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Mehr Gehalt dank Doktortitel?

06.02.2020
von Lars Meier

Soll ich einen Doktortitel erlangen? Mit dieser Frage sehen sich viele Studierende konfrontiert, wenn sich das Masterstudium dem Ende neigt. Zu Recht: Geht ein Doktortitel doch nicht nur mit einem gewissen Prestige einher, sondern stellt zugleich ein Garant für ein höheres Gehalt dar – könnte man meinen. Dem ist aber nicht immer so.

Doch das Wichtigste vornweg: Mit einem Masterdiplom ist man in vielen Fällen nicht automatisch zu einem Doktorat zugelassen. Je nach Fach kann ein Masterabschluss mit mindestens «magna cum laude», also «gut», Pflicht für die Zulassung sein. Pauschal lassen sich Fragen bezüglich Jobauswahl und Gehalt nicht direkt beantworten, weil die verschiedenen Komponenten eines Doktorats jeweils stark variieren.

Der Mehrwert der Arbeit ist massgeblich

Jürg Enderli hat Psychologie mit Schwerpunkt Berufsberatung und Laufbahnberatung studiert und berät heute als Coach sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Laut ihm sind zwei Aspekte besonders zentral, inwiefern ein Doktortitel das spätere Gehalt beeinflussen kann: «Erstens spielt dabei der Fachbereich respektive die Thematik des Doktorats eine wichtige Rolle. Wer beispielsweise Infekte erforscht hat, die bisher nur schwer zu bekämpfen waren, gilt als besonders wünschenswert für eine bestimmte Stelle. Er darf so auf ein höheres Gehalt hoffen.»

Nicht-fachliche Kompetenzen sind ebenfalls ausschlaggebend

Zweitens verweist der Experte nebst der inhaltlichen Ebene auch auf die nicht-fachliche Ebene: «Wer doktoriert, erwirbt auch Kompetenzen, die über das Fach hinausgehen. Er lernt, sich zu vertiefen und zu fokussieren und erwirbt so Schlüsselqualifikationen, die ihm beispielsweise in einer Führungsposition zu Gute kommen können.» Eine solche kann ebenso zu mehr Gehalt führen.

Genügen ein Bachelor oder ein Master auch?

Allerdings stellt sich anschliessend daran berechtigterweise die Frage, ob man dafür überhaupt einen Doktortitel benötigt oder ob dafür nicht bereits ein Master oder gar ein Bachelor ausreichen. Denn die Fähigkeiten zur Vertiefung und Fokussierung werden, nebst Durchhaltevermögen, auf jeder universitären Stufe trainiert und geschärft.

Wie das Fach im Durchschnitt das Gehalt beeinflusst

Während des Doktorats verdienen Doktorierende laut «myScience.ch» pro Monat zwischen 2500 Franken und 6000 Franken brutto. Doch auch hier hängt der Lohn vom jeweiligen Institut und Fachbereich ab. Dabei lässt sich beobachten, dass in den exakten Wissenschaften wie beispielsweise Mathematik und Physik die Löhne der Doktorierenden im Durchschnitt höher ausfallen als in Naturwissenschaften wie zum Beispiel Biologie.

Geistes- und Sozialwissenschaften

Bei Geistes- und Sozialwissenschaften ist kein eindeutiger Trend beobachten: Hier lässt sich lediglich eine hohe Variation der Lohnhöhe feststellen. Abschliessend daran sei noch einmal auf die Auskunft von Jürg Enderli verwiesen: Entscheidend ist in erster Linie der Mehrwert, den das persönliche Doktorat mit sich bringt und nicht das Fach prinzipiell.

Die Gehälter in verschiedenen Ländern im Vergleich

Zieht man den Vergleich mit anderen Ländern, ist zu erkennen, dass sich ein Doktorat in der Schweiz lohntechnisch auf alle Fälle lohnt – unabhängig vom Fachbereich. Dies bezieht sich sowohl auf die Zeit während des Doktorats als auch auf die Zeit danach.

Der Nettolohn erreicht im Vergleich mit acht weiteren europäischen Ländern mit umgerechnet 3000 Euro den höchsten Wert. Ebenfalls vergleichsweise hohe Löhne während des Doktorats darf man in Norwegen und Dänemark erwarten. Die niedrigsten Löhne dagegen sind in Finnland und dem Vereinigten Königreich vorzufinden.

Bezüglich der Gehälter bei Post-Docs decken sich die Befunde mit den Ergebnissen zu Gehältern während des Doktorats. Der entscheidende Unterschied hierbei ist, dass die Schweiz eine noch grössere Lohndifferenz zu den anderen Ländern aufweist.

Und nach dem Doktorat?

Hat man das Doktorat abgeschlossen und ist somit ein Post-Doc, bewegt sich das Gehalt in der Schweiz konkret zwischen 3000 Franken und 8000 Franken brutto pro Monat. Ein mögliches höheres Gehalt ist aber nur selten der ausschlaggebende Grund für das Aufnehmen eines Doktorats, weiss Experte Jürg Enderli. Des Weiteren verweist er auf die möglichen Gefahren, die ein Doktortitel mit sich bringen kann: «Ich kenne Leute mit Doktortitel, die sich schwertun, eine passende Stelle zu finden. Oft heisst es, sie seien schlichtweg überqualifiziert.»

Ich kenne Leute mit Doktortitel, die sich schwertun, eine passende Stelle zu finden. Oft heisst es, sie seien schlichtweg überqualifiziert. Jürg Enderli

Zu welchen Zielen passt ein Doktorat?

Lohn hin oder her – letzten Endes sollte man sich immer im Klaren sein, an wen sich ein Doktorat richtet und was seine Ziele sind. Die Universität Bern schreibt so etwa auf ihrer Homepage: «Es bereitet auf eine forschungsorientierte Tätigkeit im universitären oder ausseruniversitären Bereich (Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung etc.) vor und befähigt zur Übernahme anspruchsvoller beruflicher Aufgaben und Funktionen vielfältiger Art.» Denn wer seine berufliche Zukunft in diesem Bereich sieht, ist mit einem Doktorat sicher gut bedient.

Das Gehalt sollte nie die Hauptmotivation für einen Beruf sein

Abschliessend lässt sich festhalten, dass ein Doktorat zwar mit einem höheren Lohn einhergehen kann, dies aber nicht zwingend der Fall sein muss. Egal ob man sich für ein Doktorat entscheidet oder nicht: Der letztendlich gewählte Beruf sollte immer in erster Linie den eigenen Wünschen und Interessen entsprechen und der Selbstverwirklichung dienen und nicht des Geldes wegen gewählt werden.

Text Lars Gabriel Meier

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