Interview von Aaliyah Daidi

Kevin Fiala: «Dein Weg ist einzigartig – und du hast es in der Hand, was du daraus machst»

Der Nachwuchsstar spricht über seine Reise zum engagierten Vorbild, die Kraft von Bildung und warum echte Stärke auch darin liegt, anderen Mut zu machen.

Vom Eishockeytalent in Uzwil zum NHL-Star in Los Angeles. Im Interview mit «Fokus» wird klar: Erfolg bedeutet für ihn mehr als Punkte und Pokale. Er spricht über seine Reise vom Nachwuchsstar zum engagierten Vorbild, die Kraft von Bildung und warum echte Stärke auch darin liegt, anderen Mut zu machen und Chancen zu schaffen.

Kevin Fiala, Eishockeyspieler

Kevin Fiala
Eishockeyspieler

Kevin Fiala, du hast in den vergangenen Jahren sowohl beruflich als auch privat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Wie würdest du diesen Weg selbst beschreiben?

Es war ein langer Weg, geprägt von Disziplin und vielen Entbehrungen. Ich musste hart arbeiten und auf vieles verzichten. Schon in jungen Jahren zog ich von der Schweiz nach Schweden – weit weg von meiner Familie, um meine Karriere voranzutreiben.

Ich hatte das Glück, dort auch meine Frau Jessica kennenzulernen, die heute die Mutter unserer Tochter Masie-Mae ist. Inzwischen leben wir in den USA und ich bin unglaublich dankbar für alles, was ich auf diesem Weg erleben durfte. Rückblickend würde ich ihn genauso wieder gehen.

Was bedeutet Heimat für dich – Uzwil, Los Angeles oder das Eis?

Das ist eine sehr gute Frage. Uzwil und die Schweiz im Allgemeinen sind für mich etwas ganz Besonderes – dort bin ich aufgewachsen, habe meine ersten prägenden Jahre erlebt. Ich vermisse meine Familie und Freunde während der Saison sehr. Aber wir leben inzwischen seit drei Jahren in Los Angeles – und wir lieben es!

Durch Eishockey bin ich viel unterwegs. Mit der Zeit habe ich gemerkt: Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl. Uzwil ist mein Ursprung. Los Angeles ist mein Alltag – mein Leben. Und das Eis? Mein Zuhause der Leidenschaft.

Was bedeutet Erfolg für dich heute – und hat sich diese Definition über die Jahre verändert?

Früher war Erfolg für mich, Tore und Punkte zu machen, natürlich wollte man auch gewinnen. Aber heute ist gewinnen alles, was zählt! Gleichzeitig habe ich gelernt, dass Erfolg nicht nur auf persönliche Leistungen beschränkt ist. Erfolg bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen, ein guter Teamkollege zu sein und andere zu inspirieren.

Was war für dich als Jugendlicher der Moment, an dem du gemerkt hast: «Ich will das wirklich – ich will Profi werden?»

Ich glaube, es war kein einzelner Moment, sondern ein wachsendes Gefühl. Meine Eltern haben mir schon früh gesagt, dass mein Ziel klar war: Profi zu werden. Als ich dann nach Schweden gegangen bin, war das eine bewusste Entscheidung für den Profiweg.

Was hast du auf deinem Weg gelernt, das dir auch abseits des Eises hilft – sei es in Bezug auf Disziplin, Teamwork oder Durchhaltevermögen?

Der Sport ist eine echte Lebensschule – er hat mir unglaublich viel fürs Leben beigebracht. Disziplin, Teamwork und Durchhaltevermögen: Es gibt kaum einen besseren Ort, um genau das zu lernen. Vor allem aber habe ich gelernt, mit Rückschlägen und Enttäuschungen umzugehen, wieder aufzustehen und weiterzumachen. Diese mentale Stärke hilft mir auch abseits des Eises – jeden Tag.

Hast du neben deiner Profikarriere auch eine Ausbildung oder ein Studium in Betracht gezogen – oder bereits absolviert?

Momentan bin ich noch mitten in meiner Eishockeykarriere – und ich hoffe natürlich, dass sie noch viele Jahre dauert. Ich interessiere mich für viele Bereiche abseits des Sports, aber zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nicht sagen, in welche Richtung mein Weg danach führen wird.

Gab es einen Moment in deiner Karriere, als du realisiert hast: Bildung und Weiterentwicklung hören nie auf?

Absolut. Ich habe früh gemerkt: Wer stehen bleibt, verliert. Weiterentwicklung hört nie auf – weder sportlich noch persönlich. Gerade in der NHL lernt man ständig dazu: über sich selbst, über andere Kulturen, über Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese Offenheit fürs Lernen ist ein Schlüssel, um erfolgreich zu bleiben.

Warum ist es gerade für junge Athlet:innen wichtig, sich auch mit einer beruflichen Ausbildung oder einem Studiengang auseinanderzusetzen – trotz oder gerade wegen des Sports?

Weil eine Karriere im Sport nicht ewig dauert – und es nur wenige Sportarten gibt, die man hauptberuflich ausüben kann. Gerade deshalb ist es wichtig, früh auch an die Zeit nach der aktiven Karriere zu denken.

Du setzt dich mit deiner Organisation «Fiala’s Friends» stark für Kinder und Familien in schwierigen Situationen ein. Was hat dich dazu bewegt, dieses Engagement aufzubauen?

Ich hatte das grosse Glück, in einem unterstützenden Umfeld aufzuwachsen und meinen Traum vom Eishockeyprofi verwirklichen zu können. Doch ich weiss, dass nicht alle Kinder diese Chancen haben. Mit «Fiala’s Friends» möchte ich etwas zurückgeben – dort helfen, wo Unterstützung am dringendsten gebraucht wird und Kindern Hoffnung und Freude schenken. Dieses Engagement liegt mir sehr am Herzen.

Ein besonderes Highlight ist unser erstes Charity-Spiel am 8. August 2025 in der Swiss Life Arena in Zürich: Internationale NHL-Spieler treffen auf den Schweizer Meister, den ZSC. Der gesamte Erlös geht an das Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen sowie an die Nachwuchsabteilungen des ZSC und meines Heimatclubs EHC Uzwil.

Was hat dich an der Nominierung zur «King Clancy Memorial Trophy» am meisten berührt?

Es war eine grosse Ehre. Die Trophäe ehrt Spieler mit Leadership und Engagement für die Gemeinschaft. Besonders berührt hat mich die Nominierung durch mein Team – das zeigt, dass mein Einsatz gesehen und geschätzt wird. Das bedeutet mir viel.

Was würdest du deinem 16-jährigen Ich mitgeben – oder einem Jugendlichen, der gerade an sich und seinem Weg zweifelt?

Glaub an dich – auch wenn es gerade schwer ist. Es wird immer Menschen geben, die nicht an dich glauben und negative Dinge sagen. Das Wichtigste ist, diese Stimmen auszublenden und immer sich selbst zu vertrauen, egal was andere sagen. Rückschläge gehören dazu und genau an diesen wächst du. Lass dich nicht verunsichern, bleib dran und verliere nie die Freude an dem, was du tust. Und vergiss nicht: Du musst es nicht allein schaffen. Hilfe anzunehmen, ist kein Zeichen von Schwäche sondern von Stärke.

Was möchtest du den jungen Teilnehmer:innen deiner Youth-Camps neben dem Eishockey auf den Weg geben?

Dass es nicht nur ums Gewinnen geht. Es geht darum, Spass zu haben, Respekt zu zeigen, sich gegenseitig zu unterstützen – und dabei zu wachsen. Wenn jemand mit einem Lächeln nach Hause geht und neben der Technik etwas Neues über sich gelernt hat, dann war es ein erfolgreiches Camp.

Welche Botschaft würdest du jungen Menschen mitgeben, die vielleicht nicht den klassischen Bildungsweg gehen – aber trotzdem ihren Weg finden wollen?

Gehe deinen eigenen Weg. Alle sind verschieden und deshalb sind die Wege für jeden und jede anders. Wichtig ist, dir selbst treu zu bleiben und an dich zu glauben. Sei bereit zu lernen und habe den Mut, neue Wege zu gehen. Dein Weg ist einzigartig – und du hast es in der Hand, was du daraus machst.

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26.06.2025
von Aaliyah Daidi
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