Sehr geehrte Damen und Herren
Am 22. Oktober finden die Eidgenössischen Wahlen statt. Dann ist es wieder an uns Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, die Zusammensetzung unseres Parlaments zu bestimmen und unsere Wunschkandidatinnen und -kandidaten in den National- und Ständerat zu wählen.
Die diesjährigen Wahlen sind richtungsweisend, denn sie finden in einem ganz anderen Umfeld statt als die letzten eidgenössischen Wahlen im Jahr 2019. Das Klimathema erreichte damals mit aller Wucht die Mitte der Gesellschaft. Die Klimajugend und eine neue Frauenbewegung prägten den Zeitgeist. Wohlstand und Stabilität schafften eine progressive Grundstimmung. Vier Jahre später leben wir in einer anderen Welt: Der Ukrainekonflikt, die Nachwirkungen der Coronapandemie sowie der Preisanstieg schaffen Unsicherheiten und eine konservativere Stimmung. Der aktuelle Wahlbarometer unseres Forschungsinstituts Sotomo geht davon aus, dass die diesjährigen eidgenössischen Wahlen tendenziell wieder zu einem Rechtsrutsch führen werden.
Veränderung ja, aber kein Erdrutsch
Allerdings – grosse tektonische Verschiebungen in der Politiklandschaft, wie wir sie in den letzten Jahren im europäischen Ausland beobachten konnten, sind hierzulande kaum möglich. Denn das politische System der Schweiz führt zu Stabilität. Ausserdem haben die Krisen der letzten Jahre, die zum Beispiel in Deutschland und Italien zum Aufschwung der Rechten geführt haben, die Schweiz nur abgedämpft erfasst. Die Inflation blieb vergleichsweise tief. Im Vergleich mit Gesamteuropa läuft der schweizerische Wirtschaftsmotor noch immer relativ rund. Zu massiven Verwerfungen wird es hier nicht kommen.
Und doch: Es braucht nur geringe Verschiebungen zwischen den Parteien und es wird in vielfacher Hinsicht unseren Alltag und unser Leben in den kommenden Jahren prägen. Darum dürfen wir uns nicht davor scheuen, den mit den Wahlen einhergehenden Aufwand zu tätigen. Wer wälzt schon gerne Listen und vergleicht die Ansichten und Standpunkte unzähliger Kandidatinnen und Kandidaten. Gerade dieses Jahr, wo sich die Parteien mit einer unseligen Flut von Unterlisten zu übertrumpfen versuchen. Doch auch das Zusammenstellen eigener Listen ist Teil unserer Demokratie – und damit ein Privileg.
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen dieser Ausgabe von «Unsere Schweiz». Vertiefende Prognosen zu den diesjährigen Wahlen finden Sie in unserem Wahlbarometer auf sotomo.ch.
Herzlich, Michael Hermann
Text Michael Hermann, Politikwissenschaftler und Geschäftsführer Sotomo
Schreibe einen Kommentar