Fussball, Eishockey, Geräteturnen – kennt jeder. Die Schweiz hat einiges mehr zu bieten als die üblichen Angebote. Ob Fitness, Kraft, Abenteuer oder einfach nur Spass – sieben ausgefallene Sportarten und Aktivitäten, die man einmal ausprobiert haben sollte.
Die Schweizer Sportwelt ist bunt – kaum eine Sportart, die man nicht ausüben kann. Über 20 000 Vereine sorgen für eine enorme Vielfalt. Wenig überraschend, dass sich darunter auch einige aussergewöhnliche Anlässe und Wettbewerbe finden.
Bike Polo
Noch nie gehört? Keine Sorge. Bike Polo vereint Merkmale von Radball und dem klassischen Polo. Es geht darum, auf einem Fahrrad sitzend mit einem Schläger den Ball ins Tor zu befördern. Beliebt ist der Bike Polo vor allem unter Velokurieren in Grossstädten wie New York oder London. Mittlerweile hat der Sport auch in der Schweiz Fans gefunden. Vom 19. bis zum 21. Juli veranstaltet der Verein Bike Polo Zürich die EM auf der Kunsteisbahn Dolder. Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen kostenlos dabei sein. Wen das Fieber packt, der kann die Sportart jederzeit selbst ausprobieren. Der Verein Bike Polo Zürich spielt jeweils am Dienstag und am Donnerstag ab 18.00 und am Sonntag ab 13.00 Uhr auf dem Hardhof in Zürich. Anfänger sind herzlich willkommen – der Veranstalter stellt sogar das Material zur Verfügung.
Kangoo Jumps
Die Idee hinter dieser ausgefallenen Sportart ist simpel: Mit Rebound-Schuhen Sport zu treiben, soll den Kalorienverbrauch steigern und die Gelenke schonen. Zudem soll es Muskeln und Knochen stärken sowie die Motivation verbessern. Christian Kryenbühl von swissbiomechanics ist kritisch: «Es verspricht sicher zu viel. Am ehesten kann ich mir Motivation und Kalorienverbrauch vorstellen.» Alle anderen Punkte seien hingegen kaum haltbar, argumentiert er. Die Ursprünge der «gefederten Stiefel» liegen in Osteuropa. Vor rund vierzig Jahren entwickelte man dort erste Modelle, um Rücken und Gelenke empfindlicher Sportler zu schonen. Christian Kryenbühl gibt zu bedenken, dass sich durch die Nutzung der Schuhe die Hebel im Körper verändern. Das führe zu einer zusätzlichen Belastung: «In meinen Augen wird es dann schwieriger, den Rücken muskulär zu stabilisieren.» Er empfiehlt Laien, die Finger von den Rebound-Sportschuhen zu lassen. Für Sportler, die einen neuen Reiz suchen, kann sich ein Training aber lohnen.
Bus-Pulling
Im April hat die Schweizer Meisterschaft dieser Disziplin erstmals in Zofingen stattgefunden. Beim Bus-Pulling geht es darum, in Teams einen Bus oder im Einzel ein Auto zu ziehen. Gewonnen haben dieses Jahr fünf Männer des Braveheart-Clans, der sonst an Highland Games teilnimmt. Samuel Weibel, der Clan Chief, betont die Wichtigkeit einer seriösen Vorbereitung: «Die Voraussetzung ist ganzjähriges Training. Beim Bus-Pulling braucht der Körper jeden Muskel. Dies ist nicht zu unterschätzen.» Zwar bestehe die Gefahr von Verletzungen, diese sei aber eher gering. Deshalb rät «Sämu», wie er von Freunden genannt wird, auch niemandem von einer Teilnahme ab: «Jeder soll es einfach einmal ausprobieren und mitmachen.» Für die Strecke von 30 Metern benötigten die Gewinner rund 25 Sekunden. Samuel Weibel kennt das Erfolgsrezept: «Je mehr Gewicht eine Mannschaft auf die Waage bringt, desto leichter fällt das Anziehen des Busses. Mit Schnellkraft, Ausdauer und Willen kommt man zum Erfolg.»
Beim Bus-Pulling braucht der Körper jeden Muskel. Dies ist nicht zu unterschätzen. Samuel Weibel, Clan Chief der Bravehearts
Autostopp-Meisterschaft
Zwar ist das Reisen per Anhalter kein echter Sport. Eine Schweizer Meisterschaft gibt es trotzdem. Die Idee dazu stammt vom ehemaligen Studenten Daniel Slodowicz. Er sieht im Trampen mehr als nur eine Möglichkeit, um von A nach B zu gelangen. Als er im Dezember 2014 den Schweizer Autostopp-Verein gründete, ging es ihm darum, negative Vorurteile abzubauen. Kürzlich führten Slodowicz und seine Kollegen die sechste Ausgabe der Meisterschaft durch. Alle Teilnehmer starten zu zweit und bekommen kurz vor dem Start den Zielort verraten. Dann müssen sie versuchen, diesen so schnell wie möglich zu erreichen. Die Titelhalterinnen Delia Mäder und Caroline Muñoz erreichten das Ziel, einen Campingplatz in Frankreich, in unter sieben Stunden. Für die rund 350 Kilometer nutzten die beiden jungen Frauen sieben verschiedene Mitfahrgelegenheiten. Wer ein solches Abenteuer gerne selbst erleben möchte, muss auf eine neue Ausgabe 2020 hoffen. Noch ist nicht bekannt, ob diese stattfinden wird.
Chriesistei-Spucke
Wohin mit den Kirschkernen nach dem Essen der roten Früchte? Ausspucken ist einer von mehreren Wegen, den Kirschkern loszuwerden und der einzige, aus dem ein Wettbewerb gemacht wird. Deshalb gab es auch dieses Jahr eine Schweizer Meisterschaft im «Chriesistei-Spucken»: Sie fand am Zürcher Bahnhof statt und wurde von Nik Hartmann moderiert. Weitere Bekannte wie die Ex-Miss Kerstin Cook begleiteten den Anlass, der bereits zum 17. Mal stattfand. Teilnehmen kann jeder, der Lust hat. Den Weltrekord in diesem Sport hält übrigens ein Amerikaner: Brian Krause spuckte einst einen Kirschkern 30.34 Meter weit. Auch unter Schweizern finden sich erfolgreiche Vertreter der «Sportart»: Armin Fuchs hält mit 29.12 Metern den Rekord im Spucken auf der Bahn. Es wird vom Chriesistei-Spucken auf anderen Unterlagen unterschieden. Je nach Untergrund rollen die Steine nach dem Aufkommen am Boden weiter. Ein anderer Fun Fact: Seit 1994 wird das «Chriesistei-Spucken» von einer Eidgenössischen Vereinigung gefördert.
Mikkeller Running Club
Wer sich nach dem Sport gerne eine Belohnung gönnt, ist beim Mikkeller Running Club gut aufgehoben. Der Club stammt ursprünglich aus Dänemark, gegründet wurde er von einer Brauerei. Heute ist er auf allen Kontinenten der Welt vertreten – allein in Europa führt der Verein in über 150 Städten Events durch. Dieses Jahr wurde das Zurich Chapter gegründet. Es trifft sich jeden ersten Samstag im Monat. Nach einer rund fünf Kilometer langen Laufrunde versammelt sich der Mikkeller Running Club im Lokal des Veranstalters und belohnt sich selbst mit einem oder mehreren Craft-Bieren. Wer mitmachen will, kann das seit seit Kurzem kostenlos tun. Der Organisator versichert, alle Läuferinnen und Läufer seien herzlich willkommen. Die Events werden von Freiwilligen durchgeführt, die nicht ausgebildet sind – es geht einzig und allein darum, gemeinsam zu laufen und anschliessend ein kühles Bier zu geniessen.
Badewannen-Rennen
Eine frühe Anmeldung ist dringend empfohlen, will man als eines von 100 Teams beim jährlichen Stöösler Badewannen-Rennen dabei sein. Ziel des Anlasses aus dem Kanton Schwyz ist es in erster Linie, ohne Unfall ins Ziel zu kommen. Belohnt werden neben dem schnellste Team auch die besten Kostüme. Mitmachen kann jeder – eine eigene Badewanne benötigen die Teams nicht. Das Rennen selbst ist eine kurze Sache: Die schnellsten Mannschaften erreichen die Ziellinie in rund 20 Sekunden. Bestleistungen stehen bei diesem Anlass aber im Hintergrund. Dass das Badewannen-Rennen vor allem ein Fest ist, hat sich weit herumgesprochen. Bei der letzten Ausgabe im vergangenen Januar ist unter anderem ein Fernsehteam aus Deutschland angereist, um über das Rennen zu berichten. Die Schwyzer Tradition entstand übrigens aus einem Zufall: Rennleiter Andreas Beeler hatte die zündende Idee, als ihm bei der Arbeit eine Badewanne ins Rutschen geriet.
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Text: Stefan Marolf
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