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Die heutige Familie

16.05.2019
von SMA

Die heutige Familie lebt in einer anderen Konstellation als noch vor fünfzehn Jahren. Die Entstehung diverser Lebensmodelle, der Wunsch der Frauen, erwerbstätig zu bleiben aber auch die Kinder zu betreuen, der Wille von mehr Männern, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, neue Formen der Arbeit, die Vier-Generationen-Gesellschaft (wo die Grosseltern und Urgrosseltern noch gesund und aktiv sind) sind nur einige Tendenzen unserer heutigen Gesellschaft.

Was bedeutet die Familie heute?

Bevor wir diese Frage beantworten, hier einige Zahlen und Fakten: Die grösste Gruppe der Haushalte in der Schweiz bilden die alleinstehenden Personen (35 Prozent). An zweiter Stelle stehen die Haushalte mit mindestens einem Kind unter 25 Jahren (30 Prozent). Von dieser zweiten Gruppe sind die Mehrheit Ehepaare (75,3 Prozent), dann kommen die alleinstehenden Mütter (12,1 Prozent). Die Minderheit setzt sich aus Konkubinatspaaren «Erstfamilien» (4.8 Prozent), Ehepaaren «Fortsetzungsfamilien» (3.1 Prozent) Konkubinatspaaren «Fortsetzungsfamilien» (2.4 Prozent) und alleinstehenden Vätern (2.3 Prozent) zusammen.

Das bedeutet, dass es immer mehr Personen gibt, die alleine leben (junge aber auch alte Personen), da die grosse Mehrheit der Ehepaare mit Kindern bereits verheiratet ist und da es immer mehr verschiedenartige Familienmodelle gibt, die (sowohl auf der rechtlichen, wirtschaftlichen, als auch auf der sozialen Ebene) in Anspruch genommen werden. Neben den «traditionellen» Familien sind neue Familienformen entstanden: Alleinerziehende, Patchwork, Regenbogenfamilien, etc. Was sich ebenfalls stark verändert hat, ist die Zunahme von Scheidungen (41 Prozent aller Ehen im 2017).

Die grösste Herausforderung für die heutigen Familien ist die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie Dr Philippe Gnaegi, Direktor, PRO FAMILIA SCHWEIZ

Das «neue Konzept der Vereinbarkeit von Familie und Beruf»

Die grösste Herausforderung für die heutigen Familien ist die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aber was gibt es zu vereinbaren? Insbesondere drei Tätigkeiten: Das Führen des Haushalts, die Betreuung von Kindern und kranken Angehörigen und die Erwerbstätigkeit. Frauen sind immer häufiger erwerbstätig. Heute arbeiten 80 Prozent aller Frauen – allerdings mehrheitlich Teilzeit. Wenn Ehepaare bzw. Eltern sich trennen, bedeutet das, dass immer mehr Frauen gezwungen sind, ihr Arbeitspensum zu erhöhen.

Das «neue Konzept der Vereinbarkeit von Familie und Beruf» fokussiert nicht nur auf Frauen, die diese Tätigkeiten miteinander vereinbaren müssen, sondern auf Frauen und Männer, welche den Haushalt, die Erziehung der Kinder, die Betreuung von kranken Angehörigen und die Erwerbstätigkeit unter einen Hut bringen müssen. Es handelt sich hierbei nicht nur um ein wirtschaftliches Konzept, welches aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels auf die Frauen abzielt (und dann sollen sich die Frauen vom Arbeitsmarkt wieder zurückziehen, wenn das Problem geregelt ist, wie im Jahr 1973), sondern um ein Konzept, das auf der Gleichstellung zwischen Mann und Frau basiert. Jede Familie sollte frei wählen können, wie sie sich organisieren will. Diese Wahlfreiheit ist nur dann gegeben, wenn die Gesellschaft für bessere Rahmenbedingungen sorgt.

Fazit

Heute sieht man, dass die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft fehlen. Die Frauen übernehmen noch immer mehrheitlich die Aufgaben im Haushalt und in der Kinderbetreuung, wollen aber gleichzeitig berufstätig sein (was normal ist). Auch wenn die Situation sich langsam verbessert, so braucht es auf allen Ebenen eine Sensibilisierung, damit sich das «traditionelle» Familienmodell nach und nach ändert. Alle sollten von der Wahlfreiheit profitieren können, nicht nur diejenigen Familien, die sich das finanziell leisten können. Der soziale und wirtschaftliche Mehrwert für die Gesellschaft wird dann viel grösser.

Text: Dr. Philippe Gnaegi, Direktor PRO FAMILIA SCHWEIZ

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