
Yaël Meier
Bild: © Remo Neuhaus
«Wollen nicht arbeiten.» – So beginnt fast jedes Gespräch über die Gen Z.
Was folgt, ist eine vertraute Liste: «Verlieren sich im Digitalen.» – «Wissen nicht, was sie wollen.» – «Keine Loyalität.»
Selten wurde eine Generation so schnell beurteilt – und so selten wirklich verstanden – wie die Gen Z. Als jemand, die selbst Teil dieser Generation ist, kann ich sagen: Man gewöhnt sich daran, dass man ständig zwischen Projektion und Pauschalurteil pendelt. Mal sind wir die grosse Hoffnung, mal die grosse Enttäuschung. Aber was, wenn vieles von dem, was uns irritiert, eigentlich ziemlich konsequent ist?
Diese Generation ist mit Krisen gross geworden – global, politisch, psychologisch. Sie ist mit Algorithmen sozialisiert und im ständigen Vergleich aufgewachsen. Kein Wunder also, dass sie Arbeit anders denkt. Karriere nicht linear verfolgt. Und Marken oder Arbeitgeber:innen nicht blind vertraut, sondern prüft: Was passt zu mir? Was fühlt sich echt an? Wer meint es ernst?
Für Marketing bedeutet das: Reichweite allein reicht nicht. Aufmerksamkeit muss verdient werden – mit Relevanz, Haltung und Resonanz. Für Führung heisst es: Kontrolle verliert an Wirkung, Beziehung gewinnt an Bedeutung.
Diese Generation fragt nach dem Warum, bevor sie das Wie akzeptiert. Sie verlässt Strukturen, die andere noch bequem finden. Und sie bleibt dort, wo sie gehört und gebraucht wird – nicht dort, wo sie sich unterordnen soll.
Das kann anstrengend sein. Aber es ist auch eine riesige Chance. Denn wer heute führen, kommunizieren oder wachsen will, kommt an der Gen Z nicht vorbei. Nicht als Zielgruppe – sondern als neue Realität.
In Print erschien diese Beilage in einem Medium, das den Wandel selbst vollzieht: Die Printausgabe von 20 Minuten wird eingestellt, der Fokus liegt künftig zu 100 Prozent auf digital und social. Nicht, weil Print schlecht ist. Sondern weil Aufmerksamkeit sich verschiebt – und wer relevant bleiben will, muss mitgehen. Dasselbe gilt für Unternehmen: Was wir über die Gen Z sagen, sagt oft mehr über unsere Bereitschaft aus, uns zu verändern. Wer sie verstehen will, muss mit ihr sprechen. Nicht über sie. Und wer sie erreichen will, muss da sein, wo sie ist – nicht da, wo man sie gern hätte. Die Gen Z ist kein Problem. Sie ist der Reality-Check für alle, die Zukunft ernst nehmen.
Text Yaël Meier, Co-Founderin Zeam
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