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Die 70er und 80er: Schön war’s

14.12.2012
von Robert Schütz

Die 70er- und die 80er-Jahre waren bunt und schrill. Alles haben wir ausprobiert. Nichts war uns wirklich peinlich. Rückblickend können wir das Ganze völlig entspannt betrachten. 

Wer in den 80er-Jahren seine Sturm-und- Drang-Zeit durchlebte, der ist heute bereits über 40 Jahre alt. Die Älteren können sich vielleicht sogar noch an die bunten und schrillen 70er erinnern. Damals waren die Möbel mindestens so bunt wie die Schlaghosen und die Blumen im Haar. Der VW-Käfer gehörte in den 70ern und noch in den 80ern auf unsere Strassen, wie die Anhalter an den Strassenrand. Viele von uns, die in dieser Zeit den Führerschein machten, hatten danach als erstes Vehikel einen Käfer, wenn dieser auch meist nur gebraucht war. 

Serien, Musik und Filme, die begeistern

Und wer bereits einen Farbfernseher im Haus hatte, der verfolgte in seiner Kindheit die Serien Flipper, Pan-Tau oder Lassie, die bis heute an Beliebtheit nichts eingebüsst haben. Zu meinen Helden gehörte in jener Zeit der faule Kater Garfield, der erstmals 1978 auftauchte. Die Musik der 70er war laut. Die Songs, die es auf die Hitlisten schaffen wollten, brauchten mindestens 100 bis 120 Beats pro Minute.

Der Text war nicht so wichtig – ausser bei Abba. Ihnen gelang der Durchbruch 1974 mit dem Sieg ihres Titels Waterloo beim Eurovision Song Contest im englischen Seebad Brighton. Es war sicher alles andere als ein schneller Beat, was Abba da hinlegte. Doch ungeachtet der Tatsache, ob man diese oft balladenähnlichen Titel mochte oder eher eine schnellere Gangart bevorzugte, ignorieren konnte die schwedischen Chartstürmer niemand. Selbst zwanzig Jahre nach der Gründung von Abba im Jahre 1972 wurde ihr Best-of-Album «ABBA Gold» über 28 Millionen Mal verkauft. 

Die Musik der 70er war laut.

Die 70er, das war auch die Zeit als Filme wie «Saturday Night Fever» und «Grease» mit John Travolta und Olivia Newton John die Kinokassen klingeln liessen. Das gleichnamige Musical «Grease» aus dem Jahre 1971 ist mit seinen Neuinszenierungen heute wieder der Verkaufsschlager auf internationalen Musicalbühnen. 

Es war die Zeit, die wir schon damals gern in Bildern fest hielten, allerdings noch mit einer Pocketkamera, die nur 24 wohlüberlegte Schnappschüsse pro Film erlaubte. Wenn wir uns diese ersten Farbbilder heute noch mal anschauen, so amüsieren wir uns zunächst über die Mode, die in den 70er mindestens so schräg war, wie der ganze Rest. Sowohl Frauen als auch Männern trugen Plateauschuhe zu Schlaghosen und Jacken sowie Hemden in Neongrün, grellem Gelb, Lila und Purpur- rot. Die Jungs trugen ihre Haare überlang und gern auch unfrisiert, als Zeichen des Protests gegen das böse Establishment. 

Als gestreifte Tennissocken noch schick waren

Später in den 80ern steckten wir uns den schicken Strickpulli in die gebleichte Jeans. Dazu gehörten die hohen Turnschuhe; gestreifte Tennissocken galten als der neueste Schrei. Sie waren ein absolutes Muss. 

Im Fernsehen galt Ende der 80er die Bewunderung einem schlagfertigen Chaoten namens Alf. Wir alle erinnern uns noch an das kesse Wesen aus dem All, das seinerzeit regelmässig über die Mattscheibe wackelte. Heute ist auch Alf längst Kult, und selbst die Nachwuchsgeneration kuschelt noch immer ganz selbstverständlich mit dem ausserirdischen Zotteltier. Später glaubte man seine ersten Anregungen für das bevorstehende Geschäftsleben beim Fiesling J.R. Ewing aus Dallas abschauen zu müssen. Ein weiteres Erfolgstraining der unschönen Art lieferte der wöchentliche Zweikampf zwischen Alexis Colby und Blake Carrington aus Denver-Clan. Beides wird nicht zur Nachahmung empfohlen. 

Doch die 80er, das war auch die Zeit der realen Bedrohung. Auf der politischen Tagesordnung standen der NATO-Doppelbeschluss und die Aktionen der weltweiten Friedensbewegung und Nena liess in der Hoffnung auf weitere Abrüstung ihre 99 Luftballons steigen. Die Lieder der quirligen Ikone der 80er, die heute selbst bereits Grossmutter ist, sind noch immer der absolute Stimmungsgarant für jede 80er- Party – und das generationsübergreifend. 

«Da, Da, Da», mehr brauchte es nicht um die Massen zu begeistern. 

Die «Neue Deutsche Welle» schwappte zu jener Zeit über alle fünf Weltmeere. «Da, Da, Da», mehr brauchte es nicht, um die Massen zu begeistern. Und erinnern Sie sich noch an Modern Talking; an jenes solariumgebräunte Pop-Duo, das in den 80ern einen Hit nach dem anderen landete? Sie verkauften Millionen Alben. Fragte man jedoch heute nach, so will es wieder mal keiner gewesen sein.

Wen das alles kalt lies, der beschäftigte sich mit kniffligeren Herausforderungen: Der Rubik-Würfel erlebte seine Blütezeit ebenfalls in den 80ern und entfachte ein regelrechtes Würfelfieber. In jeder freien Minute und an jedem Ort wurde das bunte Teil gedreht und gewendet, bis die farbliche Ordnung wieder hergestellt war. Egal, wie lang es dauerte. Der von dem Mathematik-Professor Ernö Rubik aus Budapest entworfene Zauberwürfel war dann kurz aus der Mode. Heute hört man es wieder öfter in Trams und Bussen: Das vertraute Klacken, das wir zeitweise fast schon vermissten. Nun gibt’s dieses Denkspiel sogar als App für das Smart-Phone und den Tablet-PC. Nun wird nicht mehr gedreht sondern nur noch fortschrittlich über den Screen hin und her gewischt. Ist den Jungen und Mädchen heute eigentlich klar, dass sie sich die Zeit mit einem Relikt aus der Jugend ihrer Eltern vertreiben? Absolut uncool, wäre sicher deren Kommentar. 

Voll peinlich, oder?

Aber auch Adidas Turnschuhe und Sporttaschen, die heute wieder voll angesagt sind, stammen ursprünglich aus den 70er-Jahren. Tattoos und Piercings sind auch nicht ganz neu und gehören selbstverständlich heute mit zum coolen Outfit. Was es zu unserer Zeit nicht gab, sind Hosen, die gefährlich tief herab hängen und den Blick in beschämender Weise auf die Unterwäsche und die nackte Haut freigeben. Gibt es etwa immer noch so etwas wie einen Protest gegen das Establishment? Oder werde ich alt? Im Prinzip wiederholt sich doch alles. Nur rückblickend betrachtet, erscheint uns vieles peinlich. Doch warum eigentlich? Dazu gibt es für uns aus der Generation 40plus keinen Anlass. Es war unsere gute alte Zeit. Halten wir sie in Ehren, die Erinnerung an die Jugendtage, die Schulzeit, die erste Zigarette, den ersten Rausch und die erste grosse Liebe. Schön war es doch. 

Im Prinzip wiederholt sich doch alles.

Und wenn Sie mal wieder einfach nur im Erdboden versinken möchten, weil Ihre Kinder die alten Fotos und Super-8-Filme aus jenen Tagen hervorkramen, dann vergessen Sie nie: Irgendwann sind Ihre Kinder auch über 40. Ihre Enkel werden sich dann ebenfalls vor Lachen krümmen, wenn diese ihren Vater mit herunterhängenden Baggys bis zur Kniekehle und die Mutter mit Extensions und bauchfrei auf Bildern ertragen müssen. Spätestens dann wird es auch für diese Generation peinlich. 

Text Robert Schütz

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