Sie ist leidenschaftliche Sängerin und ihr Herz schlägt für ihr Metier. Stefanie Heinzmann erzählt «Fokus» im Interview ihre ganz eigene Geschichte und spricht über ihre besondere Verbindung zur Musik.
Stefanie Heinzmann, Sie sind nun bereits seit knapp 13 Jahren im Musikgeschäft und haben sich einen Namen gemacht. Wie kamen Sie dazu, Sängerin zu werden?
Für mich war das nie ein richtiger Plan. Als Jugendliche habe ich praktisch den ganzen Tag gesungen und hatte mit 16 Jahren bereits meine eigene Band. Somit bestand mein Leben aus Musik. Für mich war dies jedoch eher eine Leidenschaft, ein Hobby. Mit 18 Jahren hatte mein Bruder die Idee, ich solle an dem deutschen Casting-Wettbewerb teilnehmen, welcher damals im Rahmen von Stefan Raabs Fernsehshow «TV Total» ausgestrahlt wurde. Diesen gewann ich dann auch unerwartet. Für mich ist das alles ein riesengrosser Glücksfall und ein wundervolles Geschenk.
Was bedeutet Ihnen die Musik konkret?
Musik ist für mich ein unglaublich wichtiges Ventil, welches Menschen verbindet. Was uns alle untereinander vernetzt, sind unsere Gefühle. Jede und jeder kennt die ganze Bandbreite: von Freude bis Frust. In der Musik kann man das wunderschön ausleben und teilen. Ich habe die Chance, als Sängerin meine Gefühle in die Lieder einzubringen und diese dadurch zu verarbeiten. Gleichzeitig habe ich aber auch die Möglichkeit, dem Publikum Musik zu schenken, mit welcher sie sich verstanden fühlen.
Bevor Sie auf die Bühne gehen: Was geht Ihnen durch den Kopf?
Das ist sehr unterschiedlich und kommt auf die Tagesform an. Manchmal habe ich einen stressigen Tag mit Interviews und Terminen hinter mir, stehe dann plötzlich vor der Bühne und denke: «Ach ja, stimmt, jetzt habe ich bald einen Auftritt.» Was jedoch extrem schön ist, egal wie meine Stimmung ist, sobald ich auf der Bühne stehe, bin ich voll und ganz präsent und der Moment ist für mich ein grosser Kraftschub. Ich habe es bereits erlebt, dass ich weinend die Bühne betrat und sie glücklich verliess. Bin ich vor einem Auftritt fokussiert, bin ich tatsächlich einfach nervös, gespannt und freue mich.
Ist es tatsächlich so, dass die Nervosität auch nach all den Jahren immer noch da ist?
Auf jeden Fall. Für mich ist das ein wichtiger Bestandteil, welcher das Ganze so wahnsinnig spannend und lebendig gestaltet. Ich kenne langjährige Musiker:innen, welche sagen: «An dem Tag, an dem ich vor einem Auftritt nicht mehr nervös bin, höre ich auf.» Das gehört ja auch dazu und ist eine gesunde Nervosität.
Welcher Ihrer Songs bedeutet Ihnen besonders viel und weshalb?
Alle meine Songs erzählen aus meinem Leben und bedeuten mir wahnsinnig viel. Vor den letzten drei Alben habe ich nur Songs von anderen gesungen, doch in den vergangenen sieben Jahren war es mir immer enorm wichtig, meine Gefühle zu teilen und in Songs einfliessen zu lassen. Mehrere Lieder sind beispielsweise meiner besten Freundin gewidmet, andere meiner Familie oder meinem Freund. Jeder Song spiegelt eine andere Facette meines Lebens wider. Einer bedeutet mir tatsächlich sehr viel, und zwar ist es das Lied «All We Need Is Love». Dieses fasst vieles zusammen, worum es mir im Eigentlichen geht: um Liebe.
Sie sind zudem auch Teilnehmerin bei «Sing meinen Song 2021». Was bedeutet Ihnen die Sendung?
Diese Sendung ist eines der besten Musikformate, die es gibt. Die Person, welche diese Idee hatte, hat meiner Meinung nach einen Preis verdient. Zum einen ist es als Publikum sehr spannend, all die Künstler:innen mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Zum anderen ist es als Teilnehmende unglaublich toll, da man die Chance hat, schöne Gespräche zu führen und herausgefordert zu werden, weil man Songs performt, welche man sonst im Leben nie singen würde. Mit neun Jahren besuchte ich mein erstes Konzert, und zwar das von DJ Bobo. Jetzt sitze ich hier und er singt einen Song von mir. Das ist doch einfach genial und es ist so schön, dies erleben zu dürfen! Oftmals, als ich auf diesem Sofa sass, dachte ich mir, wie einmalig diese Erfahrung ist und wie dankbar ich bin, hier dabei zu sein.
Sie stehen immer wieder mit Ihrem langjährigen Kollegen Ephraim Salzmann auf der Bühne und auch bei «Sing meinen Song 2021» haben Sie zusammen performt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Ephraim war zu der Zeit, als wir uns trafen, ein Kollege meines Musiklehrers und hat die Band Big Fisch gegründet. Damals 16 Jahre alt, fragte mich mein Lehrer, ob ich bei diesem Projekt mitmachen wolle. So fand ich in die Band hinein, lernte bei den ersten Proben Ephraim kennen und habe ihn seither nicht mehr losgelassen (lacht).
Im Lockdown kreierten Sie Ihr neues Album «Labyrinth». Was ist bei diesem anders?
So ziemlich alles. Der Sound hat sich ganz neu entwickelt. Normalerweise wäre ich während dem Lockdown auf Festivaltour gewesen und für mich war das letzte Album «All We Need Is Love» noch nicht abgeschlossen. Da dies jedoch abgesagt wurde, dachte ich, wir könnten ins Studio gehen und ein wenig neue Songs schreiben, einfach zum Zeitvertreib. Das war so fresh! Normalerweise nimmt die Planung eines neuen Albums viel Zeit in Anspruch. An «Labyrinth» arbeitete ich von Tag zu Tag mit dem, was gerade vorhanden war. Ohne die Zwangspause vom Lockdown wäre dieses Album niemals entstanden. Das macht es für mich sehr ungezwungen und spontan. Ich hätte nie gedacht, dass ich ein solch elektronisches Album kreiere. Tatsächlich wurde es so, da es aus mir heraussprudelte und ich konnte es nicht aufhalten (lacht).
Geplant ist eine Tour im Jahr 2022. Wie wird diese ablaufen und was ist Ihnen bei dieser besonders wichtig?
Nach so langer Zeit ohne Auftritte freue ich mich auf die kommende Tour. Diese ist für mich ein wichtiger Lichtblick. Bald habe ich eine Probe mit meiner Band, da wir geplante Festivalshows vorbereiten wollen. Ich habe die Gruppe bereits seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. Das macht mich wahnsinnig! Uns allen fehlt das Spielen und Teilen der Musik extrem. Ich möchte endlich wieder auf die Bühne und Musik machen!
In Ihrem Leben gab es auch Schattenseiten. Mit 17 Jahren wiesen Sie sich selbst in die Psychiatrie ein. Können Sie Näheres von diesem Ereignis berichten?
Dies war ein wichtiger Teil meines Lebens und eine Phase, in der es mir nicht gut ging. Ich hatte einen Bandscheibenvorfall und war zu dieser Zeit wahnsinnig überfordert. In dieser Situation brauchte ich einfach Hilfe und traf die Entscheidung, in eine Klinik zu gehen, aus dem Bauch heraus. Das Wichtigste, was ich daraus mitnahm, war, dass es in Ordnung ist, wenn es einem nicht gut geht. Man darf um Hilfe bitten und diese ist auch da. Viele schämen sich, dies zu tun und das verstehe ich einfach nicht. Denn ein solcher Zustand muss nicht so bleiben!
Was ist auf der anderen Seite das schönste Erlebnis, welches Sie in Ihrem Leben bisher geniessen durften?
Ich kann sagen, dass ich im Allgemeinen ein schönes Leben habe mit einer Handvoll tollen Freunden und einer Familie, welche mein Dasein bereichert. Deshalb kann ich kein schönstes Erlebnis nennen, da mein ganzes Leben von wunderschönen Momenten beschenkt ist. Bereits ein erfolgreicher Tag ist für mich etwas sehr Wertvolles.
Eine Berühmtheit zu sein, macht ein Privatleben nicht einfach. Wie finden Sie die Balance zwischen privat und öffentlich?
Dabei hilft es mir unglaublich, dass ich im Wallis wohne. Ich wuchs hier auf, habe meine Familie und Freunde an diesem Ort und dies hat sich nie gross geändert. Da schaffe ich mir einen Raum, an dem ich einfach Stefanie und keine Sängerin bin.
Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung, wenn Sie mal eine freie Minute haben und wo befindet sich Ihr Rückzugsort?
Ich bin wahnsinnig gerne zu Hause oder hänge mit meiner besten Freundin ab. Mir ihr und ihren zwei Töchtern verbringe ich unglaublich gerne Zeit. Dann gibt es für mich nur diesen Moment und schätze ihn enorm.
Wenn Sie sich beschreiben müssten, wie würden Sie das tun? Was macht Sie aus?
Ich bin ein sehr sensibler und emotionaler Mensch. Auch bin ich sehr ehrlich, was meine Gefühle betrifft. Zudem lache ich viel und geniesse das Leben gerne. Ebenfalls bin ich sehr offen und liebe Ehrlichkeit. Egal wie bunt oder grau, wenn Menschen so sind, wie sie sind, bereitet mir das Freude. Ich träume von einer bunten Welt, in der alle sich selbst sind.
Welche Message möchten Sie der Welt gerne vermitteln?
Ich wünsche mir für Menschen, egal was sie erlebt haben, woher sie kommen oder wie sie aussehen, dass sie ihre individuellen Persönlichkeiten ausleben dürfen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Ausserdem brauchen wir mehr Liebe! Alles löst sich mit Liebe.
Interview Vanessa Bulliard Bild Maximilian König
Entweder-oder
Rock oder klassische Musik?
Das ist schwer. Rock, wenn ich gut gelaunt bin und klassische Musik, wenn ich Entspannung suche.
Süsses oder Salziges?
Was für einen Sinn hat ein Dessert ohne Salziges vorher?
Sport oder Chillen?
Beides, denn nur Sport machen ist anstrengend und nur Chillen ist total faul (lacht).
Piano oder Gitarre?
Ich würde extrem gerne Gitarre lernen, Piano jedoch auch.
Buch oder Film?
Ich lese wahnsinnig gerne, daher eher das Buch. Netflix-Abende sind zwar entspannend, jedoch schaue ich nie alleine Filme, sondern nur mit anderen zusammen.
Bier oder Wein?
Keines von beiden. Ich trinke tatsächlich
keinen Alkohol.
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