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Gesunde Zukunftsaussichten für die Medizin

05.09.2019
von Stefan Marolf

Die Medizin und damit alle Gesundheitsberufe stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Verschiedene Trends und Entwicklungen wie die Digitalisierung bergen Gefahren, können aber auch eine Chance sein.

Die Bevölkerung wird im Schnitt immer älter, Menschen leiden vermehrt an chronischen Krankheiten und viele Gesundheitsberufe haben mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Doch gleichzeitig ist der wissenschaftliche und technologische Fortschritt in der Medizin nicht aufzuhalten und eröffnet neue Perspektiven.

Kampf gegen den Fachkräftemangel

Der Mangel an qualifiziertem Personal in der Gesundheitsversorgung ist erwiesen. Eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO aus dem Jahr 2016 liefert eindrückliche Zahlen. Im gesamten Gesundheitswesen sind über 300 000 Personen beschäftigt – Tendenz steigend. Bis 2030 wird knapp jeder Siebte davon in Pension gehen und für Nachfolge ist nicht gesorgt. Früher galten Mediziner als «Halbgötter in Weiss» – ihr Ruf hat in den letzten Jahren aber gelitten. Gleichzeitig steigt der Bedarf an qualifiziertem Personal weiter.

Trotzdem ist die Situation alles andere als aussichtslos. Sowohl in der Politik als auch in der Bildung liegen Lösungsvorschläge auf dem Tisch. Das Komitee der Volksinitiative für eine starke Pflege, kurz Pflegeinitiative, fordert verbesserte Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen. Auch die Hochschulen haben die Zeichen der Zeit erkannt und passen ihre Studiengänge an. Sie versuchen, die Inhalte des Studiums so zu gestalten, dass sie in der Praxis wirksam werden. Durch die Nähe zum Berufsalltag wollen Hochschulen ihre Studiengänge für Interessierte attraktiver gestalten.

Gesundheit wird professioneller

Der Fortschritt, der die Medizin unaufhaltsam verändert, bringt neue Anforderungen an Fachkräfte mit sich. Es ist bekannt, dass die Medizin schon lange akademisiert ist. Die Pflegewissenschaft im Gegensatz ist vergleichsweise jung. Pionier auf dem Gebiet war die Kaderschule des Schweizerischen Roten Kreuzes in Aarau, die ab 1996 einen Masterstudiengang Pflege in Zusammenarbeit mit der Universität Maastricht anbot. Heute kann an verschiedenen Schweizer Hochschulen und Universitäten der Bachelor- und Masterabschluss in Pflege gemacht werden.

Eine neue Bewegung, die den Bereich weiter professionalisieren soll, ist das sogenannte Advanced Practice Nursing (APN). Es geht dabei um eine erweiterte und spezialisierte Pflegepraxis. Die APN-Pflege erfolgt nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und setzt auf eine persönliche Beziehung zwischen Pflegekräften und Patienten. Verschiedene Masterstudiengänge bereiten Studierende bereits heute auf ihren Berufseinsatz als APN-Pflegeexpertinnen und -experten vor. Diese leisten einen Beitrag an eine bezahlbare und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung für alle.

Ein anderes Stichwort, um die Professionalisierung in der Medizin zu erhöhen, lautet Interprofessionalität. Experten fordern eine vertiefte Zusammenarbeit über Berufsgruppen hinweg. So sollen unter anderem Ärzte und Pflegefachpersonen durch mehr Austausch gegenseitiges Verständnis aufbauen. Das kommt nicht zuletzt den Patientinnen und Patienten zugute: Durch weniger Konflikte zwischen Berufsgruppen verbleiben Fachpersonen länger in ihrem Metier. Damit steht mehr Personal zur Verfügung, wodurch eine bessere Patientenbetreuung gewährleistet ist.

Die Macht der Daten

Einer der Treiber des Wandels in der Medizin ist ohne Zweifel die Digitalisierung. Stichworte wie elektronisches Patientendossier (EPD), Telemedizin oder personalisierte Medizin sind in aller Munde. Das EPD wird 2020 schweizweit in den Spitälern eingeführt und soll in erster Linie zu mehr Transparenz für alle Beteiligten führen.

Die Telemedizin wird heute schon angewendet. Ziel ist es, Patienten via Videokonferenz zu beraten, um abzuklären, ob ein Arztbesuch oder gar der Gang ins Spital nötig sind. Das erspart gerade älteren Patienten einige Mühe und ermöglicht Ärzten eine schnelle Beurteilung. Durch die Möglichkeit, Patienten rund um die Uhr zu beraten und zu überwachen, können unnötige Spitalaufenthalte vermieden und so die Gesundheitskosten gesenkt werden. In diesem Bereich wird es in Zukunft interessante neue Berufsfelder mit entsprechender Aus- und Weiterbildung geben.

Die personalisierte Medizin ist eine Entwicklung, die unaufhaltsam scheint. Gemäss verschiedenen Prognosen wird jeder und jede in Zukunft permanent über tragbare Geräte wie Smartwatches Daten zu Gesundheit und körperlicher Verfassung senden. Der Einsatz von digitalen Tools macht es möglich, diese Informationen zu verarbeiten. So können sich Ärzte jederzeit ein Bild über den Zustand ihrer Patientinnen und Patienten machen. Durch das Sammeln von individuellen Daten sind sie zudem in der Lage, Behandlungsmethoden besser an Eigenheiten und Bedürfnisse des jeweiligen Patienten anzupassen.

Neue Aufgaben warten

Zwar steht das Gesundheitswesen vor tiefgreifenden Veränderungen; das bedeutet aber nicht, dass der Bedarf an Arbeitskräften künftig sinken wird. Maschinen könnten in Zukunft gewisse eintönige Aufgaben erledigen, dafür entstehen aber neue Arbeitsplätze in spannenden Tätigkeitsbereichen. Die Veränderungen in der Bevölkerung, die auf die Medizinbranche zukommen, machen die Suche nach neuem Personal nötig. Die Ansprüche der Gesellschaft steigen, wodurch die Gesundheitsberufe zunehmend interaktiver werden und digitale Tools und Prozesse nutzen. Zwar werden administrative Abläufe nach und nach automatisiert, es entsteht dafür ein umso höherer Bedarf an Kommunikation, Anleitung und Schulung im Umgang mit den neuen Möglichkeiten. Die traditionellen, patientennahen Berufe werden auch in Zukunft unabdingbar sein. Diese Aspekte machen eines deutlich: Das Gesundheitswesen wächst und qualifizierte Arbeitskräfte sind in der Medizin gefragter denn je.

Text: Stefan Marolf

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