Smart Home wird über Tablet bedient. Symbolbild vernetztes Zuhause
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Smart Home Innovation Wohnen

Was man über das vernetzte Zuhause wissen sollte

09.02.2020
von Antonia Vogler

Smart Homes – Viele haben eher vage Vorstellungen von der technischen Innovation. Es ist jedoch ein Spezialgebiet von Dr. Andrew Paice, der an der Hochschule Luzern, am iHomeLab, forscht. Er klärt über das Wichtigste auf: Popularität, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Zukunftsvisionen des vernetzten Zuhauses.

Dass das Konzept Smart Home bei den Schweizer:innen noch nicht so geläufig ist, liegt an der spärlichen Verbreitung des smarten Wohnens hierzulande. Dr. Andrew Paice führt aus: «Es ist natürlich einfacher, Smart-Home-Technologien in Neubauten einzubauen als in bestehenden Gebäuden. Auch wenn die Wohneigentumsquote in der Schweiz angestiegen ist, lebt noch immer die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer in einer Mietwohnung. Leider sind Vermieter oft weniger motiviert, smarte Technologien in ihren Mietwohnungen einzubauen.»

Das Potenzial ist da

Trotzdem sieht die Zukunft gemäss Dr. Paice rosig aus, denn das Potenzial der Smart Homes sei gross. Gerade bei Neubauten von Wohnsiedlungen sind Investoren stark am Einbau von Smart-Home-Technologien interessiert. Denn in diesen Fällen sind die Kosten für die entsprechenden Installationen im Vergleich zur Gesamtinvestition recht tief. Der Einbau der smarten Technologien erweist sich somit als lohnenswert, denn tendenziell bevorzugen Wohnungsinteressent:innen Wohngelegenheiten mit eingebauten Smart-Home-Technologien.

Was sind Smart Homes?

Smart Home ist ein Überbegriff für verschiedene, smarte Anwendungen, die im Eigenheim eingebaut werden können. Zum Beispiel: Licht, das automatisch angeht, wenn ein Raum betreten wird. Oder Jalousien, die sich öffnen und schliessen, je nach Lichteinwirkung. Heizung, Lüftung und Beleuchtung können, falls erwünscht, per App reguliert werden. Besonders praktisch: Die Geräte lassen sich aus der Ferne aktivieren, zum Beispiel wenn die Bewohner:innen in den Ferien sind.

Nachhaltig oder nicht?

Smart Homes bieten einige Vorteile – so sollen bis zu 50 000 Handgriffe pro Jahr eingespart werden. Ein weiterer Bonus ist die Nachhaltigkeit, denn Smart Homes haben das Potenzial, energiesparendes Wohnen zu fördern: «Sie können Bewohner zum Beispiel darauf aufmerksam machen, dass es bald regnen wird und die Fenster geschlossen werden sollten. Auch bei Gebäuden mit einer Photovoltaik-Anlage können Smart-Home-Technologien helfen: Beispielsweise wenn die Waschmaschine dann läuft, wenn dank Sonnenschein gerade viel Energie gewonnen werden kann.»

Moderne Villa Außen mit Smart Home Icons. Fernbedienung mit mobilen App- und Technologiegeräten. Symbolbild Smart Homes mit Photovoltaik

Smart Homes können bei richtigem Umgang die Nachhaltigkeit erhöhen. Bild: iStock/onurdongel

Jedoch kommt der Nachhaltigkeitsbonus nur bei richtiger Anwendung zum Zug, räumt der Experte ein: «Wenn man ein Smart Home nur aus Annehmlichkeitsgründen einbaut, hat die Technologie leider keinen Einfluss auf das Energieverhalten der Bewohner:innen.»

Auf Nummer sicher im vernetzten Zuhause

Wer Sicherheitsbedenken hat, was mit den Mikrofon- und Videodaten passiert, ist damit nicht alleine. Dr. Paice bestätigt: «Die Sicherheit bei Smart-Home-Anwendungen ist ein grosses Thema. Wichtig ist, dass sich die Bewohner:innen mit dem Thema Datensicherheit befassen und wissen, was mit ihren Daten passiert.». Das iHomeLab arbeitet deswegen daran, dass die Datenverarbeitung lokal passiert und die Informationen nirgendwo hingehen. «Für mich sind die Vorteile eines Smart Homes auf jeden Fall grösser als mögliche Bedenken im Bereich der Sicherheit. Aber auch wenn ich mir persönlich wenig Sorgen mache: Wir müssen lernen, wie wir uns vor Hackerangriffen schützen können», führt Dr. Paice an und weist auf die Wichtigkeit hin, die typischen Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen und zum Beispiel Passwörter regelmässig zu ändern.

Gestern, heute, morgen

Der Forscher erinnert sich zurück, welche Zukunftserwartungen man vor zehn Jahren an Smart Homes hatte: «Wir glaubten damals, dass es eine allmächtige, zentrale Intelligenz geben werde, die je nach Stimmung eine automatische Lichtauswahl trifft, ohne unser Zutun Essen für den Kühlschrank nachbestellt und so weiter. Diese Vision ist nicht eingetreten, zumal die Installation und Konfiguration einer einzigen zentralen Lösung viel zu komplex wäre. Stattdessen gibt es heute viele partielle Lösungen, beispielsweise für die Beleuchtung, die Soundanlagen oder die Sicherheit.»

Als das Smartphone immer wichtiger wurde, war klar, dass Smart-Home-Anwendungen über Applikationen laufen müssen. Wenn Dr. Paice an die Zukunft denkt, so erwartet er eine vermehrte Wichtigkeit der Sprachsteuerung und Sensoren, welche auch Gesundheitsanwendungen mit sich bringen. Und dass die einzelnen Komponenten stärker zusammengeführt werden. Man kann also gespannt bleiben, welche Entwicklungen die Zukunft bereithält.

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