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Digitalisierung Editorial Innovation KMU

Christian Keller: Staat und Unternehmen müssen Digitalisierung vorleben

25.11.2020
von SMA

Christian Keller Vorsitzender der Geschäftsleitung von IBM Schweiz

Christian Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung von IBM Schweiz

Das Tempo und die Heftigkeit, mit der das Coronavirus die Welt überrumpelte und im Frühjahr das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auf einen Schlag weitgehend lahmlegte, war überraschend. Die Pandemie legte schonungslos die Lücken und den Aufholbedarf bei der Digitalisierung offen. Im Nu wurde klar, dass digitales Arbeiten, virtuelles Aus- und Weiterbilden, E-Government und E-Health und das Lenken von Produktions- und Logistikprozessen mit Hilfe der Informationstechnologie zum «new normal» werden muss. Allerdings laufen wir dabei Gefahr, dass wir die digitale Transformation hierzulande zu wenig dezidiert angehen und damit international ins Hintertreffen geraten.

Digitalisieren…

Die Herausforderung besteht darin, Wirtschaft und Gesellschaft flächendeckend und nicht nur punktuell zu digitalisieren. Das ist keine Frage der Technologie, sondern vor allem eine Frage der Kultur. Technisch und kulturell waren im Frühjahr viele Organisationen auf den plötzlichen Übergang ins Homeoffice nicht gut vorbereitet und froh, als der Lockdown wieder aufgehoben wurde. Auf der anderen Seite griff Homeoffice in der zweiten Welle wieder vermehrt um sich. Krisen bringen es mit sich, dass die Lernkurve steiler verläuft, als in ruhigen Zeiten. Entsprechend viel haben wir alle aus den Erfahrungen der vergangenen zehn Monate gelernt. Daran anschliessend müssen jetzt aber auch die nötigen Fortschritte erfolgen. Man muss Arbeitsabläufe innerhalb von Organisationen konsequent digitalisieren und die Digitalisierung in der Kultur fest verankern. Das gilt innerhalb von Unternehmen ebenso wie im Zusammenspiel zwischen dem Staat und der Bevölkerung.

Die Herausforderung besteht darin, Wirtschaft und Gesellschaft flächendeckend und nicht nur punktuell zu digitalisieren. Christian Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung von IBM Schweiz

Digitale Transformation

Digitale Transformation erfordert einerseits Infrastruktur wie Cloud-basierte Lösungen, leistungsstarke IT-Systeme, ausreichend mobile Arbeitsgeräte sowie – besonders virulent – die Erhöhung der Cybersecurity. Doch das allein wird nicht reichen, damit digitales Arbeiten zu einer Selbstverständlichkeit wird. Digitalisierung muss als Notwendigkeit von der Unternehmens- und Staatsführung nicht nur gewünscht oder vorgegeben, sondern wirklich vorgelebt werden. Dazu gehört auch eine konsequente Weiterentwicklung und stetiges Erlernen von digitalen Fähigkeiten. Das wiederum setzt die entsprechende Expertise und Erfahrung auf den Führungsetagen voraus. Ob Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung von Führungskräften bereits genügend verankert ist, darf angesichts der bisher eher zaghaften Transformation bezweifelt werden. Dass die meisten Menschen in ihrem privaten Verhalten viel digitaler unterwegs sind als ihre Arbeitgeber und die staatlichen Behörden spricht Bände.

Technisch und kulturell waren im Frühjahr viele Organisationen auf den plötzlichen Übergang ins Homeoffice nicht gut vorbereitet. Christian Keller, Vorsitzender der Geschäftsleitung von IBM Schweiz

In schlechter Erinnerung wird uns bleiben, dass die Meldung von Coronafällen von den Kantonen an den Bund per Fax erfolgte und Reiserückkehrer am Flughafen händisch erfasst werden mussten. Das ist keine Kritik an den involvierten Akteuren, die alle ihr Bestes geben und mit den Werkzeugen arbeiten, die man ihnen zur Verfügung stellt.

Künstliche Intelligenz

Insgesamt gibt es in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft ein grosses digitales Potenzial. Vor allem dort, wo man Daten sammelt. Hier kann Künstliche Intelligenz (KI) einen Beitrag leisten, aus Daten einen konkreten Nutzen zu ziehen. Sei das in der Medizin, der pharmazeutischen Forschung, im Bereich von Mobilität und Logistik etc. Die KI-Technologien sind bekannt, verfügbar und bewähren sich, wo sie zum Einsatz kommen. Und falls es dabei Vorbehalte, Unsicherheiten oder Ängste gibt, ist es wichtig, dass wir diese offen und ohne Scheuklappen mit allen Beteiligten transparent adressieren und verbindlich klären. Damit machen wir einen wichtigen Schritt auf unserem Weg in eine nachhaltig digitale Welt.

Text Christian Keller

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