Während der Corona-bedingten Marktverwerfungen trocknete die Liquidität einzelner Obligationen aus. Im Gegensatz dazu boten börsengehandelte Indexfonds (ETFs) die gewünschte Handelbarkeit – und erfreuen sich daher einer weiter steigenden Nachfrage.
Im Juli 2020 feierten Bond-ETFs ihren 18. Geburtstag. Passend dazu bestanden sie eine Reifeprüfung, die ihresgleichen sucht. Denn während der extremen Marktverwerfungen angesichts der Coronakrise bewährten sie sich erneut und boten hohe Liquidität, kontinuierliche Preistransparenz und niedrige Transaktionskosten. Dies brachte einen positiven Wendepunkt, was die Nutzung unter Anlegern betrifft.
Erhöhte Aktivität in der Coronakrise
Während der Coronakrise wurde deutlich, dass der ausserbörsliche Bondmarkt nach wie vor tendenziell undurchsichtig und fragmentiert ist – trotz Verbesserungen in den vergangenen Jahren. Daher vertrauten Anleger mehr denn je auf börsengehandelte Indexfonds. So belief sich das Handelsvolumen in Bond-ETFs der BlackRock-Marke iShares – die gemäss der europäischen Fondsrichtlinie UCITS aufgelegt sind – während der besonders turbulenten Börsenphase zwischen dem 21. Februar und 20. März 2020 pro Woche auf durchschnittlich 17,5 Milliarden US-Dollar. Das war mehr als doppelt so viel wie der Wochenschnitt im Jahr 2019 (7,8 Milliarden US-Dollar).1
ETFs machen es einfach, Portfolios anzupassen und abzusichern sowie Risiken zu managen – bei Obligationen ebenso wie bei Aktien.
Gleichzeitig stieg der ETF-Anteil am gesamten Bond-Handel, sowohl im Investmentgrade- als auch im Hochzinsbereich.2 Beispielhaft dafür steht ein börsengehandelter Indexfonds auf US-Dollar-Unternehmenspapiere mit Investmentgrade-Ratings, der in den USA registriert und gelistet ist. Dieser erreichte in der Woche vom 9. März einen Anteil von 14,4 Prozent am gesamten Handel mit Investmentgrade-Papieren in den USA, während es im Vorjahr durchschnittlich nur 5,3 Prozent gewesen sind. Damit setzte sich während der Coronakrise eine Entwicklung fort, die bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen war: Nachdem ETFs ursprünglich vor allem im Aktienbereich zum Einsatz kamen, sind sie inzwischen auch bei Obligationen zunehmend das Mittel der Wahl.
Reibungsloser Handel auch unter Marktstress
Der Grund für das verstärkte Interesse: ETFs machen es einfach, Portfolios anzupassen und abzusichern sowie Risiken zu managen – bei Obligationen ebenso wie bei Aktien. Dies liegt nicht zuletzt an der Liquidität, die sie bieten – auch unter extremen Marktbedingungen. Obwohl beispielsweise Hochzinsbonds aus Schwellenländern während der Coronakrise zeitweise vom Handel ausgesetzt waren, konnten Anleger entsprechende ETFs weiterhin handeln. Damit bestätigte sich, was sich bereits in früheren volatilen Marktphasen gezeigt hatte – beispielsweise während der Kreditkrise 2008, der europäischen Staatsschuldenkrise 2010, der Bonitätsherabstufung von US-Staatsobligationen im Jahr 2011 oder im Zuge des Ölpreisverfalls 2014. Denn während Transaktionen bei einzelnen Obligationen in erster Linie ausserbörslich ablaufen, werden Bond-ETFs an Börsen gehandelt – und zwar sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt. Auf diese Weise bieten sie eine zusätzliche Liquiditätsschicht, die Anlegern zugutekommt und sie handlungsfähig bleiben lässt.
Genauere Preisfindung als bei Einzelemissionen
Zudem funktioniert die Preisfindung vielfach besser als bei einzelnen Emissionen, denn ETFs können mehr Echtzeit-Informationen berücksichtigen. Grund dafür ist, dass sie regelmässig gehandelt werden – vor allem in volatilen Märkten, wenn die Aktivität wie gezeigt weiter zunimmt. Ausdruck der genaueren Preisfindung ist auch, dass die fortlaufend aktualisierten Preise von Bond-ETFs während der Corona-bedingten Marktverwerfungen mitunter von den nur einmal täglich berechneten Nettoinventarwerten (NAVs) der Fonds abwichen. Letztere reflektieren die Kurse der Einzelemissionen im Portfolio, von denen ein grosser Teil nicht täglich gehandelt wird. Daher nutzen viele Quellen Schätzpreise, welche die Ausweitungen in den Geld-Brief-Spannen nicht berücksichtigen. In die fortlaufend aktualisierten ETF-Preise sind diese Ausweitungen dagegen einkalkuliert, und verschiedene Market Maker sorgen für einen reibungslosen Handel.
Dies verdeutlicht, wie ETFs die Bondmärkte modernisieren – indem sie die Transparenz erhöhen, die Liquidität verbessern und die Handelskosten reduzieren. Damit bieten sie Anlegern die Möglichkeit, Komplexität zu verringern und Portfoliokonstruktion sowie Risikomanagement zu rationalisieren.
Wachstum auf zwei Billionen US-Dollar bis 2024
Diese positiven Eigenschaften bewirken eine steigende Nachfrage. Ende Juni 2020 belief sich das weltweit verwaltete Vermögen in Bond-ETFs auf 1,3 Billionen US-Dollar – ein Rekordwert. Der Zuwachs in der ersten Jahreshälfte 2020 entfiel zum Grossteil (84 Prozent) auf Zuflüsse, der Rest auf positive Kurseffekte.3 BlackRock weiss von weltweit mehr als 60 Pensionsfonds, Versicherern und Asset Managern, die während der Coronakrise erstmals iShares Bond-ETFs einsetzten und dort insgesamt mehr als zehn Milliarden US-Dollar investierten.4
Die nächste Wachstumsstufe dürfte davon getrieben werden, dass Vermögensverwalter und andere Anleger die Vielseitigkeit von Bond-ETFs vollumfänglich erkennen und weitere Ansatzmöglichkeiten finden: sei es, um laufende Erträge zu erzielen, um Vergleichsindizes zu übertreffen oder um komplexe Portfoliostrategien umzusetzen. Angesichts der anhaltend hohen Dynamik geht BlackRock davon aus, dass der Markt für Bond-ETFs bis 2024 auf zwei Billionen US-Dollar anwachsen dürfte.5
Text Ed Gordon
Quellen: 1Bloomberg; Stand 20. März 2020, 2ebenda, 3BlackRock 2020: Pressemitteilung: Bond-ETFs erzielen Rekord-Wachstum – Einsatz bei institutionellen Investoren steigt; 16. Juli 2020, 4BlackRock, Stand 30. Juni 2020. Die Schätzung beruht auf Kundenkontakten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, 5BlackRock 2020: Pressemitteilung: Bond-ETFs erzielen Rekord-Wachstum – Einsatz bei institutionellen Investoren steigt, 16. Juli 2020.
Schreibe einen Kommentar