Ab und zu ein Glas Wein trinken – das gehört für viele Geniesser dazu. Zu den grössten Weinproduzenten zählen Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien. Dank ihrer Grösse und ihres Stellenwerts sind sie der Ursprung vieler bedeutender Weinsorten.
Italien ist eines der bekanntesten Weinländer der Welt, seine Weinregionen die ältesten und vielfältigsten. Die Weinkultur existiert dort seit 3000 Jahren. Mit einer Rebfläche, die ca. fünf mal so gross ist wie der Kanton Zürich und einer Produktionsmenge von 51 Millionen Liter, ist Italien einer der grössten und wichtigsten Weinproduzenten.
Die Griechen führten vor dem Aufstieg des römischen Reiches die Weinrebe im heutigen Süden Italiens ein. Der griechische Wein genoss auch lange danach noch höchstes Ansehen. Nach und nach stieg der Einfluss der Römer im Weinbau, den sie basierend auf den Erfahrungen der einheimischen Bauern weiterentwickelten. Zu dieser Zeit war Wein ein wichtiger Bestand der Alltagskultur. Die Römer weiteten die Anbaufläche auf die Provinzen aus und verbreiteten die Weinbaukultur auch in Frankreich, Spanien und Portugal, was zu einem wachsenden Weinhandel beitrug. Bereits im alten Rom glaubte man an die gesunden Wirkungen des Weines. Die Römer nutzten ihn für die Behandlung gesundheitlicher Probleme wie Magen-Darm-Erkrankungen oder Fieber sowie zur äusseren Anwendung bei Wunden, die sie mit Rotwein einrieben.
Das damalige Zentrum für den Weinhandel war die Stadt Pompeji, die der Vesuv komplett zerstörte. Auch der Wein selbst geriet nach dem Untergang der Römer für eine Zeit in Vergessenheit. Nur die Klöster hielten die Produktion von Messwein aufrecht. Dank der norditalienischen Handelsstädte Genua, Florenz und Venedig, florierte der Handel im elften Jahrhundert wieder. Somit stieg das Land, wo Zitronen blühen, zum wichtigsten Weinlieferanten Europas auf.
Vielfältiger Weinbau
Reben gedeihen am besten an Hanglagen – diese idealen geografischen Bedingungen bietet der Stiefel. Vom Nordwesten bis in den Südosten zieht sich der Gebirgszug der Apennin durch Italien. Somit bildet sich eine Wetterscheide. Vor den kalten Nordwinden schützen die Alpen und die Gewässer wie das Mittelmeer dominieren die Landschaft. Das vorherrschende mediterrane Klima in Italien ist ideal für die meisten Rebsorten. Der Sommer ist trocken und heiss, der Winter mild und feucht. Auch variiert es von Region zu Region – im nördlichen Trentino und Südtirol ist es eher kühl, im südlichen Kalabrien und Sizilien dafür heiss. Dies ist einer der Gründe für die Vielfältigkeit des Angebots. Der Boden selbst ist verschieden geprägt und vorteilhaft für die Weinbaugebiete. Daraus resultieren vielfältige und einzigartige Weinsorten. Die bedeutendsten Regionen sind die Toskana, welche vor allem durch den «Chianti» bekannt ist, die Lombardei, das Piemont und die Insel Sizilien.
Der italienische Weinbau fokussiert sich seit eh und je auf kräftige Rotweine mit vielfältigen Geschmacksnuancen und vorhandenen Alterspotenzial. Seit 1980 stellt man auch diverse Weiss- und Schaumweine her. Nach dem Zweiten Weltkrieg, bis in die 1960er Jahre, hinein produzierte man den Wein in Massen und es galt: Quantität vor Qualität. Erst danach stieg das Niveau des italienischen Weines wieder, als man Gesetze für die Qualität und Ordnung der Produktion einführte. Dies führte dazu, dass sich berühmte toskanische Weingüter zu Vorbildern für hochwertige Qualitätsweine entwickelten.
Klassifizierungen der Weine
In jedem Weinbauland gibt es strenge Vorschriften zur Klassifizierung. Dies trifft auch auf Italien zu, wo man vier verschiedene Qualitätsstufen vorfindet. Die niedrigste Stufe ist der «Vino da Tavola», der mit dem einfachen und schlichten Tafelwein vergleichbar ist. Auf dessen Etikett ist die Rebsorte oder der Jahrgang nicht verzeichnet, sondern lediglich, ob es ein «vino bianco» oder «vino rosso» ist. Zur dritten Stufe gehören die Landweine, die «Indicazione Geografica Tipica». Bei ihnen handelt es sich um Weine, die typische geografische Charakteristika aufweisen.
Die zweithöchste Qualität bieten Weine der Stufe «Denominazione di Origine Controllata». Diese stammen aus bestimmten Anbaugebieten, in welchen strenge Vorschriften herrschen, da die zugelassene Rebsorten, die Ertragsmenge und die Weinbereitungsschritte bestimmt sind. Die höchste Qualitätsstufe ist die «Denominazione di Origine Controllata e Garantita». Die Weine dieses Niveaus sind die edelsten Tropfen des Landes. Sie unterliegen strengen Vorschriften in Bezug auf die Weinbereitung und haben eine geregelte Flaschenform, Mindestreifezeit, Alkoholgehalt und selbst die Farbe und das Geschmacksbild sind vorgegeben. Ein staatliches Siegel garantiert die Qualität des Weines und bestätigt die Einhaltung der Vorschriften der Weinproduzenten.
Bedeutung des Weines
Dass Wein eine grosse Rolle im Lande spielt, zeigt sein Stellenwert in der italienischen Wirtschaft. Noch heute gilt der Weinhandel im Stiefel als einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes. Auch als Arbeitgeber ist die Weinindustrie und deren Weinproduzenten wichtig, da sie über einer halben Million Menschen einen Arbeitsplatz bietet und weitere zehntausend Stellen im Wein-Tourismus oder dem Marketing. Statistiken der Weinwirtschaft von 2013 belegen, dass Italien fast einen Viertel des globalen Weinmarktes beherrscht. Dank des Exports geniessen nicht nur die Einheimischen den italienischen Wein, sondern Menschen weltweit. Importierte Weine lassen sich im Stiefel jedoch kaum finden.
Text: Sara Culum
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