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Kleider machen Leute: So kauft man Fair Fashion

23.02.2020
von Flavia Ulrich

Der Trend zu einem nachhaltigen Lifestyle macht auch beim Thema Fashion keinen Halt. Die Nachfrage nach fair produzierten Kleidern nimmt zu. Doch nicht nur die Arbeitsbedingungen in den Produktionszentren spielen dabei eine Rolle, auch an Ressourcen soll gespart werden.

Ein T-Shirt für fünf Franken? Gekauft! Einer der grössten Nachfragefaktoren ist ein günstiger Preis, denn dieser beeinflusst die Konsumenten zum Kauf. Der Gedanke dahinter ist, dass man zum kleinen Preis viele Exemplare kaufen kann, dies jedoch auf Kosten der Qualität. Doch es möchten immer mehr Menschen weg von der übertriebenen Konsumkultur zu einer nachhaltigen Lebensweise. Dabei überdenken sie ihr Einkaufsverhalten auch beim
Thema Mode.

Fast Fashion: Nachhaltig sieht anders aus

Das Geschäftsmodell von Fast Fashion lautet, die Kollektionen der Modedesigner von den Laufstegen der Welt durch eine schnelle Massenproduktion der grossen Menge zugänglich zu machen. Gewisse Fast-Fashion-Konzerne bringen alle zwei Wochen neue Kollektionen heraus, um mit den Trends der Modewelt mithalten zu können. Letztlich landen jedoch jedes Jahr rund 60 Prozent aller produzierten Kleider im Abfall.

Schädliche Mode

Der Ressourcenverbrauch, der bei der Produktion von solchen Kleidern entsteht, ist dabei extrem hoch. Damit man ein T-Shirt produzieren kann, benötigt man fast 3000 Liter Wasser. Dieses wird während der Produktion stark verschmutzt und mit giftigen Stoffen in das Abwasser gelassen. Dazu kommen die fossilen Energieträger zum Antrieb der Maschinen. Alles in allem beträgt der CO2-Ausstoss der Textilindustrie pro Jahr rund 1.7 Milliarden Tonnen. Die Modeindustrie macht jedoch im Grossen und Ganzen noch nichts gegen diese Problematik. Isabelle Berger ist Slow-Fashion-Aktivistin und engagiert sich bei der NGO Public Eye für die «Clean Clothes Campain». Sie sagt: «Die Verwendung von Bio-Baumwolle durch Fast Fashion-Riesen sind ein Tropfen auf den heissen Stein und dienen lediglich dem Greenwashing der Firma.»

Auf lange Sicht langsam

Die Gegenbewegung zu dieser unökologischen Kleiderproduktion lautet «Slow Fashion». Neben angemessenen Arbeits- und Lohnbedingungen für Arbeiter in Produktionsstätten gilt hier das Prinzip der Entschleunigung.

Man sollte sich bewusst werden, dass es sich bei einem Kleidungsstück nicht um ein Wegwerf-Produkt handelt, sondern dass viel Arbeitszeit und jede Menge Ressourcen darin stecken.

Buy less. Choose well. Make it last. Vivienne Westwood

Lokale Unternehmen unterstützen

Statt des Massenkonsums soll das einzelne Kleidungsstück wieder im Zentrum stehen. Dabei gibt es mehrere Aspekte zu beachten. Ein grosser Punkt ist der CO2-Ausstoss durch nicht erneuerbare Energien bei den Produktionsmitteln oder lange Transportwege beim Import von Ressourcen zur Herstellung der Kleidungsstücke. Die Konsumenten sollten deshalb darauf achten, Modefirmen mit kurzen Produktionswegen zu unterstützen. Die Devise lautet somit: «Go local!» Laut Isabelle Berger gibt es wenige kleine Unternehmen, die versuchen möglichst umweltfreundlich zu produzieren und ferner nachhaltige Materialien zu verwenden. Konsumierende sollten versuchen weniger einzukaufen, die Produkte besser auszuwählen und sie gut zu pflegen, sodass sie möglichst lange halten.

Teuer gleich Fair? Mitnichten!

Die gängige Meinung lautet, dass man mit dem Kauf von teureren Produkten mehr für sein Geld bekommt. Dem ist aber nicht so. Nur weil ein prestigeträchtiger Name dahintersteht, kann man nicht mit Umweltschutz und gerechten Arbeitsbedingungen rechnen. Oft zahlt man schlichtweg eine grössere Marge für den Brand. Denn auch teure Markenkleider werden meist unter denselben Herstellungsbedingungen hergestellt wie Billigmode. Obwohl die Produktionsstätten regelmässig kontrolliert werden sollten, ist dies meist nicht der Fall.

Isabelle Berger empfiehlt folglich, sich ganzheitlich und kritisch mit der Thematik der Fast Fashion auseinanderzusetzen, um die verschiedenen Marken besser beurteilen zu können. Ausserdem sollte man sich auf der Firmenwebseite oder direkt im Laden gut nach den Produktionsbedingungen und den verwendeten Materialen erkundigen, bevor man in ein Kleidungsstück investiert.

3 Tipps für den nächsten Kleiderkauf

1. Second Hand ist Eins A

Viele Trends kommen immer wieder zurück. Folglich lassen sich Klamotten, die früher jeder getragen hat und jetzt wieder in Mode sind, ganz einfach in Second-Hand-Shops finden. Dadurch spart man Geld und der Lebenszyklus des Kleidungsstücks wird verlängert.

2. Gute Qualität zahlt sich aus

Statt in Quantität sollte in Qualität investiert werden. Ein Key-Piece, das ein wenig teurer war aber aus nachhaltiger und lokaler Produktion stammt, ist länger haltbar und spart deswegen im Endeffekt Geld.

3. Brauche ich das wirklich?

Bevor man ein Kleidungsstück einkauft, sollte man sich zuerst fragen, ob man es überhaupt benötigt. Auch Isabelle Berger sieht hier Verbesserungspotenzial: ««Das gönne ich mir jetzt, ich habe das verdient» – und schwupps kauft man etwas, das man gar nicht braucht.» Denn wir ziehen nur rund 60 Prozent aller Kleider in unseren Schränken an. Mit diesem Gedanken schonen wir nicht nur unseren Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.

Hier erfahren Sie mehr: «Clean Clothes Campaign»

Text Flavia Ulrich

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