Kaum kommt der Frühling, fangen bei vielen Menschen die Probleme wieder an: Rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind von einer Pollenallergie betroffen. Aktuell ist die Pollensaison bereits voll im Gange. Umso wichtiger ist es zu wissen, welche Pollenarten dieses Jahr besonders häufig auftreten und wie man sich gut schützen kann.
Die Nase juckt, die Augen brennen und man hat Mühe, richtig zu atmen – eine Pollenallergie belastet den Körper jedes Jahr aufs Neue. Vielen ist bekannt, welche Pollenarten wann besonders stark in der Luft vertreten sind. Jedoch hat sich der Pollenflug in den letzten Jahrzehnten verändert.
Frühe und lebenslange Beschwerden
Grundsätzlich ist das Risiko höher, eine Pollenallergie zu entwickeln, wenn die eigene Familie vorbelastet ist: «Leidet ein Elternteil an einer Pollenallergie, steigt bei Kindern das Risiko einer Erkrankung auf über 40 Prozent», erklärt Brigitte Baru, Fachexpertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz. Aber sie ist nicht nur vererbbar: «Eine Allergie kann auch plötzlich neu entstehen und irgendwann im Leben auftreten. Wobei sich erste Anzeichen einer Pollenallergie dabei meist schon im Vorschulalter zu erkennen geben.»
Im Vergleich harmlos, aber potenziell gefährlich
Durch das Einatmen oder den direkten Kontakt mit den Pollen wird bei Allergikern eine Reaktion des Immunsystems losgetreten. Folglich ordnet dieses die eigentlich harmlosen Stoffe als schädlich ein und schickt Antikörper – die Immunglobuline IgE – los, um gegen diese vermeintlich schädlichen Stoffe anzukämpfen. Darauf schüttet der Körper Histamin aus und es kommt meist zu einer Entzündung der Bindehaut der Augen und der Nasenschleimhaut.
Bis heute weiss man noch nicht ganz genau, weshalb der Körper auf die harmlosen Pollen reagiert. Im Vergleich zu anderen Allergien bringt eine Pollenallergie jedoch keine lebensgefährliche Risiken mit sich: «In der Regel führt eine Pollenallergie nicht zu einem anaphylaktischen Schock. Dieser kann lebensbedrohlich sein und erfordert sofortige Notfallmassnahmen. Solche schweren allergischen Reaktionen treten am häufigsten infolge Nahrungsmittelallergien oder Unverträglichkeiten von Medikamenten, Insektengift oder Latex auf», sagt Brigitte Baru.
Wichtig ist es dennoch, eine Pollenallergie möglichst früh zu behandeln. Wenn sie über längere Zeit nicht therapiert wird, kann sich die Allergie möglicherweise verschlimmern und der Körper entwickelt ein allergisches Asthma.
Der Klimawandel mischt mit
Die Bäume und Sträucher Hasel, Erle, Birke und Esche sowie Gräser sind die wichtigsten Auslöser einer Pollenallergie. Die Stärke des Pollenflugs, der Beginn und die Dauer der Pollensaison ändern sich dabei vor Jahr zu Jahr und sind regions- und wetterabhängig.
Aufgrund des Klimawandels und der steigenden Temperaturen kommt es zu einer früheren und für gewisse Pollenarten stärkeren Pollensaison. Nachweisen lässt sich dies dank langjährigem Monitoring und Analyseverfahren der jährlichen Pollenflüge von MeteoSchweiz. «Die Saisons von Hasel, Birke und Esche beginnen zwei bis drei Wochen früher als vor dreissig Jahren», ergänzt Birgitte Baru. Weil der Jahresbeginn 2020 überdurschnittlich mild war, begann die Hasel beispielsweise bereits Mitte Januar zu blühen.
Ein pollenbelastetes Jahr
Kein Wunder also, haben Pollenallergiker seit Jahren vermehrt Beschwerden – und das nicht nur im Frühling. Des Weiteren leidet jemand, wer gleich auf mehrere Pollenarten allergisch reagiert, mittlerweile über mehrere Monate im Jahr. Und auch im aktuellen Jahr sieht es ganz danach aus, dass sich Pollenallergiker gut wappnen sollten: «Die Pollen der stark allergenen Birke und der Esche waren dieses Jahr früher dran als sonst und flogen bereits Mitte März los. Auch die Gräser sind mit dem Blühbeginn gegen Ende April bereits früher dran», erklärt Brigitte Baru.
Gräser sind für sehr viele Allergiker problematisch. Man geht davon aus, dass rund 70 Prozent der Pollenallergiker auf sie reagieren. Überdies dauert ihr Pollenflug normalerweise bis in den Spätsommer hinein. Je nachdem, wie sich der Sommer 2020 entwickelt, können Gräser also auch in den Herbstmonaten Allergiker das Taschentuch zücken lassen.
Wird eine Pollenallergie mit einer Immuntherapie angegeangen, können die Beschwerden um 75 bis 80 Prozent gelindert werden. Brigitte Baru, Fachexpertin des Allergiezentrums aha!
Pollenallergien angehen und Beschwerden mindern
Bei dem Verdacht auf eine Pollenallergie sollte man einen Facharzt aufsuchen. Hierdurch kann man mithilfe von geeigneten Therapien eine Verschlimmerung der Allergie verhindern. «Bei einer Pollenallergie reichen meistens Antihistaminika in Form von Tabletten, Nasensprays und Augentropfen – manchmal in Kombination mit Kortison – aus, um die Symptome im Griff zu haben», sagt Brigitte Baru.
Das Problem kann aber auch an der Wurzel angepackt werden: «Mit einer allergenspezifischen Immuntherapie geht man eine Pollenallergie ursächlich an. Die Beschwerden können so um 75 bis 80 Prozent gelindert und der Medikamentenverbrauch deutlich reduziert werden», so die Expertin weiter. Der Körper wird dabei an das Allergen gewöhnt und reagiert in der Regel weniger stark bei Kontakt mit den Pollen.
Folgende Tipps können Pollenallergiker zusätzlich helfen, sich während der Pollensaison gut zu schützen und Beschwerden zu minimieren:
Tipps für die Pollensaison
- In den eigenen vier Wänden nur kurz stosslüften
- Augen und Nase regelmässig spülen
- Vor dem Schlafengehen die Haare waschen
- Wäsche nicht im Freien trocknen lassen
- Bei windigem Wetter nur kurz an die frische Luft gehen
- Den Pollenflug aktiv verfolgen mittels Pollenprognose der Meteo Schweiz unter www.pollenundallergie.ch
oder der App «Pollen News»
Text Dominic Meier
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