endometriose die wenig bekannte, aber häufige endometriose
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Die wenig bekannte, aber häufige Endometriose

23.01.2021
von Kevin Meier

Schmerzen im Bauchraum sind vielen Frauen als häufige Symptome der Menstruation bekannt. Allerdings kann auch eine chronische Erkrankung der Grund für diese Schmerzen sein: die Endometriose.

Melanie Vogt, Endometriosis Care Nurse

Melanie Vogt Endometriosis Care Nurse

Dr. med. (bg) Alina Staikov, Fachärztin für Gynäkologie

Dr. med. (bg) Alina Staikov Fachärztin für Gynäkologie

Symptome wie Eisenmangel und Dysurie, also schmerzhaftes Wasserlösen, sind hinlänglich bekannt. Ebenso erfährt auch Brustkrebs viel Aufmerksamkeit. Ein Krankheitsbild, das trotz einer ähnlichen Häufigkeit kaum Beachtung erhält, ist die Endometriose. Tatsächlich weist diese Erkrankung eine Inzidenz von 10 bis 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter auf. Verglichen mit der Inzidenz von Brustkrebs bei 10 Prozent, ist die Endometriose ebenfalls eine häufige Frauenkrankheit und sollte nicht zuletzt deswegen mehr Beachtung finden. Denn aufgrund der unspezifischen Symptome wird eine Endometriose oft erst spät erkannt.

Die Endometriose und ihre Symptome

«Bei der Endometriose wandert gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe in den Bauchraum und siedelt sich an anderen Orten im Bauch ausserhalb der Gebärmutter an», erklärt Dr. med. (bg) Alina Staikov, Fachärztin Gynäkologie und Geburtshilfe und Leiterin einer Frauengesundheitspraxis. Weil diese Schleimhautherde hormonsensibel sind und dem Menstruationszyklus unterliegen, komme es auch zu monatlichen Blutungen. Daraus können Entzündungen und Schmerzen im gesamten Bauchraum resultieren. Symptome wie Unterbauch- und Rückenschmerzen bei der Periode, aber auch beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder Stuhlgang, erschweren den Alltag der Betroffenen. Zudem werden diese Symptome teilweise auch von Erbrechen und Kreislaufkollaps begleitet. Staikov führt aus: «Mit der Zeit bleiben chronische Schmerzen, welche auch unabhängig vom Monatszyklus auftreten können.»

Weitreichende Folgen

Eine Endometriose führt zu einer Verschlechterung der Lebensqualität und kann weitere Folgen mit sich ziehen. Eine gute Behandlung und weitreichende Begleitung sind deshalb dringlichst empfohlen. «Das gilt auch für Fälle, in welchen eine chirurgische Behandlung bereits stattgefunden hat und anschliessend keine Schwangerschaft aufgetreten ist oder bei denen keine hormonelle Behandlung eingeleitet wurde», erklärt Staikov. Alle Studien und die Erfahrung zeigen auf, dass die Endometriose einen progressiven Verlauf hat. In anderen Worten ist stets mit einer Verschlechterung der Symptome und des Krankheitsbildes zu rechnen. Daraus können sich Probleme wie eine Reduktion der Fertilität oder in seltenen Fällen Eierstockkrebs ergeben. Zudem kann das Krankheitsbild auch Folgen ausserhalb der Geschlechtsorgane haben: Darmverschluss, Blasenentleerungsstörung sowie Nierenversagen sind mögliche Folgeerkrankungen.

Die Diagnose als erster Schritt

Die unspezifischen Symptome der Endometriose erschweren es, verdächtige Anzeichen zu erkennen und eine schnelle Diagnose zu stellen. Symptomarme Fälle kann man beispielsweise leicht mit einem Harnwegsinfekt verwechseln, da diese sich nur durch schmerzhaftes Wasserlösen äussern. Starke Menstruationsschmerzen, die eine regelmässige Schmerzmitteleinnahme oder eine Umstellung des Alltags erfordern, sollten als Verdachtsmomente gesehen werden.

Der Verdacht lässt sich erhärten, wenn zusätzlich noch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Stuhlgang auftreten. Staikov empfiehlt, «bei Verdacht oder unklaren Beschwerden, einen Spezialisten aufzusuchen».
Denn aufgrund der Symptome und Beschwerden könne eine Endometriose nur vermutet werden. Die Diagnose lässt sich nur durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) bestätigen.

Die Endometriose ist eine chronische Erkrankung mit komplexem Krankheitsbild.

Mögliche Therapieansätze

Je nach Art und Verbreitung der Endometriose und deren Beschwerden kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zum Zug. Laut Staikov gehört die Laparoskopie zum Goldstandard: «Damit kann man anhand der minimalinvasiven Methode die Diagnose sicherstellen und gleichzeitig die Therapie einleiten.» Wenn die Betroffene noch keinen Kinderwunsch hegt
und eine milde Form der Endometriose vermutet wird, sind hormonelle Behandlungen angebracht. Ein operativer Eingriff ist aber angezeigt, wenn eine hormonelle Therapie nicht erwünscht oder kontraindiziert ist sowie
wenn man Schäden an anderen Organen vermutet. Denn dann ist es Ziel der Laparoskopie, die Endometrioseherde vollständig zu exzidieren.

Allerdings sollte man nicht aus den Augen lassen, dass die Endometriose eine chronische Erkrankung mit komplexem Krankheitsbild ist. «Sie benötigt eine langzeitige Behandlung, welche den Einsatz angemessener Therapien zum richtigen Zeitpunkt voraussetzt», weiss Staikov. Ein ganzheitliches Behandlungskonzept kann aber die Lebensqualität von Betroffenen erheblich steigern. Beispielsweise können neben operativen Eingriffen und hormonellen Therapien auch Physiotherapien, Ernährungsberatungen, Kinderwunschbehandlungen sowie Komplementärmedizin, Psychotherapien, TCM und Coachings eine Linderung der Beschwerden bringen.

Folgen fürs Sozial- und Arbeitsleben

Aufgrund der unspezifischen Symptome der Endometriose und deren relativer Unbekanntheit, kann es sich für Betroffene schwierig gestalten, angemessene Hilfe zu finden. Beispielsweise Eisenmangel und Dysurie sind bekannte Symptome mit vielen möglichen Ursachen, weswegen eine Endometriose lange unerkannt bestehen kann. Melanie Vogt, Endometriosis Care Nurse und selbst Betroffene, beschreibt es so: «Viele Leidende rennen von Arzt zu Arzt und fühlen sich nicht ernst genommen. Viele Ärzte wissen auch nicht viel über die Endometriose, oder behaupten, dass man sich nicht so anstellen soll, denn Menstruationsschmerzen seien normal.» Auch sie würde deshalb aus eigener Erfahrung empfehlen, bei Verdacht Spezialisten zur Abklärung aufzusuchen.

Viele Männer wollen einfach eine gesunde Partnerin. Melanie Vogt

Je nach Schwere der Endometriose hat die Erkrankung auch Auswirkungen auf das Privatleben der Betroffenen. «Dauerhaftes Bauchweh, auch nicht zyklusbedingt, begleitet uns oft – häufig zusammen mit Verdauungsstörungen. Wir nennen diesen Bauch liebevoll ‹Endo- Belly›», erklärt Vogt. Zusätzlich seien Müdigkeit und chronifizierte Schmerzen stete Begleiter. Diese Symptome verunmöglichen zuweilen, Verabredungen und Vorhaben durchzuziehen. Dadurch wird ein Beziehungsaufbau zu Freunden oder einem Partner erschwert, da auch das Verständnis für die Krankheit in der Gesellschaft noch sehr vage ist und die Krankheit nach wie vor tabuisiert wird. Diese Dynamik kennt auch Vogt: «Viele Männer können mit Endometriose nichts anfangen und wollen einfach eine gesunde Partnerin.»

Sogar im Arbeitsleben kann die Endometriose für Unverständnis sorgen. Über die Symptome hinaus, kommen noch Therapien und Behandlungen dazu. Bei einem Vollzeitjob bleibt da häufig wenig Freizeit übrig. Vogt setzt sich dafür ein, dass Krankheiten im Allgemeinen und die Endometriose im Speziellen in der Gesellschaft enttabuisiert werden. Denn Wissen und Verständnis auf Seiten der Gesellschaft kann die Lebensqualität der Betroffenen bereits erhöhen und eine rechtzeitige Diagnose fördern. Zudem müsste laut Vogt auch in der Forschung mehr gehen.

Text Kevin Meier

Eine Antwort zu “Die wenig bekannte, aber häufige Endometriose”

  1. Olguța Emanoela Burca sagt:

    Guten Tag könnte ich bitte mit sie eine Termin vereinbaren?!Ich wohne im Wien ich kann nicht Schreiben die ganze Geschichte aber es ist dringend ,ich habe keine ginekologin Frauen Arzt bis jetzt gefunden das mir es sagt was ich habe dadurch was ich gelesen habe oben es stimmt alles bei mir trefft alles .Ich bitte Sie um Verständnis und bitte eine Termin für mich …bedanke mich im heraus und warte auf eine baldige Antwort!Vielen Dank LG Emanoela

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