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Deutschland Innovation Mobilität

6 Trends zum Auto der Zukunft

31.10.2022
von Rüdiger Schmidt-Sodingen

Der Nachbar, der leise mit dem E-Auto um die Ecke kommt, war erst der Anfang. Der Kampf um günstige E-Autos beschäftigt nicht nur die Autobauer. Das »liebste Kind der Deutschen« befindet sich in einem nie dagewesenen Transformationsprozess.

Das Auto als Statussymbol hat ausgedient

Im »Trenddossier zum Kontext Design und Elektromobilität« formulierte der Rat für Formgebung zusammen mit dem Zukunftsinstitut bereits 2012: »Dass das Auto Ausdruck eines Lebensgefühls ist, empfinden heute gerade einmal noch drei von zehn Personen. Noch geringer fällt der Anteil jener Statuskonsumenten aus, die mit ihrem Auto auffallen und sich von anderen abheben wollen (9 Prozent). […] Wenn es um die Wahl des Fortbewegungsmittels geht, zielt die Entscheidung künftig auf die Reduktion von Komplexität im Alltag statt auf Status, Prestige und Distinktion.«

Der Zukunftsforscher Mick Morrison legte im Interview mit zukunftsinstitut.de nun nach und sagte: »Im Grunde wandelt sich das Auto zu einem fahrenden Teil des Internets: ein erweiterter Wohn- und Lebensraum, dessen Innenraum-Oberflächen als Informationsquelle dienen. Wir werden eine Transformation des Autos zu einem persönlicheren, sozialeren Ort erleben.«

Wasserstoff gehört die Zukunft

Gegenüber dem Nachrichtendienst Bloomberg gab sich BMW-Chef Oliver Zipse überzeugt, dass Wasserstoff wichtiger werde – und hob sich mit diesen Äußerungen deutlich von der Konkurrenz ab: »Nach dem Elektroauto, das seit etwa zehn Jahren auf dem Vormarsch ist und sich schnell verbreitet, wird der nächste Trend Wasserstoff sein. Wenn die Technologie skalierbarer ist, wird Wasserstoff das Hippste sein, was man fahren kann.« So plant Zipse noch in diesem Jahr die Produktion des BMW iX5 in Kleinserie mit Brennstoffzellen-Antrieb. Zipse kommt damit auch diversen Lkw-Bauern entgegen, die ebenfalls überzeugte H2-Fans sind und teilweise mit eigenen Infrastrukturen die Nutzung ihrer Lkws massiv unterstützen.

Kostendruck bei E-Autos steigt

Die Vollbremsung des Toyota-Konzerns bei seiner Elektro-Strategie fußt offensichtlich auf der Erkenntnis, dass E-Autos kostengünstiger hergestellt werden müssen – und vor allem auch leichtere Akkus und ein besseres Wärmemanagement besitzen sollten. Auto Motor und Sport kommentierte die neu eingesetzte Business-Revolution-Gruppe bei Toyota mit den Worten: »Batterien sind offenbar zu groß und zu schwer, die Produktion zu teuer – Tesla kann das alles besser und billiger. Das kann und will Toyota nicht auf sich sitzen lassen.« Vor allem Dienstleister und Mittelständler, die sich mit neuen Batterien und Speichersystemen beschäftigen, dürften in den kommenden Jahren einiges zu tun bekommen. 

Es werden weniger Autos benötigt

In einem Gastbeitrag für klimareporter.de skizzierte der Umweltaktivist Timo Pfaff die »autoarme Innenstadt«. Das bedeute, »unnötige und sinnlose Individualmobilität, die Schäden für andere, für Umwelt und Klima nach sich zieht, zu minimieren oder abzuschaffen.« Ein Auto sei nur noch nötig, um Menschen mit Handicap oder ohne ÖPNV-Anbindung ans Ziel zu bringen, kritische Infrastrukturen zu versorgen oder lebensrettende Einsätze zu ermöglichen. Inwieweit diese Forderung die Möglichkeiten klug geplanter E-Auto-Routen oder auch Carsharing-Modelle unterschätzt, dürften ebenfalls die nächsten Jahre zeigen. 

Zurück zum Spritler? Niemals!

Im Auftrag des ADAC fragte infas quo nach der Wechselbereitschaft der deutschen Autofahrer:innen binnen der nächsten drei Jahre. Mehr als die Hälfte der derzeitigen Verbrenner-Fahrer:innen will auf ein Hybrid- oder E-Auto umsteigen. Bei denjenigen, die bereits einen Hybrid fahren, wollen 35 Prozent auf vollelektrisch umschwenken. Zurück zum Verbrenner wollen lediglich 8 Prozent. Weg vom E-Auto, das sie bereits fahren, wollen 83 Prozent der befragten Personen nicht mehr. Nur 13 Prozent denken über einen Wechsel zum Hybrid nach – und nur 4 Prozent wollen wieder einen Verbrenner. Für die Autobauer bedeutet die Umfrage, dass sie mittelfristig einen Mix aus Hybrid- und E-Autos anbieten müssen. Offensichtlich, auch das macht die Umfrage deutlich, geht es beim Autogebrauch zunehmend um umweltpolitische Aspekte und Überzeugungen.

Auf den Aufgaben-Mix kommt es an

Weg von kurzfristigen Hypes, hin zu längerfristigen Entwicklungen, die jedem einzelnen Menschen neue Mobilitätschancen eröffnen. Immer häufiger tauchen in der Städteplanung und in Forscherteams Fragen auf, wie neue E-Autos und ein verbesserter Nahverkehr konkret auch Gruppen wie Schüler:innen, Studierende und Rentner:innen besser unterstützen können. »Wir müssen die Weiterentwicklung von Fahrzeugen, Verkehrssystemen und Technologien viel stärker von der Lösung konkreter Probleme und Aufgaben her angehen und weniger von der Weiterentwicklung bestehender Techniken«, sagt denn auch Sebastian Stegmüller vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Bedeutet: Jeder Mensch sollte sich über seine Mobilitätswünsche im Klaren sein und diese formulieren dürfen. Sätze wie »Dann muss ich eben zu Hause bleiben« sollten sich in einer umweltbewussten, serviceorientierten und technisch trotzdem aufrüstenden Mobilität auflösen dürfen.

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