Warum gute Führung im Inneren beginnt
Führung klingt oft nach Strategiemeetings, grossen Zielen und klugen Entscheidungen. In Wahrheit gleicht es oft dem Jonglieren mit brennenden Fackeln – stets mit der Erwartung, noch schneller und effizienter zu werden. Wer in solchen Momenten souverän bleibt, hat meistens eines gelernt: sich selbst zu führen, bevor man andere führt.
Selbstführung – das unsichtbare Fundament
Viele glauben, Leadership beginne damit, andere zu motivieren oder Visionen zu formulieren. In Wahrheit startet alles ein paar Etagen tiefer – im eigenen Kopf und Herzen. Wer nicht merkt, dass er innerlich schon kurz vor dem Explodieren steht, wird früher oder später aussen Dampf ablassen. Emotionale Selbstführung – das Erkennen, Einordnen und Regulieren der eigenen Gefühle – ist kein Soft Skill im Selfcare-Bereich, sondern der Rettungsring im Führungsalltag.
Gerade bei «High Stakes» – also Entscheidungen mit hohem Risiko oder in Zeiten radikaler Veränderung – greift der Mensch auf eingespielte Reaktionsmuster zurück. Manche sind Gold wert. Andere hingegen wie alte Software. Funktioniert noch irgendwie, aber stürzt in der Krise ab. Genau hier setzt Coaching an: als Spiegel, der zeigt, was wir sonst übersehen.
Warum alte Muster so hartnäckig sind
Wer jemals versucht hat, sich eine schlechte Gewohnheit abzugewöhnen – sei es der ständige Griff zum Handy oder das automatische «Ja» zu jeder Anfrage – weiss: Alte Muster sind zäh. Sie fühlen sich bequem an, weil sie bekannt sind. Im Führungsalltag heisst das oft: Wir reagieren in Stresssituationen so, wie wir es schon dutzende Male getan haben, selbst wenn wir wissen, dass es nicht ideal ist.
Dieses Phänomen passiert, weil unser Gehirn Energie sparen will. Automatisierte Reaktionen sind schnell, brauchen keine lange Abwägung. Coaching hilft, diese Automatismen sichtbar zu machen. Manchmal reicht schon die Erkenntnis: «Ah, da ist schon wieder mein altes Muster.» Allein das schafft schon einen Moment der Wahl – und öffnet die Tür zu neuen, bewussteren Handlungen.
Dominanz oder Dialog – der Kampf der Führungsstile
Das Bild von einer «Führungsperson, die alles weiss und bestimmt» mag schön klingen, ist aber nicht realistisch. Kurzfristig wirkt Dominanz: weniger Diskussionen, schnellere Entscheidungen. Doch Studien von McKinsey, Gallup und Googles «Project Aristotle» zeigen ein anderes Bild: Teams mit psychologischer Sicherheit – in denen Fragen, Zweifel und Fehler erlaubt sind – sind kreativer, innovativer und leistungsstärker.
Dialog-orientierte Führung schafft Vertrauen, beschleunigt Lernprozesse und führt zu besseren Entscheidungen – und das wirkt sich auf die Mitarbeiterbindung und Innovationskraft aus. Dominanz ist wie ein Schnellkochtopf: Hilfreich für kurze Zeit, aber langfristig baut sich zu viel Druck auf.
Selbstführung als Vorbild
In Stresssituationen achten Menschen nicht nur auf Aufgaben, sondern vor allem auf Signale aus ihrem Umfeld. Wer Ruhe bewahrt, vermittelt Zuversicht und stärkt so die Handlungsfähigkeit des gesamten Teams.
Selbstführung ist daher nicht nur Selbstschutz, es ist ein Akt der Fürsorge für andere. Sie schafft einen emotional stabilen Raum, in dem Teams mutig agieren können – und das ist heutzutage oft der entscheidende Wettbewerbsvorteil.
Coaching – das Fitnessstudio für das Innere
Coaching ist nicht nur für Topmanager:in mit Eckbüro. Es ist eher wie ein Fitnessstudio für Kopf und Haltung – und das können alle brauchen, die Verantwortung tragen, egal ob offiziell oder informell. Besonders in Übergangsphasen – vom Kollegen zur Führungskraft, von der Spezialistin zur Teamleitung – ist Coaching ein Booster.
Es geht nicht um Tricks oder Rezepte, sondern um Grundfragen:
- Wer will ich als Führungskraft sein?
- Welche Werte leiten mich?
- Wie wirke ich auf andere und will ich so wirken?
An diesen Punkten schon früh zu arbeiten, verhindert spätere Umwege.
Wer Ruhe bewahrt, vermittelt Zuversicht und stärkt so die Handlungsfähigkeit des gesamten Teams.
Eigenmotivation oder Pflichtprogramm?
Manche landen im Coaching, weil es das Unternehmen anbietet: zur Unterstützung in neuen Rollen, zur Konfliktlösung oder zur Entwicklung von Potenzialträger:innen. Andere kommen aus eigenem Antrieb – weil sie spüren, dass mehr möglich ist oder weil sich etwas im Inneren querstellt.
Egal wie der Weg beginnt: Coaching ist ein Ort für Perspektivenwechsel, bewusstes Handeln und persönliche Weiterentwicklung.
Führung in unsicheren Zeiten
Veränderung ist heute kein Ausnahmezustand mehr – es ist Alltag. Märkte drehen sich schneller, Teams arbeiten verteilt und die Erwartungen an Führungskräfte steigen stetig. In diesem Umfeld zählen nicht nur Fachwissen und Prozesse. Die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, wird zum harten Erfolgsfaktor – genauso wichtig wie Strategie oder Finanzkompetenz. Wer seine innere Stabilität bewahrt, wird zum Anker für andere.
Wer sich selbst kennt, Emotionen steuern kann und auf Dialog statt Dominanz setzt, schafft mehr als Ergebnisse – er oder sie schafft ein Umfeld, in dem Menschen aufblühen.
Gute Führung bedeutet, Bedingungen zu schaffen, in denen Wachstum möglich wird. Niemand kann eine Pflanze zum Wachsen bringen – aber man kann dafür sorgen, dass sie alles hat, was sie dafür braucht. So entsteht Entwicklung fast wie von selbst.
Sie beginnt nicht am Konferenztisch, sondern im eigenen Kopf. Coaching hilft, alte Muster zu erkennen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Schon kleine Veränderungen – wie in Meetings erst zuzuhören, statt sofort zu urteilen – können Vertrauen stärken, Ideen fördern und den Kurs eines ganzen Teams verändern.
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