marco Dadomo, die Senkung der Lohnuntergrenze für ausländische Arbeitskräfte vor laufender Kamera als Erfolg. Der Verdacht erhärtete sich auch angesichts der Tatsache, dass sich Ingenieure zu Wort meldeten, die trotz Bestnoten und hohem Mangel in dieser Sparte keine Arbeit fanden.

In der Schweiz gibt es bisher keine stichhaltigen Beweise für ein solches Vorgehen in den Berufssparten mit Fachkräftemangel. Die Direktorin vom Service- und Kompetenzzentrum der Schweizer Personaldienstleister swissstaffing, Myra Fischer-Rosinger, dementiert den Vorwurf des künstlichen Lohndrucks. Es gäbe keine volkswirtschaftliche Studie, die Lohndruck durch zusätzliche Fachkräfte belebe. Im Gegenteil. «Fachkräfte sorgen für Wachstum und schaffen neue Beschäftigung.» So würden etwa in den USA pro zusätzlicher Fachkraft sechs neue Stellen geschaffen – ein Effekt, der in ähnlicher Weise auch in der Schweiz wirke.

Fachkräfte sorgen für Wachstum und schaffen neue Beschäftigung.

Fachkräftepotenziale besser erschliessen

Das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF lancierte im Jahr 2011 die Fachkräfteinitiative (FKI). Bedingt durch die demografische Entwicklung der Schweizer Erwerbsbevölkerung und den zunehmend kontroversen öffentlichen und politischen Diskurs über die Zuwanderung bedingt. Ziel der Initiative war es, das inländische Fachkräftepotenzial besser zu erschliessen und so die Abhängigkeit von ausländischen Fachkräften zu reduzieren. 

Zentrales Instrument dafür war der vom Bundesrat 2013 verabschiedete Massnahmenplan mit der Verabschiedung neuer und der Anpassung bestehender Gesetze und Verordnungen. Hinzu kamen befristete Förderprogramme, Impulsprogramme zur Anreizsetzung und Sensibilisierungsmassnahmen zur breiten Aufklärung und Information. Zu den Zielen gehörten unter anderem die bessere Qualifikation von Arbeitnehmenden. Aber auch die Erleichterung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Schaffung guter Bedingungen zur Erwerbstätigkeit bis zum Rentenalter und darüber hinaus sowie die Integration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen in den Arbeitsmarkt. 

Das Fazit des WBF fiel positiv aus. Die inländischen Arbeitskräftepotenziale seien stärker ausgeschöpft worden. Das Arbeitskräfteangebot sei zwischen 2010 und 2018 um rund 417 000 Vollzeitstellen gewachsen. Von den 44 geplanten Massnahmen seien 16 abgeschlossen worden, 26 seien in der Umsetzungs- und zwei in der Planungsphase. Nationale Konferenzen und Kampagnen sowie die vom Bund lancierte Webseite fachkräfte-schweiz.ch hätten die Aufmerksamkeit für die zentralen Aspekte der FKI erhöht. Dazu habe man das Bewusstsein der Wirtschaft und Öffentlichkeit für den bestehenden Handlungsbedarf geschärft und die Verbreitung von Best Practices gefördert. Dieses Jahr wurde das neue Politikfeld der Fachkräftepolitik als unbefristete Departementsaufgabe in die Regelstruktur des WBF (SECO) eingegliedert.

Langfristige Mitarbeiterentwicklung gewährleisten

Gemäss Fischer-Rosinger ist eine langfristige Mitarbeiterentwicklung zentral, um den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Aufgrund des Fachkräftemangels und des technologischen Wandels gebe es nämlich kaum noch Fachkräfte, die alle erwarteten Anforderungen erfüllten. «Deshalb gilt es, Potenziale zu erkennen und Mitarbeitende langfristig zu entwickeln – durch berufliche Praxis und kontinuierliche Weiterbildung», betont Fischer-Rosinger. Dazu müsse der hiesige Arbeitsmarkt inklusiv und flexibel bleiben.

Politischen Massnahmen steht sie jedoch skeptisch gegenüber. «Eingriffe der Politik sind häufig gut gemeint, schränken aber die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt oftmals ein. Gerade für Menschen, die ausserhalb der Arbeitswelt stehen, wird der Einstieg oder die Rückkehr deshalb zu einer unerreichbaren Hürde.»

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