
Tiana Moser
Ständerätin Kanton Zürich, Präsidentin Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB
Wie es wohl wäre, wenn ich heute vor der Berufswahl stünde? Das frage ich mich immer wieder. Auch meine Kinder stehen in der Berufswahlphase. Es gibt so viele Möglichkeiten. Genau das kann aber auch eine Überforderung sein.
Nehmen wir mal die künstliche Intelligenz: Wer weiss, wie sich Berufe und Branchen durch sie entwickeln und verändern werden? Einerseits wird KI wohl einige Berufe überflüssig machen und verschwinden lassen, andererseits wird sie auch neue Jobprofile schaffen. Aber auch der Klimawandel: Wie wird er beeinflussen, wie wir leben? Auch die «grüne Transformation» beinhaltet sowohl Unberechenbarkeit als auch Potenzial.
Da muss ich zwangsläufig an das Zitat eines alten Griechen (Heraklit) denken: «Nichts ist so beständig wie der Wandel.» Das trifft heute mehr zu denn je: Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Das kann verunsichern – bringt aber auch viele Chancen mit sich.
Nichts ist so beständig wie der Wandel. – Tiana Moser
Denn im Wandel steckt auch immer die Möglichkeit, sich an der Veränderung zu beteiligen. In Bezug auf Bildung und Weiterbildung sprechen wir etwa von Future Skills und fragen uns, was in der Zukunft wohl wichtige Kompetenzen sein werden. Dabei ist für uns klar: Wir müssen nicht nur Fähigkeiten entwickeln, um uns den sich verändernden Umständen anzupassen, sondern auch solche um die Zukunft – und damit den Wandel – selbst in die Hand zu nehmen und aktiv mitzugestalten. Wir müssen also unserer Zeit immer ein wenig voraus sein.
Angesichts der sich rasch wandelnden (Arbeits-)Welt sind Bildung und Weiterbildung unglaublich wichtig. Wie sonst bleiben wir up do date und informiert? «Man lernt nie aus», haben schon unsere Eltern und Grosseltern gesagt. Sie konnten nicht ahnen, wie sehr es heute zutrifft. Wir sprechen vom lebenslangen Lernen. Also nichts mit auf den Lorbeeren (zum Beispiel dem Schulabschluss) ausruhen und «ernten, was wir gesät haben», sondern neugierig und aktiv bleiben – bis ins hohe Alter. Das ist die neue Normalität. Klingt anstrengend, ist aber sicher bereichernd.
Dass man eine Lehre macht und bis zur Pension auf demselben Beruf arbeitet, kann man sich 2025 schon fast nicht mehr vorstellen – und das ist auch gut so. Die Entscheidung für eine Lehre oder einen Beruf ist erst der Startpunkt eurer Karriere. Unser Bildungssystem ist so durchlässig, das Weiterbildungsangebot so breit und dynamisch, dass es danach Tausende von möglichen Wegen gibt.
Darum dürft ihr euch freuen: Euch steht die Welt offen. Ihr habt alle Möglichkeiten, die man sich vorstellen kann. Ihr könnt euch verwirklichen und weiterentwickeln. Wichtig ist es, einen Weg einzuschlagen. Welcher für euch richtig ist, entscheidet ihr selbst. Alles, was es von euch braucht, ist Offenheit, Neugierde und die Bereitschaft, etwas auszuprobieren und zu lernen. Ja, lernen – aber nicht wie «in der Schule lernen», sondern wie in «fürs Leben lernen».
Ich wünsche euch eine spannende Lernreise!
Text Tiana Moser, Ständerätin Kanton Zürich, Präsidentin Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB
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