Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKL-Erkrankungen) zählen in der Schweiz zu den bedeutendsten Gesundheitsproblemen und sind nach wie vor die häufigsten Volkskrankheiten. Trotz grosser Fortschritte in Medizin und Prävention bleiben sie die Hauptursache für Krankheit und Tod. Jährlich sterben in der Schweiz mehrere tausend Menschen an Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen kardiovaskulären Leiden – das macht deutlich, wie wichtig es ist, diese Erkrankungen besser zu verstehen und ihnen wirksam vorzubeugen.
Was sind HKL-Erkrankungen?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen umfassen eine Vielzahl von Krankheiten, die das Herz und die Blutgefässe betreffen. Dazu zählen unter anderem:
- Koronare Herzkrankheit (KHK): Verengung oder Verschluss der Herzkranzgefässe, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Sie kann zu Angina pectoris (Brustschmerzen) und Herzinfarkt führen.
- Herzinfarkt: Plötzlicher Verschluss eines Herzkranzgefässes, der zu einer Schädigung oder Absterben von Herzmuskelgewebe führt.
- Schlaganfall (Apoplex): Plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn durch Verschluss oder Platzen eines Gefässes, mit oft schweren neurologischen Folgen.
- Herzinsuffizienz: Unfähigkeit des Herzens, genügend Blut zu pumpen, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Erhöhter Druck in den Blutgefässen, der das Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK): Verengung der Gefässe in Armen oder Beinen mit Durchblutungsstörungen.
Diese Erkrankungen können einzeln oder in Kombination auftreten und sind meist miteinander verbunden.
Warum sind HKL-Erkrankungen so häufig?
Die Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind vielfältig und häufig eng mit dem Lebensstil und Umweltfaktoren verknüpft. Die wichtigsten Faktoren sind:
- Ungesunde Ernährung: Zu viel Fett, Zucker und Salz erhöhen das Risiko von Übergewicht, Bluthochdruck und hohem Cholesterinspiegel.
- Bewegungsmangel: Regelmässige körperliche Aktivität stärkt das Herz-Kreislauf-System und hilft, das Gewicht zu kontrollieren.
- Rauchen: Tabakkonsum schädigt die Blutgefässe und fördert die Entstehung von Arteriosklerose (Gefässverkalkung).
- Übergewicht und Fettleibigkeit: Belasten Herz und Gefässe und erhöhen das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck.
- Stress: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und zu ungesundem Verhalten führen.
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung kann die Anfälligkeit erhöhen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Studien belegen: Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung lebt mit mindestens einem dieser Risikofaktoren, häufig sogar mehrere gleichzeitig. Besonders auffällig ist, dass die Prävalenz von Übergewicht und Bluthochdruck in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, was die Zahl der Betroffenen erhöht.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache – sie verursachen etwa 30 bis 35 Prozent aller Todesfälle.
Die Zahlen hinter der Krankheit
Das Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht regelmässig Daten zu Todesursachen und Krankheitsprävalenz in der Schweiz. Diese zeigen klar: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache – sie verursachen etwa 30 bis 35 Prozent aller Todesfälle. Jährlich sterben rund 9000 bis 10 000 Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Neben der Sterblichkeit verursachen diese Krankheiten auch eine grosse Anzahl von Krankenhauseinweisungen und Arbeitsausfällen, was erhebliche soziale und wirtschaftliche Folgen mit sich bringt.
Der Schlüssel zur Reduktion der Erkrankungen
Das Gute an HKL-Erkrankungen ist, dass sie in vielen Fällen durch Prävention vermieden oder zumindest hinausgezögert werden können. Dabei spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle.
- Gesunde Ernährung: die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten, gesunden Fetten (beispielsweise aus Fisch und Nüssen) und arm an gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz ist, schützt das Herz.
- Regelmässige Bewegung: Mindestens 150 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche helfen, Blutdruck und Gewicht zu kontrollieren und das Herz zu stärken.
- Nicht rauchen: Das Aufgeben des Rauchens ist die effektivste Massnahme zur Verringerung der Herzinfarktsrisikos.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress zu reduzieren.
- Vorsorgeuntersuchungen: Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin sollten kontrolliert werden, um frühzeitig Gegenmassnahmen einleiten zu können.
Viele kantonale Gesundheitsprogramme und auch Krankenkassen bieten heute Kurse und Beratung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen an. Darüber hinaus informiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mit Kampagnen über die Bedeutung eines gesunden Lebensstils.
Fortschritte in der medizinischen Behandlung
Neben der Prävention sind die Fortschritte in der medizinischen Versorgung entscheidend, um die Auswirkungen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Die moderne Medizin bietet heute eine breite Palette an Therapien:
- Medikamente: Blutdrucksenker, Cholesterinsenker (Statine), Blutverdünner und andere Medikamente können das Risiko von Komplikationen senken.
- Interventionelle Verfahren: Kathetergestützte Eingriffe wie Ballondilatation und Stentimplantation öffnen verengte Gefässe.
- Herzchirurgie: Bypass-Operationen oder Herzklappenersatz können bei schweren Erkrankungen Leben retten.
Rehabilitation: Nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sind spezialisierte Rehabilitationsprogramme wichtig, um die Genesung zu fördern.
Dank dieser Therapien ist die Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen und viele Betroffene können trotz Diagnose ein aktives und erfülltes Leben führen.
Jede und jeder Einzelne ist gefordert, die eigene Herzgesundheit durch bewusste Lebensstilentscheidungen zu fördern. Gemeinsam mit Unterstützung durch Gesundheitsinstitutionen kann so die Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Schweiz langfristig gesenkt werden.
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