Interview von Fatima Di Pane

Nicole Berchtold: «Ich hatte so eine schöne Kindheit»

Die Fernsehmoderatorin Nicole Berchtold spricht im Interview mit «Fokus Familie» über ihren Familienalltag und verrät, welche Herausforderung sie überrascht hat.

Nicole Berchtold, welche Rituale zelebrieren Sie in der Familie?

Rituale oder auch Traditionen sind mir seit jeher wichtig und gerade als Familie zelebrieren wir sie auch im Alltag: angefangen beim gemeinsamen Zmorgen-, Zmittag-, und Znacht-Essen, den Geburtstagsfeierlichkeiten, dem Abschiedskuss, bevor man aus der Tür geht, bis zum Guetnachtgschichtli. Solche Regelmässigkeiten geben Kindern Halt und Orientierung.

Wie hat die Coronazeit Ihr Familienleben beeinflusst?

Sie hat uns noch stärker zusammengeschweisst. Im Bewusstsein, wie bedrohlich die Situation für viele Mitmenschen gesundheitlich ist und war, konnten wir die zusätzliche Familienzeit für uns nutzen. Natürlich vermissen auch wir die sozialen Kontakte sowie die Leichtigkeit des öffentlichen Lebens, spüren die wirtschaftlich angespannte Lage und würden gerne wieder mal verreisen. Aufgrund der aktuellen Lage sind wir aber froh, dass wir uns überhaupt noch so frei bewegen können und bisher verschont geblieben sind.

Viele Freizeitbeschäftigungen waren aufgrund von Corona nicht möglich. Was haben Sie in dieser Zeit als Familie unternommen?

Wir haben uns vor allem draussen bewegt, in welcher Form auch immer. Beispielsweise waren wir velofahren, bräteln im Wald, wandern oder im Schnee .

Was denken Ihre Kinder über Ihren Beruf als Fernsehmoderatorin? Schauen Sie manchmal zu?

Als sie noch kleiner waren, haben sie immer geweint, wenn sie mich im TV gesehen haben. Ich habe ihnen aus diesem flachen Bildschirm einfach nicht geantwortet. Heute ist mein Beruf für die Kinder gar kein Thema mehr.

Was haben Sie von Ihren Kindern gelernt?

Kinder zwingen uns immer wieder dazu, uns mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, flexibel zu bleiben und uns selbst weiterzuentwickeln!

Sie haben zwei Kinder unter zehn Jahren und sind als Fernsehmoderatorin tätig. Wie bleiben Sie organisiert?

Das ist eine ziemliche Herausforderung, aber ich habe zum Glück einen Ehemann, eine tolle Mutter und ein unglaublich unterstützendes soziales Umfeld, welches all die unvorhergesehenen Termine abfedert. Grundsätzlich bin ich aber auch oft selbst zu Hause, das ist mir sehr wichtig.

Wie erleben Sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? 

Da mein Mann und ich beide unregelmässige Jobs haben, ist es immer wieder mal schwierig. Dafür ergeben sich durch die Unregelmässigkeiten auch manchmal freie Tage unter der Woche, die wir wiederum sehr geniessen.

Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu vereinfachen?

Die Corona-Ausnahmesituation und der damit einhergehende Lockdown hat nun auch uns vermehrt Homeoffice beschert und deshalb flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht. Das empfanden wir als grosse Erleichterung. Ich bin gespannt, ob dieses neue Arbeitsmodell auch zukünftig bestehen bleibt.

Was hätten Sie gerne über das Familienleben gewusst, bevor Sie Kinder hatten?

Nichts. Ich bin jemand, der sowieso gerne eigene Erfahrungen macht und gerade was die Kinder betrifft, ist ja eh alles sehr individuell. Es gibt kein Richtig oder Falsch.

Viele Paare fallen nach der Familiengründung in alte Rollenbilder. Wie handhaben Ihr Mann und Sie die Familienarbeit?

Wir sind zwangsläufig durch unsere Berufe eine «moderne» Familie. Alte Rollenbilder haben da keinen Platz, hier packt jeder einfach an, wo es geht und wo Bedarf ist. Mein Mann wäscht und putzt, genauso wie ich beim Auto das Öl auffülle oder den Rasen mähe.

Welche Herausforderung im Familienleben hat Sie überrascht?

Die Schlaflosigkeit war bei uns, gerade als die Kinder noch klein waren, ein grosses Thema. Da die Buben nicht ganz zwei Jahre auseinander sind, mussten wir zeitweise bis zu 15 Mal in der Nacht aufstehen. Das ging ziemlich an die Substanz. Auch heute noch ist Schlaf ein rares Gut, da die Buben richtige Frühaufsteher sind. Früher brauchte ich meine acht Stunden Schlaf. Heute ist das ein frommer Wunsch.

Sie sind seit fast 20 Jahren mit Ihrem Mann zusammen. Hat sich Ihre Beziehung nach der Familiengründung verändert?

Ja, sehr. Das wäre auch nicht gut, wenn es nicht so wäre. Eine Beziehung ist kein Istzustand, sie verändert sich, entwickelt sich mit den beiden Individuen und ihrer Lebenssituation. Diese hat sich mit den Kindern natürlich sehr verändert: Sie wurde noch besser und intensiver!

Wie unterscheiden sich die Erziehungsstile von Ihnen und Ihrem Mann?

Gemäss einer Studie sind Mütter emotionaler, strenger und konsequenter, während Väter eher mal eine Ausnahme genehmigen. Das trifft auch auf uns zu und das ist gut so.  Für die Kinder ist es nämlich eine Bereicherung, dass Mama und Papa verschieden sind.

Was ist Ihre liebste Kindheitserinnerung?

Oh, da gibt es viele. Ich hatte so eine schöne Kindheit. In letzter Zeit erzähle ich meinen Kindern vermehrt auch von meinen verstorbenen Grosseltern und meinem verstorbenen Vater. Ich merke, wie wichtig es mir ist, von ihnen zu erzählen, da sie diese leider nicht mehr kennenlernen konnten.

Was wollten Sie als Kind werden?

Kindergärtnerin, das war auch meine erste Ausbildung.

Welche Werte möchten Sie Ihren Kindern mitgeben?

Dass sie, egal was sie tun, eine Leidenschaft dafür entwickeln. Dass sie ein starkes Selbstwertgefühl sowie eine hohe Resilienz haben und dass sie ehrlich, sozial und optimistisch durchs Leben gehen.

Was möchten Sie mit Ihrer Familie noch erleben?

Sehr vieles, vor allem auch bald wieder die Welt bereisen. Das ist eine wichtige Lebensschule und öffnet den Geist.

Wie entspannen Sie sich?

Indem ich das tue, was ich gerne mache. Das fühlt sich dann auch nicht wie «arbeiten» an. Entspannt bin ich zu Hause, bei der Familie.

Interview Fatima Di Pane   Bild Thomas Buchwalder

Entweder, oder

Familienurlaub im Hotel oder in der Ferienwohnung?

Aktuell coronabedingt lieber in der Ferienwohnung.

Katze oder Hund?

Hund, ganz klar. Das ist einer meiner grossen Lebenswünsche.

Familientraditionen weiterführen oder neue schaffen?

Beides. Es ist auch wichtig, die Familientraditionen wieder mal ganz bewusst zu brechen, um neue zu schaffen.

Zoobesuch oder Wandertour?

Beides.

Süsses oder herzhaftes Frühstück?

Süsses, leider.

Spieleabend oder Filmabend?

Filmabend! Da wir nicht so oft TV schauen, werden die Filmabende immer zelebriert mit viiiiiiiel Popcorn, Getränken und der Matratze auf dem Boden.

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27.05.2021
von Fatima Di Pane
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