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Nachhaltigkeit Wirtschaft

Kreislaufwirtschaft: Die Lösung für nachhaltiges Wirtschaften

25.11.2023
von Linda Carstensen

Das heutige Wirtschaftssystem ist linear – und problematisch für die Umwelt. Der Wohlstand hat es uns ermöglicht, aus der umweltfreundlichen Kreislaufwirtschaft auszubrechen. Wie kehren wir dahin zurück?

Die Kreislaufwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Rohstoffe effizient und so lange wie möglich genutzt werden. Recycling allein reicht nicht aus, um die Umwelt nachhaltig zu schützen. Martina Straub, Expertin für Wirtschaft und Recht, betont, dass die Vermeidung von Abfall und Verpackungen allein unseren Planeten nicht retten wird. Vielmehr müsse es darum gehen, ein Produkt in sich kreislauffähig zu gestalten: Es soll austauschbar und langlebig sein.

Das Problem sieht Straub vor allem bei den Rohstoffen. Diese seien nämlich viel zu billig. Die externen Effekte – also die Schäden, die sie verursachen – sind in den Preisen gar nicht enthalten. Die Unternehmen haben keinen Anreiz, weniger Rohstoffe zu verwenden oder ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten. Diese Anreize müsste der Staat setzen. Er könnte zum Beispiel Förderbeiträge für Innovationen und Technologien einführen oder Unternehmen, die auf erneuerbare Energien setzen, steuerlich entlasten.

Schematische Abbildung der Kreislaufwirtschaft. Quelle: Bafu.

Schematische Abbildung der Kreislaufwirtschaft.
Quelle: Bafu

Letztendlich sind jedoch die Konsument:innen diejenigen, die auf politischer Ebene entscheiden. Es bedarf eines bewussten Engagements für eine nachhaltige Gestaltung der Wertschöpfungskette. Grundsätzlich ist das lineare Wirtschaftssystem aber ein Wohlstandsproblem. In ärmeren Ländern ist das Reparieren und Wiederverwenden Realität, weil sie keine andere Wahl haben. «Wir können es uns leisten, Produkte immer wieder zu kaufen und werfen sie deshalb weg», erklärt Straub.

Was Unternehmen tun können

Doch was können Unternehmen für die Kreislaufwirtschaft tun? Sie müssen werteorientiert und nicht nur wirtschaftsorientiert handeln, so Straub. Unternehmen müssen ihre Produkte so gestalten, dass sie langlebig und recycelbar sind. Das heisst, sie müssen Materialien auswählen, die Kund:innen recyceln können und ihre Produkte so konstruieren, dass sie leicht auseinandergenommen, repariert und wiederverwendet werden können.
Generell sollten Unternehmen Verantwortung übernehmen für ihre Produkte. Sie können interne Recyclingprogramme einführen. Kund:innen sollten Produkte, für die sie keine Verwendung mehr finden, an das Unternehmen zurückgeben können. Das Unternehmen kümmert sich dann um das Recycling und setzt dem linearen System damit ein Ende.

Unternehmen sollten nicht nur nachhaltige Materialien auswählen, sondern auch nachhaltige Lieferant:innen, die umweltfreundliche Praktiken anwenden. Wenn Unternehmen ihre Produktionsprozesse überdenken, können sie Abfall minimieren, indem sie den Einsatz von Ressourcen reduzieren und diese effizienter nutzen. Auch die Sharing Economy ist ein möglicher Ansatz. Produkte können gemeinsam genutzt oder gemietet werden. Dadurch sinkt die Notwendigkeit, sie zu besitzen und es müssen weniger hergestellt werden.

Vorbildliche Unternehmen

Swisscom hat sich zum Ziel gesetzt, Elektroschrott und Elektronikabfälle zu recyceln und wiederzuverwenden. Das Telekommunikationsunternehmen fördert die Sammlung und das Recycling von alten Mobiltelefonen und elektronischen Geräten. Swisscom empfiehlt seiner Kundschaft, ihre Geräte möglichst lange zu nutzen, da dies besser für die Umwelt ist. Geräte, die nicht weiter genutzt werden können, können Kund:innen zu «Swico Recycling» bringen, einem freiwilligen und solidarischen Rücknahmesystem.

Stadler Rail stellt Schienenfahrzeuge her und hat sich auf die Entwicklung von umweltfreundlichen und recycelbaren Zügen spezialisiert. Der Systemanbieter setzt auf nachhaltige Materialien und Designprinzipien. Mit innovativen und langlebigen Transportlösungen will das Unternehmen zu einer nachhaltigen Mobilität in der Zukunft beitragen. Auch in den Werkstätten und Verwaltungsgebäuden reduziert das Unternehmen den CO₂-Ausstoss, indem es den Energieverbrauch senkt.

Unternehmen müssen ihre Produkte so gestalten, dass sie langlebig und recycelbar sind.

ReCircle ist ein Schweizer Start-up-Unternehmen, das ein Mehrwegsystem für Verpackungen in gastronomischen Betrieben entwickelt hat. Es ersetzt Einwegverpackungen durch wiederverwendbare und ökologische Verpackungen. Kund:innen können Lebensmittel in wiederverwendbaren Behältern kaufen oder mitnehmen und diese bei teilnehmenden Restaurants zurückgeben. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Abfallreduktion im Take-away-Geschäft bei.

Marketing zur Sensibilisierungder Bevölkerung

Die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsmodells ist weder ein kleiner noch ein einfacher Schritt. Wenn Unternehmen ihre Produkte kreislauffähig machen wollen, müssen sie von Grund auf neu gedacht werden. «Sie brauchen unter Umständen eine neue Produktionsanlage, neue Maschinen und neue Mitarbeitende», erklärt Straub. Zudem stünden die Beständigkeit und Trägheit dieser Entwicklung im Weg, «denn mit dem Alten zu wirtschaften, funktioniert gut».

 Schematische Abbildung des linearen Wirtschaftssystems. Quelle: Bafu.

Schematische Abbildung des linearen Wirtschaftssystems. Quelle: Bafu

Durch Kommunikation und Marketing können Unternehmen all ihre Bemühungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft hervorheben. So könnte auch das Bewusstsein der Verbraucher:innen für nachhaltige Praktiken gestärkt werden. Letztlich erfordert die Implementierung der Kreislaufwirtschaft staatliche Eingriffe, die von der Gesellschaft legitimiert werden müssen.

Um die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsmodells voranzutreiben, müssen Staat, Unternehmen und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Gemeinsam können sie dafür sorgen, dass mehr Wertschöpfung entsteht. Beispielsweise können Unternehmen Mitarbeitende rekrutieren, die ihre Produkte reparieren oder recyceln. So wirkt sich die Kreislaufwirtschaft nicht nur positiv auf unser Ökosystem aus, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit.

So funktioniert die Kreislaufwirtschaft

Das regenerative System der Kreislaufwirtschaft lässt sich in zwei Kreisläufe unterteilen: den technischen und den biologischen. Beide verfolgen das Ziel, weniger Abfall und Umweltverschmutzung zu generieren.

Der technische Kreislauf

Im technischen Kreislauf werden Produkte durch Wiederverwendung, Reparatur, Wiederaufbereitung und Recycling im Wirtschaftskreislauf gehalten.

Der biologische Kreislauf

Im biologischen Kreislauf werden die Nährstoffe aus biologisch abbaubaren Materialien durch Prozesse wie Kompostierung und Vergärung in die Erde zurückgeführt. So kann sich der Boden regenerieren und der Kreislauf beginnt von neuem.

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