klimabewusst reisen
Editorial Schweiz Reisen

Klimabewusst Reisen erleben

03.07.2021
von SMA

Es ist Licht am Ende des Tunnels. Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne gewöhnen wir uns wieder an eine neue Normalität. Der Sommer tut sein Übriges. Wir wollen mit vollem Herzen die Natur, den Sport und das Zusammensein mit anderen Menschen geniessen. Auch ein altbekanntes Gefühl kehrt zurück: das Fernweh. Was bedeutet das für das Klima?

Stephen Neff, CEO myclimate

Stephen Neff, CEO myclimate

Das letzte Jahr hat viele Menschen in der Schweiz von einem Dilemma befreit. Die Abwägung zwischen einem klimabewusstem Reiseverhalten und dem Bedürfnis, die Welt zu entdecken, musste kaum getroffen werden. Nun stellt sich diese Frage der Gegensätze langsam wieder, zum Glück! Denn, Reisen ist ein hohes soziales und kulturelles Gut.

Die Schattenseite dieses Gutes ist seine Klimabelastung. Gerade in der Schweiz spielt für den persönlichen Klimafussabdruck das Reiseverhalten, und hier vor allem das Fliegen, eine nicht zu unterschätzende Rolle. 18 Prozent der individuellen CO2-Emissionen entfielen 2019 in der Schweiz auf das Fliegen, ein weltweiter Spitzenwert. Fliegen und Fernreisen werden wohl wieder eine wichtige Rolle spielen, auch aufgrund der veränderten Lebenssituation von Familien.

Hello again, Dilemma

Das beschriebene Dilemma ist also wieder da. Was ist zu tun? Vielleicht kann eine bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Reisewunsch das Dilemma entschärfen? Der Zeitpunkt ist gut, um sich wieder stärker mit den eigenen Wünschen, Erwartungen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Ein bewusstes Erlebnis auch beim Reisen beginnt mit Fragen: Was will ich erleben? Abenteuer und Sport? Kultur, Austausch und neue Bekanntschaften? Einsamkeit und Ruhe?

Viele dieser Bedürfnisse können auch von Destinationen in der Schweiz oder dem nahen Ausland erfüllt werden. So klingen Surfferien auf Sri Lanka toll. Zusammen mit Freunden den Golf von Biskaya in einem Campingbus und eigenen Boards zu erkunden, sorgt aber sicher auch für leuchtende Augen. Barcelona verspricht Shopping, Kultur, Strand, Restaurants und Bars – aber gibt es ähnliches Paket nicht auch im sommerlichen Lausanne? Die CO2-Emissionen durch An- und Abreise, aber auch vor Ort, lassen sich einfach berechnen und vergleichen. Eine solche Berechnung kann durchaus den Ausschlag für ein näher gelegenes Ziel geben.

18 Prozent der individuellen CO2-Emissionen entfielen 2019 in der Schweiz auf das Fliegen, ein weltweiter Spitzenwert. Stephen Neff, CEO myclimate

Bei der Reiseplanung spielen auch die Kosten und das soziale Umfeld eine grosse Rolle. Es hilft nicht, wenn Reiseziele zwar mit der Bahn erreichbar sind, das aber zu einem viel höheren Preis als mit dem Flieger. In der Schweiz ist das allerdings nicht der Fall. Auch kann es im eigenen Umfeld als langweilig gelten, Ferien vor der Haustür zu verbringen. Aber, ist es nicht je nach Alter und Einstellung sogar cool bzw. schön, tagsüber in der Verzasca zu baden und abends in Locarno zu feiern oder in einem Grotto fantastische regionale Küche zu geniessen? Auch der Yoga-Retreat im Appenzell kann im Vergleich zum Trip nach Indien Entspannung und neue Perspektiven vermitteln.

Unsere individuellen Bedürfnisse können dennoch ab und an auch zu weiter entfernten Orten führen. Hautnahes Erleben und Kennenlernen anderer Kulturen und scheinbar fremder Menschen haben gerade heute einen hohen kulturellen Wert. Auch dann hilft eine bewusste Auseinandersetzung, die dann zu längerer Aufenthaltsdauer vor Ort, einem Fokus auf regionale Produkte und zur Wahl von energieschonenden, landestypischen Unterkünften führt, eine Reise klimaschonender zu gestalten.

Verschiedene Angebote helfen, die eigenen Bedürfnisse und deren Konsequenzen für das Klima zusammenzubringen. Mit dem Programm «Shape your Trip» wollen wir bei myclimate zu einem durchdachten Planen eigener Reisen animieren und somit zum Klimaschutz beitragen, ohne dass dabei das eigentliche Reiseerlebnis zu kurz kommt.

Einstiegsdroge bewusstes Reisen

Der vergangene Sommer hat gezeigt, dass in einem Problem auch immer eine Chance liegt. Viele Reisepläne wurden durchkreuzt und in die Schweiz verlegt. Welche neuen und wunderschönen Perspektiven das eröffnet hat, lässt sich mit einer einfachen Suche zum Beispiel auf Instagram überprüfen. Unter den Hashtag #hierundhappy finden sich viel Motive, die Vorfreude auf Ferien in der Nähe wecken.

Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Reisen, die solche #hierundhappy-Erlebnisse zur Folge hat, wirkt wie eine «Einstiegsdroge». Bewusstes Handeln und das Suchen nach nachhaltigen Alternativen lassen sich leicht auf andere Bereiche übertragen. Das Leben bietet dann viel mehr Alternativen, es wird bunter und reicher, egal ob beim Reisen, Konsum oder Essen.

Text Stephen Neff, CEO myclimate

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Vorheriger Artikel Die Interessen des modernen Mannes – und die Sache mit der Vereinbarkeit
Nächster Artikel Wandern ist Wellness pur