nahaufnahme einer automatisierten handelssystemschnittstelle,   rolle  ki im monen investmentgeschäft hervorhebt business analyst,  ki-generierte risikomanagementberichte auf einem computer überprüft  dabei proaktive finanzstrategien betont. symbolbild ki im risikomanagement
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No Risk, No Fun? Mensch und KI im Risikomanagement

19.09.2025
von SMA

Risiken sind der Pulsschlag der Finanzwelt. Ohne sie gäbe es keine Rendite – doch unkontrolliert können sie Unternehmen gefährden. In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten, volatiler Märkte und neuer Cyberbedrohungen wächst der Druck, Risiken schneller zu erkennen und besser zu steuern. Künstliche Intelligenz verspricht genau das. Doch die Frage bleibt: Wo brilliert die Maschine und wo ist der Mensch im Risikomanagement unersetzlich?

Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in die Risikoteams von Banken, Versicherern und Asset-Managern gehalten. Sie hilft, Gefahren schneller zu erkennen und fundierter zu bewerten. Typische Einsatzgebiete sind:

Kreditrisiken

KI-Modelle analysieren große Datenmengen und beurteilen Ausfallrisiken präziser als traditionelle Verfahren. Auch alternative Datenquellen – etwa Mobilitäts- oder Zahlungsdaten – können in die Bewertung einfließen.

Marktrisiken

KI-Systeme durchkämmen Finanzindikatoren, Kursbewegungen und Nachrichten in Echtzeit, um drohende Preisvolatilitäten oder Liquiditätsengpässe früh zu erkennen.

Betrugserkennung

Algorithmen melden verdächtige Transaktionen, bevor Schaden entsteht – etwa ungewöhnliche Kreditkartenkäufe, die in Sekunden erkannt und blockiert werden.

Operationelle Risiken

KI spürt Muster in IT-Systemen auf, die auf Sicherheitslücken oder potenzielle Cyberangriffe hindeuten und überwacht Prozesse auf Abweichungen, die menschlichen Teams verborgen bleiben könnten.
Das Risikomanagement wird dadurch schneller und vorausschauender. KI erkennt Risiken oft, bevor sie entstehen und verschafft Unternehmen wertvolle Zeit, Gegenmaßnahmen einzuleiten, bevor aus Warnsignalen Krisen werden.

Was KI besser kann

KI-Systeme punkten dort, wo menschliche Analyst:innen an Grenzen stoßen. Sie durchforsten in Sekunden riesige Datenmengen und erkennen Korrelationen, die Menschen übersehen würden – und das rund um die Uhr. Zudem kennen sie keine Müdigkeit und keine Emotionen, sondern bewerten Risiken streng nach denselben Kriterien. Analysen bleiben dadurch konsistent und objektiv, vorausgesetzt, die Datenbasis stimmt. Ein weiterer Vorteil ist die Fähigkeit, innerhalb weniger Minuten Tausende Stressszenarien durchzuspielen, von geopolitischen Schocks bis zu plötzlichen Marktcrashs. Diese Stärken machen viele Abläufe effizienter und robuster. In einem zunehmend datengetriebenen Finanzsystem ist KI aus dem modernen Risikomanagement kaum noch wegzudenken.

Was der Mensch besser kann

Trotz aller Rechenpower bleibt der Mensch unverzichtbar. Erfahrene Risikomanager:innen spüren instinktiv, wenn etwas nicht stimmt, ein Bauchgefühl, das auf Erfahrung und Kontextwissen basiert und von keinem Algorithmus simuliert werden kann. Hinzu kommt die Fähigkeit, die Geschichte hinter den Zahlen zu verstehen und Faktoren wie politische Stimmungen, kulturelle Dynamiken oder ethische Implikationen zu berücksichtigen. Vor allem aber können nur Menschen moralische Abwägungen treffen. Eine KI kennt weder Verantwortung noch Zweifel. Die letzte Entscheidung muss daher immer beim Menschen liegen. Risiken sind nicht nur mathematische Größen, sondern auch gesellschaftliche und psychologische Phänomene. Sie erfordern Fingerspitzengefühl und Verantwortung, die allein menschlich bleiben.

Teamwork von Mensch und Maschine

Die Zukunft gehört dem Team aus Mensch und Maschine: Stichwort Augmented Intelligence. Dabei geht es nicht um Ersetzung, sondern um Unterstützung. Die Maschine übernimmt die Analyse von Massendaten, filtert Auffälligkeiten und liefert Prognosen. Der Mensch wiederum interpretiert die Ergebnisse, stellt kritische Fragen und trifft die Entscheidung.

Ein Beispiel: KI identifiziert verdächtige Transaktionen und markiert diese automatisch. Risikomanager:innen prüfen anschließend die auffälligen Fälle, ordnen sie ein und entscheiden über Konsequenzen.

Dieses Zusammenspiel erhöht die Qualität von Entscheidungen erheblich. KI bringt Geschwindigkeit und Präzision, der Mensch Kontext und Urteilskraft. Die besten Strategien kombinieren das Beste aus beiden Welten: Die Maschine erledigt den Fleißjob, der Mensch behält die Kontrolle.

Chancen und Grenzen von KI

KI kann Prozesse effizienter machen, Risiken früher sichtbar machen und Teams von Routinetätigkeiten entlasten. Damit gewinnen Risikomanager:innen Zeit für strategische Aufgaben und für den Dialog mit Stakeholdern. Auch regulatorische Anforderungen lassen sich mit KI-Unterstützung schneller und genauer erfüllen.

Die Systeme sind allerdings nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert wurden. Verzerrte oder fehlerhafte Daten führen zu falschen Analysen. Hinzu kommt das Risiko von Cyberangriffen auf die Systeme selbst. Und nicht zuletzt: Wenn Menschen sich blind auf automatisierte Ergebnisse verlassen, droht das Verkümmern der eigenen Urteilskraft.

Am Ende gilt: Weder Mensch noch Maschine können Risiken allein beherrschen. Die KI erkennt Muster, der Mensch versteht das große Ganze. Gemeinsam bilden sie ein Tandem, das Risiken nicht nur managt, sondern häufig auch antizipiert. No Risk, no Fun? Im Finanzsektor heißt das eher: No Risk, no Future. Denn Spaß macht Risikomanagement erst dann, wenn es gelingt, die Intelligenz von Mensch und Maschine so zu kombinieren, dass daraus ein Wettbewerbsvorteil wird.

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