»Wenn Regeln und Aufsicht wirklich zusammenlaufen, steigen Trefferqualität und Austauschfähigkeit«
Das AML-Paket zur Bekämpfung der Geldwäsche verschärft noch einmal die Kontrollen von Finanztransaktionen. René Hofer, CRO/CCO und Branch Director Germany des Finanzdienstleisters Holvi, erörtert die Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

René Hofer
CRO/CCO Branch Director Germany
Herr Hofer, Holvi wurde 2011 in Helsinki gegründet und unterstützt speziell Freiberufler:innen und kleinere Unternehmen. Was bedeutet das AML-Paket für Sie und Ihre Kundinnen und Kunden?
Es ist ein Paket aus neuer Geldwäscheverordnung, Richtlinien und einer zentralen Aufsicht in Frankfurt. Ziel: einheitliche Maßstäbe, weniger Schlupflöcher. Für Unternehmen sollen Nachweispflichten, Hürden und Abläufe EU-weit klarer und greifbarer werden. Spürbare Entlastung erwarten wir bei der Kontoeröffnung, Anforderungen an Dokumente sowie bei Bearbeitungszeiten. Aber: Das wirkt nur, wenn die Anwendung wirklich einheitlich ist; sonst bleiben Reibungsverluste.
Sie plädieren für eine bessere Harmonisierung der Regulierungen in der EU. Warum?
Weil gerade kleinere Unternehmen unter Ungleichheiten leiden. Beispiel: Ein internationales Team eröffnet für ein Projekt ein Geschäftskonto. Heute verlangen Länder teilweise unterschiedliche Registerauszüge, Übersetzungen, Vollmachten und eine Vielzahl von Nachweisen. Es prallen 27 Auslegungen auf grenzüberschreitende Geschäftsmodelle. Harmonisierung heißt: gleiche Unterlagenlisten, identische Datenfelder (Steuer-ID usw.) und verbindliche Entscheidungsfristen. Das spart Tage und Gebühren genau dort, wo niemand eine Rechtsabteilung hat.
Was hat der Binnenmarkt vom verschärften Geldwäschegesetz?
Effizientere Bürokratie. Wenn Regeln und Aufsicht wirklich zusammenlaufen, steigen Trefferqualität und Austauschfähigkeit. Risikoquellen lassen sich früher erkennen und besser priorisieren. Der Nutzen kippt, wenn Mitgliedstaaten übererfüllen oder uneinheitlich prüfen. Dann steigen Kosten und Durchlaufzeiten, vor allem für kleine Unternehmen. Der Binnenmarkt profitiert nur messbar, wenn Bearbeitungszeiten kürzer werden und grenzüberschreitende Fälle gleich und im engen Austausch behandelt werden. Nur so erreichen wir höhere Standards in der gemeinsamen Mission, einen sicheren Finanzmarkt zu führen.
Immer mehr Unternehmen setzen auf integriertes Finanzmanagement. Wie wichtig sind also verlässliche europäische Finanzdienstleister?
Vertrauen ist das A und O. Wer Löhne, Steuern und Lieferanten pünktlich bedienen muss, braucht Planbarkeit: klare Fristen für Kontoeröffnung und Prüfungen, stabile Zahlungsabwicklung, transparente Entscheidungen. Europäische Finanzdienstleister unterliegen GDPR, DORA oder PSD2 (bald PSD3). Das ist ein guter Rahmen, zählbar wird Vertrauen aber erst durch belastbare Systeme, saubere Datenwege und nachvollziehbare Entscheidungen, auch bei ausgelagerten Diensten.
Wie machen Fintechs sich in den nächsten drei Jahren wasserfest?
Alles wird schneller, auch das Risiko. Wasserfest und Sicherheitsgarant werden wir insbesondere durch vier Bausteine:
- Betrugsabwehr in Echtzeit inkl. Name/IBAN-Abgleich und laufender Mustererkennung;
- hohe Datenqualität über den gesamten Kunden-Lifecycle;
- Compliance als dauerhafter Prozess mit Verantwortlichen, Fristen und Messwerten;
- Vorsorge und Tests für Ausfälle in der Lieferkette.
Das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden ist der Kern. Ob Fintech oder Bank, wer diese Bausteine nicht sicherstellt, verliert den Wettbewerb.
Weitere Informationen unter holvi.com
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