Auch in der Immobilienwelt gilt: Der Wandel ist die einzige Konstante! Dabei werden vier Entwicklungen in unserer Branche gerade besonders intensiv diskutiert: Erstens haben globale Verwerfungen zu steigenden Material- und Baukosten geführt, zweitens hat sich im Wohnungsmarkt das Verhältnis von Angebot und Nachfrage derart verändert, dass wir einen Wohnungsmangel zu beklagen haben und drittens revolutioniert der Megatrend Digitalisierung gerade grosse Teile der Immobilienwelt.
Neue Anforderungen verändern die Immobilienbranche
Die vierte Veränderung wurde von neuen Anforderungen an die Branche ausgelöst und kann unter dem Titel Nachhaltigkeit zusammengefasst werden. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass von der Immobilienbranche ein substanzieller Beitrag an eine enkeltaugliche Zukunft erwartet wird: Sie muss die Bedürfnisse der Gegenwart so befriedigen, dass die Möglichkeiten folgender Generationen nicht eingeschränkt werden! Wir wissen jedoch, dass Veränderungen insbesondere dann nicht einfach umzusetzen sind, wenn sie mit einem Verzicht einhergehen. Das lässt sich gut mit dem weitverbreiteten NIMBY-Effekt (Not in my backyard) belegen: Veränderungen werden nur dann begrüsst, wenn sie andere betreffen. Sobald man selbst Einschränkungen in Kauf nehmen muss, nimmt man trotz grundsätzlicher Zustimmung eine ablehnende Haltung ein.
Bei allen vielversprechenden Aktivitäten für eine nachhaltige Immobilienwelt darf der Mensch auf keinen Fall vergessen werden. Dr. Roman H. Bolliger
Planer, Ersteller und Betreiber sind gefordert
Grundsätzlich sind natürlich alle Teilnehmer am Immobilienmarkt aufgefordert, einen Beitrag zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels zu leisten. Die Hebelwirkung ist jedoch nicht überall gleich gross. So können Planer, Ersteller und Betreiber einer Liegenschaft besonders viel zu einer nachhaltigen Immobilienwirtschaft beitragen. Im Laufe der Planung eines Immobilienprojekts können Wege gefunden werden, um möglichst wenig Ressourcen zu verbrauchen. Dass das nicht immer einfach ist, zeigt der Zielkonflikt zwischen Langlebigkeit und Flexibilität: Einerseits sollte eine Liegenschaft möglichst lange gebraucht werden und andererseits stellen die Nutzer immer höhere Anforderungen an deren Flexibilität. Beim Bau müssen Materialien verwendet werden, die möglichst umweltverträglich und kreislauftauglich sind. Das verursacht aber nicht selten Zielkonflikte bei der architektonischen Gestaltung, denn nicht immer sind die aktuellen architektonischen Trends vereinbar mit den Anforderungen der Nachhaltigkeit. Schlussendlich müssen auch die Betreiber von Immobilien nachhaltiger werden, indem sie ihre Prozesse und Technologien anpassen. An innovativen Ideen und Dienstleistungen dazu mangelt es nicht, wie ein Blick in die lebhafte Szene der PropTechs zeigt.
Bei allen vielversprechenden Aktivitäten für eine nachhaltige Immobilienwelt darf der Mensch auf keinen Fall vergessen werden. Trotz Hightech, intelligenten Prozessen und digitalen Tools muss der Mensch dazu bewegt werden, sich nachhaltig zu verhalten und sich im Sinne der Nachhaltigkeit zu engagieren. Es könnte durchaus sein, dass sich diese Aufgabe als die grösste Herausforderung auf dem Weg zu einer nachhaltigen Immobilienwelt erweisen wird.
Text Dr. Roman H. Bolliger, CEO Swiss Circle
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