David Hablützel: «Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist nicht egoistisch»
David Hablützel ist dreifacher Olympia-Teilnehmer und Profi-Snowboarder. Doch er steht nicht nur für sportliche Höchstleistungen. Er steht für eine Generation, die zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche steht.

David Hablützel
Snowboarder & Mindset-Coach
David Hablützel, welche Werte haben dich persönlich am stärksten geprägt?
Ganz klar: Freiheit. Ich durfte schon früh mit meinen Grosseltern in die Berge, snowboarden, unterwegs sein. Das hat mich extrem geprägt. Ich konnte mein Hobby ausleben und dieses später zum Beruf machen. Doch auch Ehrlichkeit ist mir wichtig. In Zeiten von Social Media umso mehr.
Wann hast du gemerkt, dass es nicht nur darum geht, körperlich fit zu sein, sondern auch mental gesund?
Als ich verletzt war. Denn ich konnte mich dann nicht mehr mit Snowboarden ablenken. Da bin ich mir bewusst geworden, wie stark mein mentales Ich meinen Körper beeinflusst. Nach meinem zweiten Kreuzbandriss habe ich mich mit Coachings beschäftigt – und mit mir selbst.
Warum ist mentale Gesundheit gerade für junge Menschen heute so ein zentrales Thema?
Ich bin ein typischer Vertreter der Generation Z. Ich bezeichne mich als Realisten, nicht als Optimisten. Durch Social Media sehen wir nicht nur Gutes. Aber gleichzeitig wird dadurch auch mentale Gesundheit sichtbarer. Sich mit sich selbst zu beschäftigen, ist nicht egoistisch. Denn nur wenn es mir selbst gut geht, kann ich für andere da sein.
Was sind typische Herausforderungen für junge Menschen heute – sei es im Alltag oder im Spitzensport?
Wir haben in der Schweiz unendlich viele Möglichkeiten. Das überfordert uns. Und es erzeugt ganz viel Druck. Man will das Beste rausholen, alle Türen stehen offen – aber durch welche soll man bloss gehen? Mit diesem Druck muss man lernen umzugehen und ihn in positive Energie umzuwandeln.
Wie gehst du persönlich mit mentalen Tiefs um?
Wenn ich down bin, dann oft, weil ich mich zu stark mit einem Selbstbild identifiziert habe und merke, dass die Realität nicht diesem Bild entspricht. Sprich, wenn ich nicht die Erfolge erreicht habe, die ich wollte. Dann versuche ich mir aber vor Augen zu führen, dass ich ja nicht nur Sportler bin. Ich bin auch David. Ich kann inspirieren, motivieren oder einfach Mensch sein.
Welche Routinen helfen dir im Alltag, achtsam zu bleiben?
Journaling war für mich ein Gamechanger. Die Gedanken sortieren, reflektieren … Zudem: Handy weg am Morgen und bewusst in den Tag starten. Auch Dankbarkeit ist ein riesiger Hebel – wer wertschätzt, geht mit grösserer Gelassenheit und Freude durchs Leben.
Was gibst du der Gen Z im Umgang mit Social Media und Selbstoptimierung mit?
Nimm dir Zeit für dich selbst und schaffe bewusst Zeiten ohne Social Media – sprich Momente ohne externe Inputs. Und setze dir Ziele. Damit diese einfacher erreichbar sind, breche sie runter in einzelne To-dos.
Welches sind denn deine Ziele?
Kurzfristig: Olympia 2026. Mittelfristig: positiven Impact schaffen – als Speaker, Coach, Vorbild. Ich will zeigen, dass man mit mentaler Gesundheit Höchstleistungen abrufen kann. Und das mit Freude.
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